Sichtbar gut gelaunt empfängt Christian Roch Besucher im "Effizienzhaus Plus" in der Berliner Fasanenstraße. Roch arbeitet für die Hamburger Zebau GmbH und führt im Auftrag des Bundesbauministeriums durch das Gebäude. Er hat allen Grund, vergnügt zu sein: Die Energiebilanz des Hauses, die im Anfangsstadium enttäuscht hatte, ist deutlich besser geworden. "Wir hatten in dem Messjahr mit der zweiten Testfamilie, also 2014/15, einen Überschuss von 5.530 Kilowattstunden. Sogar wenn man den Strom für die Elektrofahrzeuge abzieht, bleibt ein Plus von 3.543 Kilowattstunden."
Grund ist ein stark verringerter Jahresstromverbrauch, der von ursprünglich 12.400 auf 7.960 Kilowattstunden gesenkt werden konnte. Christian Roch führt das auf "die neue Wärmepumpe, die thermische Abtrennung des Wohnzimmers mit einer Tür und die damit verbundene verringerte Vorlauftemperatur" zurück. Damit bestätigt sich die Kritik des Stuttgarter Fraunhofer-Instituts für Bauphysik an dem ursprünglich über das Treppenhaus bis in den ersten Stock völlig offenen Grundriss.
Diese Offenheit hatte eine Ausgleichsströmung von bis zu 1.500 m³ pro Stunde zugelassen, durch die die Heizflächen im ersten Stock zeitweise faktisch stillgelegt und im Endeffekt die Vorlauftemperatur auf ineffizient hohe Werte gesteigert wurden. Welchen Anteil die neue Rotex-Wärmepumpe mit regelbarem Verdichter und weitere Faktoren wie die Regelung der Lüftungsanlage an der besseren Bilanz haben, lässt sich nicht sagen, weil alle Änderungen gleichzeitig vorgenommen wurden.
Ob sich durch die nun erfolgte Abtrennung des Treppenhauses, das keine eigene Heizung hat, hier im Winter ein Kaltluftsee bildet, kann Roch nicht sagen – "die Testfamilie hat sich jedenfalls nicht über ein kaltes Treppenhaus beschwert." EnBauSa.de hätte auch darüber mit der Testfamilie gern selbst gesprochen, doch diese war dazu nicht bereit.
Zum Zeitpunkt der Begehung des Hauses an einem Augustnachmittag hätte man sich über kühle Luft durchaus gefreut. Es gibt im Gebäude keine aktive Kühlung, so dass sich durch die geöffneten Fenster allenfalls die Temperatur der Außenluft einstellt. Ab Oktober wird zwar einiges im Haus umgebaut werden. Ob nach dem Umbau die Wärmepumpe im folgenden Hochsommer auch zur Gebäudekühlung eingesetzt werden kann, ist aber noch nicht entschieden. Technisch müsste nur eine kurze Rohrverbindung zwischen der Wärmepumpe und der Lüftungsanlage hergestellt werden. Dagegen dürfte eher sprechen, dass durch den zusätzlichen Stromverbrauch die Bilanz etwas belastet würde.
Allerdings stellt sich die Frage, wie gut sich ein insgesamt für eine anspruchsvolle Käuferschicht ausgelegtes Haus ohne Kühlungsmöglichkeit verkaufen ließe. Derzeit haben in Deutschland nur etwa drei Prozent der Haushalte gekühlte Wohnräume, aber laut einer eben erschienenen Studie hat über ein Viertel der Befragten schon einmal darüber nachgedacht, eine Klimaanlage anzuschaffen.
Wie sich die neuen Daten des Messjahres 2014/15 auf die Jahresarbeitszahl der Wärmepumpe auswirken, ist bei der Zebau noch nicht genau bekannt. Christian Roch ist aber optimistisch: "Wir kommen vermutlich nahe an den projektierten Wert von 3,6 heran." Der Energiebedarf des Gebäudes konnte jedenfalls entscheidend abgesenkt werden.
Solarstromertrag weiterhin unter den Erwartungen
Praktisch nicht verändert hat sich dagegen der Ertrag der gut 171 Quadratmeter Solarmodule auf Dach und Fassade. Er war mit 16.625 Kilowattstunden pro Jahr projektiert worden. Auch 2014/15 waren es tatsächlich wieder nur 13.490 Kilowattstunden. Zunächst hatte es geheißen, die Einstrahlung sei im ersten Messjahr ungewöhnlich gering gewesen – ein Argument, das schon damals nicht durch meteorologische Daten bestätigt werden konnte und im nunmehr dritten Messjahr hinfällig ist: 2013/14 wurden sogar nur 12.644 Kilowattstunden gemessen. Christian Roch sagt, die "Verschattung durch die Nachbargebäude und Kunstwerke wurde bei der Planung nicht berücksichtigt." Dagegen heißt es auf einer Webseite des Ministeriums: "Bei der Simulation wurden auch die umliegenden Gebäude und ihr Verschattungspotential berücksichtigt."
Wie auch immer – der Ertrag bleibt offenbar dauerhaft um 20 Prozent unter den Erwartungen, und das, obwohl auch die zusätzliche Fläche der Vorplatzüberdachung, das sogenannte "Schaufenster", mit Solarmodulen belegt wurde. Ohne diese Fläche wäre rund 40 Prozent weniger Platz für Module – entsprechend läge der Ertrag auch in einem guten Jahr bei nur etwa 8.100 Kilowattstunden. Es wäre dann immer noch ein kleiner Überschuss vorhanden, der mit gut 100 Kilowattstunden aber bei weitem nicht ausreichen würde, um auch die "graue Energie" zurückzugewinnen, die im Material der Baukonstruktion und der technischen Gebäudeausrüstung steckt.
Christian Roch verweist darauf, dass man die Solarmodule auf dem Dach noch etwas dichter packen könne. "Außerdem ist der Wirkungsgrad heutiger Module höher als der der hier verbauten." Einzelheiten zu den Energieflüssen dürfte ein seit Juni angekündigter Bericht des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik enthalten. Von Alexander Morhart