Lüftungsanlagen werden nach Sanierungen zunehmend in Wohnungen eingebaut, in Büros gehören sie häufig schon zum Standard. Bei der Renovierung an Schulen wird an diesem Punkt noch gespart.
Eine Ausnahme sind die wenigen Schulen, die nach den Kriterien des Passivhausstandards gebaut worden sind. "Eine Sanierung im Passivhausstandard erfordert eine luftdichte Hülle, um die Wärmeverluste durch unkontrollierte Fugen zu vermeiden. Um den hygienischen Luftwechsel herzustellen, bauphysikalische Probleme zu vermeiden und Lüftungswärmeverluste durch Fensterlüftung zu unterbinden, ist der Einbau einer Lüftungsanlage unbedingt erforderlich", erklärt Marion Bartl vom Architekturbüro E3.architekten. Sie war für die Sanierung einer Schule im Passivhausstandard in Buchloe im Allgäu verantwortlich.
Diese Schule hat in den Sommerferien eine neue Fassade bekommen, die Lüftungsanlage folgt im nächsten Bauabschnitt. "Die vorhandene, nicht funktionierende Lüftungsanlage wird erneuert und als zentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung ausgeführt", ergänzt Bartl.
Die Kosten für die Anlage liegen bei zirka 380.000 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer. Die Bruttogrundrissfläche, die damit versorgt wird, beläuft sich auf 5.650 Quadratmeter. "Die Lüftungsanlage sorgt für eine konstante, einwandfreie Luftqualität, bessere Konzentrationsfähigkeit und Wohlfühlklima", sagt Bartl.
An Schulen in Skandinavien gehören Lüftungsanlagen bereits seit langem zum Alltag. Entsprechende Bestrebungen gibt es auch in Österreich. Insgesamt ist dort die Akzeptanz der Lüftung in Bildungseinrichtungen schon bereits heute deutlich größer als hierzulande. Knapp 60 Bildungseinrichtungen mit Lüftungsanlagen haben Forscher der FH Kufstein im Rahmen eines Projekts zur Klassenzimmerlüftung vor einem Jahr gezählt. Die Wissenschaftler haben Ziele entwickelt, die generell durch Klassenzimmerlüftung erreicht werden sollen:
- für den Schultyp und die Schülerzahl ausgelegte, aber bedarfsangepasste Luftmengen;
- hohe Luftqualität mit Filtern, die Luft soll nicht von der Straßenseite angesaugt werden, Berücksichtigung der Luftfeuchte;
- hoher thermischer Komfort ohne Zugerscheinungen;
- Schallschutz mit Schutz vor Außenlärm und möglichst geringem Lärmeintrag durch die Anlagen;
- Energieeffizienz;
- einfache Bedienung;
- und Langlebigkeit.
Für mehr Akzeptanz für die automatische Lüftung setzt sich mittlerweile auch die Energieagentur Nordrhein-Westfalen ein. "Wir sind gerade dabei, zu diesem Thema einen Workshop für unsere Kommunen vorzubereiten", berichtet Heinz-Jürgen Schütz, Energieberater der Behörde. Bislang werde in den Schulen häufig von 8 bis 16 Uhr das Fenster geöffnet, um für den notwendigen Luftaustausch zu sorgen. Das sei Energieverschwendung. Eine Finanzierung von Lüftungsanlagen sei über das Konjunkturpaket 2 möglich, sagt Schütz. pgl