Mit einem Herzschlagfinale ging am 27. Juni 2010 der Solar Decathlon Europe zu Ende. Mit der Fachhochschule Rosenheim auf Platz zwei und der Hochschule für Technik Stuttgart auf Platz drei hat sich Deutschland sehr gut geschlagen. Sieger wurde das Team Virginia Polytechnic Institute and State University mit dem Lumenhaus mit 811,8 Punkten. Die zweitplazierten Rosenheimer kamen auf 810,9, Stuttgart auf 807,4 Zähler. Als einziges Team waren die Amerikaner bereits beim Solar Decathlon 2009 in den USA angetreten, das dürfte ihnen eine gute Ausgangsposition und die notwendigen Erfahrungen verschafft haben.
Inspiriert hatte die amerikanischen Studentinnen und Studenten ein Entwurf des Bauhaus-Architekten Mies van der Rohe, das Farnsworth House in Plano. Wichtig war van der Rohe die Verbindung von innen und außen sowie die Reduktion auf das Wesentliche. Daran orientiert sich das Konzept des Lumenhauses. Lumen steht nach den Vorstellungen des Teams für die Kraft des Lichts, der zweite Bestandteil des Namens soll es in die Tradition des Bauhauses stellen. Als besonders wegweisend gilt das System der Verschattung, das schnell auf Lichtveränderungen reagiert und die Bewohnerinnen und Bewohner mit einem Maximum an Tageslicht versorgen soll.
Nach dem zweimaligen Sieg eines deutschen Teams beim amerikansichen Solar Decathlon in den USA hing die Latte für die deutschen Teams beim europäischen Wettbewerb hoch. Mit dem sehr guten Abschneiden haben sie die Erwartungen erfüllt, auch wenn es diesmal nicht ganz zum Gesamtsieg gereicht hat.
Einen Platz unter den ersten fünf hatte sich Sebastian Fiedler vom Team der Hochschule für Technik Stuttgart als Ziel gesetzt und mit einem Platz auf dem Treppchen dieses Ziel mehr als nur erreicht. "Wir sind alle sehr glücklich mit unserem Podestplatz in dieser Weltmeisterschaft", schrieb Jan Cremers, Projektleiter der Schwaben am Sonntag.
Das technologische Potential sei mit Sicherheit vorhanden, einen der begehrten Stockerlplätze zu erhalten, aber es gebe noch viele Unbekannte, meinte Marcus Wehner des Rosenheimer Teams vor dem Wettbewerb und ergänzte: "Wer gut vorbereitet ist, hat die Nase vorn." Das hat seine Mannschaft nun eindrucksvoll bewiesen.
Vier deutsche Teams sind an den Start gegangen, alle konnten sich unter den besten zehn platzieren und haben teilweise erste Plätze in Teildisziplinen erringen können. So haben sich die Schwaben den ersten Platz im Innovationswettbewerb gesichert. In diesem Wettbewerb wurden Punkte dafür vergeben, wie stark die Wettbewerbsbeiträge das Design eines Hauses, seiner Komponenten und Systeme verbessern und dies den Wert oder die Funktionsfähigkeit steigert.
Das Rosenheimer Team erhielt in der Bewertung der Einzeldisziplinen zwei dritte Plätze im Bereich Architektur sowie im Bereich Gebäudetechnik und Baukonstruktion. Für den Industrialisierungsgrad des Solarhauses wurde ein zweiter Platz vergeben. In punkto Komfort und Beleuchtung und im Endspurt am letzten Wettkampftag auch in den Disziplinen Energiebilanz und Appliances belegten die Bayern den ersten Platz. "Von der Entwicklung eines Entwurfs, der Planung und dem Bau des Hauses über die Suche nach Firmenpartnern und Verhandlungen mit Sponsoren bis zur Realisierung des Wettkampfes in Madrid haben die Rosenheimer Studierenden - mit Unterstützung durch Professoren der Rosenheimer Hochschule, Sponsoring- und Firmenpartnern - hauptverantwortlich gehandelt. Dafür gebührt ihnen die höchste Anerkennung", lobt Professor Mathias Wambsganß, Vizepräsident der Hochschule Rosenheim die Leistung.
Das Beleuchtungskonzept der Bayern hat die Jury der ADPI Lighting Association überzeugt und ihnen einen Sonderpreis eingebracht, der aber nicht in die Wertung eingeht. Das deutsche Team der Bergischen Universität Wuppertal kam hier auf Rang zwei. Das Team von Living Equia aus Berlin konnten den Platz für das beste Solarsystem erringen. pgl