Quelle: DEUTSCHE ROCKWOOL

Tübinger Vorhaben koppelt Energieeffizienz und barrierearmen Umbau

20 Projekte entwickeln Konzepte für altersgerechtes Wohnen

Ältere Menschen sollten bei einer Sanierung auch an Barrierefreiheit denken. Bild: Istock

20 Projekte entwickeln bis 2012 Konzepte zum altersgerechten Umbau von Gebäuden und Wohnquartieren. Dabei soll es auch um Synergien zwischen altersgerechtem Umbau und Energieeffizienz gehen.

Das Bundesbauministerium hat den Startschuss für 20 Pilotprojekte zur altersgerechten Sanierung von Gebäuden und Quartieren gegeben. Die Agentur für Klimaschutz Tübingen hat den Zuschlag für eines der Projekte erhalten. Das Besondere am Vorhaben der Schwaben: Sie wollen herausfinden, wie sich energieeffizientes Bauen und Sanieren mit altersgerechtem Umbau sinnvoll koppeln lässt. "Es war insgesamt auch die Zielsetzung, solche Synergien zu betrachten", erklärt Nina Demuth, Projektkoordinatorin beim  Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR).

"Das kann zum Beispiel heißen, dass bei einer Dämmung der Außenfassade Auffahrten zur Eingangstür integriert werden", sagt Bernd-Thomas Hamm, Geschäftsführer der Tübinger Agentur für Klimaschutz. Es kann aber auch bedeuten, dass beim Austausch von Fenstern solche mit niedrigen Griffen verwendet werden oder man bei der Sanierung den Balkon so anlegt, dass er barrierefrei begehbar und groß genug für das Manövrieren eines Rollstuhls ist.

Vor allem geht es Hamm aber nicht um technische Maßnahmen, sondern um die bessere Vernetzung der Akteurinnen und Akteure. Er hat ein Netzwerk von Energieberatern. Parallel dazu gibt es eine ganze Reihe von Organisationen, die sich um Belange älterer Menschen in der Neckarstadt kümmern. Wo sich zwischen diesen Akteuren Berührungspunkte ergeben, soll das Projekt erweisen, das jetzt angelaufen ist und bis 2012 abgeschlossen sein wird. Kooperationspartnerin ist die Fachhochschule für Forstwirtschaft in Rottenburg. Sie ist für die Evaluation zuständig.

Dass sich Synergien ergeben ist durchaus naheliegend. Hamm hat bei seinen Beratungen die Erfahrung gemacht, dass Beratung zur energetischen Sanierung häufig ein Thema der Generation 50+ ist. "Diese Gruppe hat ihre Häuser abbezahlt, geht an die Sanierung, denkt aber natürlich noch nicht unbedingt an Barrierefreiheit", beobachtet er. Das lasse sich aber manchmal gut koppeln, erste Ansätze versuche man derzeit in Beratungsgesprächen zu entwickeln, sagt Hamm gegenüber dem Online-Magazin EnBauSa.de.

Es mache von der praktischen Seite häufig Sinn, Umbaumaßnahmen zu kombinieren, um die Bauzeit zu verkürzen, meint auch Torsten Wiedemann, Referent für Wohnungswesen und Stadtentwicklung bei Haus und Grund Deutschland. Bei einem altersgerechtem Umbau könne die Kombination mit einer Maßnahme der energetischen Sanierung Vorteile bringen. "Aus Sicht von Selbstnutzern oder privaten Kleinvermietern kann die Verknüpfung aber auch problematisch sein, da diese mitunter nicht über die Mittel verfügen, beide Maßnahmen gleichzeitig durchzuführen", warnt er.

Auch das Ökozentrum Nordrhein-Westfalen, das als eines der 20 jetzt geförderten Projekte ein Qualifizierungsangebot entwickelt, legt Wert auf Synergien, "im Mittelpunkt steht jedoch der altersgerechte Umbau", betont Projektmitarbeiterin Annika Schlege. Geplant ist ein Qualifizierungsangebot für Experten. Mit an Bord sind die Handwerkskammer und der Bund Deutscher Baumeister. Verbessert werden sollen die Beratungsangebote. Veranstaltungen beteiligter Banken, die sich an Gebäudeeigentümer richten, sollen dabei helfen, deren Bedarf genauer kennenzulernen.

Parallel zum Start der Projekte gab es noch ein Bonbon aus dem Hause Ramsauer: Seit 1. Mai 2010 gibt es das Förderangebot "Altersgerecht Umbauen" zur Reduzierung von Barrieren im Wohnungsbestand auch mit einer Zuschussvariante. Antragsberechtigt sind private Eigentümer von Ein- und Zweifamilienhäusern beziehungsweise Eigentumswohnungen, Wohneigentümergemeinschaften sowie Mieter.

Gefördert werden unter anderem der Einbau von Aufzügen, die Überbrückung von Treppenstufen, die Verbreiterung von Türen oder die Anpassung von Bädern. "Die Einführung einer Zuschussvariante stellt für Privatpersonen, die keinen Finanzierungsbedarf haben oder aus Altersgründen keine Darlehen mehr aufnehmen möchten oder können, eine Alternative zur Darlehensvariante dar", sagt Axel Nawrath, Vorstand der KfW-Bankengruppe. Ab einer Investitionssumme von 6.000 Euro gibt es einen Zuschuss von fünf Prozent der förderfähigen Investitionskosten bis zu 2.500 Euro pro Wohneinheit. 117pgl

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