Quelle: DEUTSCHE ROCKWOOL

Probleme bereiten vor allem Mehrfamilienobjekte

17 von 20 Plusenergiehäusern erreichen Überschuss

Mittlerweile stimmt die Energiebilanz im Vorzeigeprojekt in der Fasanenstraße in Berlin. © P. Grund-Ludwig

Auf der Bautec in Berlin gab es Informationen zur Zwischenbilanz des Effizienzhaus-Plus-Programms des Bundes.

37 Projekte gibt es inzwischen im Effizienzhaus-Plus-Programm des Bundesumweltministeriums, und 20 davon haben bereits zwei Messjahre hinter sich. Aber bei der 5-Jahres-Zwischenbilanz, die Antje Bergmann vom Fraunhofer-Institut für Bauphysik (IBP) bei der Bautec in Berlin zog, stand am Beginn wieder einmal das Haus in der Berliner Fasanenstraße.

Nach diversen Schwierigkeiten in den ersten beiden Jahren konnte sie nun "einen Überschuss von zirka 5.500 Kilowattstunden" verkünden. Im dritten Messjahr haben die Solarmodule auf dem Dach nämlich rund 13.500 Kilowattstunden Strom geliefert, während im Haus nur etwa 8.000 Kilowattstunden gebraucht wurden. So weit ist man noch nicht in allen Gebäuden des Programms, und zwei davon, stellte Bergmann klar, werden das Ziel, mit dem Haus mehr Endenergie zu gewinnen als zu benötigen auch nicht mehr erreichen.

Konkret betrifft das zwei Mehrfamilienhäuser: Das in Tübingen (fernwärmeversorgt) und das kleinere der beiden Frankfurter Projekte (Cordierstraße; mit BHKW). Das Plus geschafft, wenn auch noch nicht im Regelbetrieb, hat dagegen das "Lavidaverde"-Gebäude: Im ersten Messjahr, das soeben abgeschlossen wurde, wurde dort ein Photovoltaik-Überschuss von 5.647 Kilowattstunden erreicht. Das einzige Mehrfamilienhaus, bei dem schon beide planmäßige Messjahre abgeschlossen sind, steht im oberbayrischen Bischofswiesen und hat mit durchschnittlich 15.372 Kilowattstunden pro Jahr den Planungswert von 10.885 mit Bravour übertroffen.

Und wie sieht es bei den anderen Gebäuden aus? "20 davon haben derzeit das Monitoring beendet", sagte Bergmann, und "17 Gebäude haben den Effizienzhaus-Plus-Standard erreicht."

Zwei Häuser mit ungewöhnlich hohem Energieüberschuss

Beim Endenergieüberschuss im Jahressaldo, den die Fraunhofer-Forscher auf den Quadratmeter EnEV-Nutzfläche bezogen haben, stechen zwei Häuser hervor, allen voran das Einfamilienhaus im sächsischen Weifa mit einem Überschuss von etwas mehr als 70 Kilowattstunden pro Jahr und Quadratmeter - die 15 Konkurrenten schaffen nicht einmal die Hälfte davon. Auf Details des Hauses ging Antje Bergmann nicht ein, doch ein Blick auf den "erweiterten Steckbrief" zeigt: Ein bisschen ist es mit dem sächsischen Wunderhaus wie mit dem in der Fasanenstraße.

Der Haken ist eine Bonusfläche, die in diesem Fall nicht eine Überdachung betrifft, sondern einen unbeheizten "Schuppen", der aber sogar an der Fassade wie das gesamte Satteldach mit Photovoltaikmodulen überzogen ist, so dass auf die Nutzfläche von 256 m² sage und schreibe 213 m² Modulfläche kommen. Doch auch die Verbrauchsseite trägt ihren Teil zur Extrembilanz bei: Passivhausstandard, Außenwände mit einem U-Wert von 0,10 W/m²K sind die Stichworte. Interessantes Detail: Die Luftwärmepumpe besorgt nur die Trinkwassererwärmung. Für die Beheizung wird Strom direkt in eine elektrische Fußbodenheizung geschickt. Während nach der Auslegung 76 Prozent des Photovoltaikstroms ins Netz gehen, werden andersherum für die Strom-Direktheizung und den Wärmepumpenstrom jährlich 1.591 Kilowattstunden aus dem Netz bezogen - mutmaßlich zum großen Teil im Hochwinter, wenn das Netz ohnehin hoch belastet ist.

Heizung basiert auf Strom

Der zweite Endenergieüberschuss-Sieger ist ein Einfamilienhaus in Lüneburg mit einem Jahresplus von fast 50 Kilowattstunden pro Quadratmeter, und hier wurde die Nur-Strom-Philosophie noch ein Stück weiter getrieben. Nicht nur die gesamte Heizung (abgesehen von der Lüftungswärme-Rückgewinnung) erfolgt mit Strom-Wandheizungen, sondern auch das Trinkwasser wird schlicht mit Durchlauferhitzern heiß. Wieviel Strom ins und aus dem Netz geht, ist nicht angegeben, die Dimension dürfte aber ähnlich sein wie in Sachsen.

Abgesehen von diesen beiden Ausreißern sind die Jahres-Endenergieüberschüsse der 15 anderen Plusenergiehäuser ziemlich gleichmäßig zwischen wenigen Kilowattstunden pro Quadratmeter und einem Wert von 30 kWh/m² verteilt. Von den drei Gebäuden, die das Plus nicht geschafft haben, sind zwei Fertighäuser.

Während diese nur knapp am Ziel vorbeigeschossen sind, ist das beim Velux-Haus in Hamburg mit einem Defizit von rund 20 kWh/m² anders. Allerdings handelt es sich dabei nicht um einen Neubau, sondern um eine Modernisierung eines 50er-Jahre-Objekts.

Gleichmäßige Photovoltaikerträge

Bei einer Übersicht der Photovoltaikerträge, jetzt bezogen auf den Quadratmeter beheizte Fläche, geht es noch gleichmäßiger zu: Sieht man von den erwähnten Überfliegern in Weifa und Lüneburg ab sowie einem weiteren Haus im badischen Unterkirnach und dem in Berlin, pendeln die meisten Jahreserträge um 60 kWh/m².

Größere Unterschiede gibt es dann wieder beim Photovoltaik-Eigennutzungsgrad. Im Gebäude genutzt werden durchschnittlich 27 Prozent der Photovoltaikerträge, bei Extremwerten von gut 10 und 50 Prozent. Als Faustregel aus den ganzen Projekten leitet Antje Bergmann ab, "dass wir zirka 0,5 Quadratmeter Photovoltaikfläche pro Quadratmeter Wohnfläche benötigen, um auch das Plus erzielen zu können." Was auch wichtig sei - und hier scheint ein bisschen die Sisyphusarbeit durch, die die Fraunhofer-Forscher leisten: dass man "richtig mit den Handwerkern kommuniziert, dass die richtigen Zähler eingebaut werden, und dass die Zähler auch das messen, was sie messen sollen (...). Dass man die Hauptzähler monatlich auch mal händisch abliest."

Während bei den Energiewerten offenbar sehr akkurat berichtet wurde, war das bei anderen Angaben nicht der Fall. Zum Beispiel sind die in den "erweiterten Steckbriefen" genannten Baukosten offenbar nicht abgerechnete, sondern die ursprünglich geplanten Kosten. Auch wenn inzwischen reale Kosten bekannt sind, wie zum Beispiel beim Projekt "Lavidaverde" (2,9 statt ursprünglich 2,184 Millionen Euro), wurden bei der Veranstaltung in Berlin sowohl in Vorträgen als auch auf einem Plakataushang weiter die 2,184 Millionen Euro genannt. von Alexander Morhart

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