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Förderung soll nicht in erster Linie Eigenverbrauch stärken

Solarverband will Anreizprogramm für PV-Stromspeicher

Speicher sollen nicht in erster Linie Eigenverbrauch stärken. © Fotolia

Batteriespeicher seien bislang unwirtschaftlich, so der BSW. Ein Marktanreizprogramm soll die Systeme über die Rentabilitätsschwelle heben.

Der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) hat beim Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE eine Studie über Solarstrom-Speicher in Auftrag gegeben, deren Ergebnisse jetzt vorliegen. Demnach können dezentrale Speichersysteme zur Netzentlastung beitragen und damit einen sinnvollen Beitrag zur Energiewende leisten. "Wir treten deshalb für den sofortigen Beginn eines Marktanreizprogramms für Batteriespeicher ein", sagte BSW-Geschäftsführer Jörg Mayer jetzt in Berlin.

Für das von der Bundesregierung bereits in Aussicht gestellte Förderprogramm formuliert Mayer drei Prämissen. Die erste: Die geförderten Speicher müssen "netzdienlich" sein, sollen also nicht in erster Linie den Eigenverbrauch der Anlagenbetreiber unterstützen.

Zweite Voraussetzung aus Sicht des BSW: Ziel der Förderung müsse die technische und wirtschaftliche Marktfähigkeit der Speichersysteme sein. Will sagen: Wenn in einigen Jahren der energiewirtschaftliche Bedarf für Batteriespeicher tatsächlich vorhanden ist, soll die Technologie bezahlbar sein. Deshalb sei ein Start der Förderung noch dieses Jahr wichtig.

Dritte Prämisse: Der PV-Anlagenbetreiber behält die Hoheit über die Anlage, nicht der Netzbetreiber. Das heißt, die Regelung der Anlage unterliegt dem Betreiber der PV-Anlage.

"Konventionelle Speicherung hat keinen Entlastungseffekt für die Stromnetze", begründet Bernd Engel die Forderung nach netzdienlichen Speichern. Denn konventionell betriebene Speicher beladen sich sofort mit Strom, auch wenn er gerade nicht gebraucht wird. Engel ist Netzexperte und Sprecher der Fachgruppe Netzfragen im BSW-Solar. Netzdienliche Solarbatterien dagegen speichern den Sonnenstrom, wenn es zur Entlastung der Stromnetze am sinnvollsten ist. Engel: "Um eine Netzdienlichkeit zu erreichen, brauchen wir ein Energiemanagement im Haus. Wir müssen die Stromeinspeisung in der Mittagsspitze kappen".

Wie das funktionieren kann, zeigt die Speicherstudie 2013 des Fraunhofer ISE. Demnach tragen Solarbatterien in Verbindung mit einer Fotovoltaik-Anlage zur Entlastung der Stromnetze bei, wenn sie in der Mittagszeit laden und die Einspeisung ins Netz in den Vormittags- und Abendstunden erfolgt.

Der Studie zufolge können netzdienliche Batterien Einspeisespitzen so um bis zu 40 Prozent reduzieren, ohne dass die PV-Anlage abgeregelt werden muss. Damit könne die Kapazität bestehender Stromnetze ohne zusätzlichen Ausbau um bis zu 66 Prozent gesteigert werden – ein wichtiger Beitrag zur Reduzierung von Netzengpässen.

Netzoptimierte Batteriesysteme haben laut der Studie noch zwei weitere positive Effekte: "Sie tragen zur Stabilisierung der Netz-Spannung und -Frequenz bei und können Netzausfälle überbrücken", erläutert Christof Wittwer, Abteilungsleiter Intelligente Energiesysteme beim Fraunhofer ISE. Das reduziere auch die Nutzung teurer Kraftwerke, die nur selten gebraucht, aber für Engpässe vorgehalten werden müssen.

Nicht zuletzt wirken sich Fotovoltaik-Batteriespeicher auch auf die EEG-Umlage aus, so der BSW. Denn jede vom Betreiber der PV-Anlage selbst verbrauchte Kilowattstunde Solarstrom werde nicht vergütet. Für im Januar diesen Jahres installierte Anlagen sind das immerhin zwischen 16 und 17 Cent pro Kilowattstunde. Zwar zahle der Anlagenbetreiber auch nicht die EEG-Umlage von 5,27 Cent, unterm Strich werde das EEG-Konto durch die vermiedene Vergütung aber deutlich entlastet.

Zudem wirke sich die "Glättung" der Einspeisespitzen von Solarstrom positiv auf die EEG-Umlageberechnung aus. Schließlich müsse der Strom nicht mehr dann an der Börse verkauft werden, wenn das Angebot besonders groß und die Preise besonders niedrig sind.

"Wir brauchen jetzt eine Initialzündung für dezentrale Batteriesysteme am Markt", unterstreicht BSW-Chef Jörg Mayer seine Forderung nach einem Marktanreizprogramm. "Nur so können wir rasch Fortschritte auf technischer Seite und vor allem bei den Kosten erreichen."

Die derzeit diskutierte Förderung reiche nicht aus, um eine Solarstrom-Speicher wirtschaftlich betreiben zu können. Die Kosten für einen Speicher für eine 5 Kilowattpeak-Anlage liegen Mayers Angaben zufolge derzeit noch bei etwa 6.000 bis 10.000 Euro. Das sei durch den Eigenverbrauch – auch mit Förderung – nicht zu refinanzieren. Zumal die voraussichtliche Lebensdauer der Speicher deutlich unter der einer PV-Anlage liege.

Je nach Nutzungsverhalten müsse man davon ausgehen, dass im Laufe des Betriebs einer PV-Anlage der Speicher mindestens einmal ausgetauscht werden müsse. Damit bleibt der Betrieb einer eigenen Solarbatterie auch mit Marktanreizprogramm etwas für Idealisten. Aber, so betont Mayer: Vielen PV-Anlagen-Betreibern gehe es auch um die Unabhängigkeit vom Stromlieferanten – und die ist mit einem eigenem Speicher im Haus zweifelsohne wesentlich höher. von Alrun Jappe / 117pgl

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