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PV-Anlagen bergen Risiken des Stromschlags

Richtige Sanierung nach Hochwasser ist entscheidend

Im Fall einer Überschwemmung bleibt Spannung zwischen PV-Anlage und Wechselrichter. © S. Thole

PV-Anlagen können bei Überflutung gefährlich sein, weil Strom fließt, so lange Sonne auf die Module scheint. Dämmung nimmt unterschiedlich viel Wasser auf.

Nach den heftigen Starkregenfällen der vergangenen Wochen steht in vielen Gebäuden nach Hochwasserschäden die Sanierung an. Der TÜV Rheinland warnt vor Stromschlägen bei PV-Anlagen in gefluteten Kellern, in denen die Wechselrichter sind. Bei der Sanierung von Dämmung im Keller und an der Fassade kommt es darauf an, die Materialeigenschaften zu beachten.

Auf eine oft unterschätzte Gefahrenquelle weist der TÜV Rheinland hin. Auch wenn das Stromnetz abgeschaltet ist, besteht das Risiko eines Stromschlags, wenn PV-Anlageninstallationen mit Wechselrichter und Anschluss an das Stromnetz in überfluteten Hausbereichen sind.

Willi Vaaßen, Fachmann von TÜV Rheinland: "Solange die Installationen der Solaranlage noch unter Spannung stehen könnten, dürfen die gefluteten Räume niemals betreten werden." Energieunternehmen schalten das Wechselstromnetz bei Überflutung ab, aber die Gleichspannungsleitungen und Anschlusspunkte zwischen den Photovoltaik-Modulen auf dem Dach des Hauses und dem Wechselrichter stehen weiter unter Spannung, wenn Licht auf die Photovoltaik-Module fällt. Eine Ausnahme sind Anlagen, die über einen separaten Schalter an den Modulen stillgelegt werden können.

Lüften verhindert die Bildung von Knallgas

Eine weiteres Risiko besteht, wenn sich der Wechselrichter in einem kleinen geschlossenen Kellerraum befindet, der längere Zeit unter Wasser steht: An den Verbindungen der Solaranlagen können – abhängig von der Sonneneinstrahlung – Ströme zwischen Plus- und Minuspol durch das Wasser fließen. Dieser Strom ist in der Lage, elektrolytische Vorgänge auszulösen.

Das heißt: Das Wasser wird in Wasser- und Sauerstoff gespalten. Willi Vaaßen: "Sammelt sich Wasserstoff in schlecht gelüfteten Räumen, steigt das Explosionsrisiko, sobald eine Zündquelle ins Spiel kommt. Deshalb ist das wichtigste, bei beginnenden Aufräumarbeiten offenes Feuer unbedingt zu vermeiden und die Räume sofort sehr gut zu lüften."

Elektriker sollte Generator abklemmen

Generell empfehlen die Fachleute von TÜV Rheinland, Häuser mit Solaranlagen, deren Solargeneratoren nicht oberhalb der Überflutung abzuschalten sind, durch einen ausgebildeten Elektriker in der Nähe des Generators abklemmen zu lassen. Beim Sinken der Flut und Beginn der Aufräumarbeiten sollten die Anlagen zunächst von ausgebildeten Elektrikern und Installateuren kontrolliert werden. Diese können mögliche Gefahren schnell ausschließen und notfalls die Anlage fachmännisch stilllegen, bis die elektrischen Anlagen trockengelegt und auf Schäden kontrolliert worden sind.

Die Überflutungen der Dämmung betreffen in der Regel Keller, Erdgeschoß und erstes Obergeschoß. Das Austrocknungsverhalten der Dämmung ist sehr unterschiedlich und hängt auch vom Material ab. Die meisten Bau- und Dämmstoffe haben in ihrer Struktur große und kleine Hohlräume - Poren oder Zellen - die mit Luft oder Zellgas gefüllt sind. Zudem gibt es bei vielen Stoffen Kapillare, in denen Wasser besonders gut transportiert wird und sogar nach oben steigen kann. Beim Untertauchen dringt Wasser in diese Materialien ein und verdrängt die Luft aus den Hohlräumen. Je nach der Größe der Poren und Kapillaren geht das unterschiedlich schnell. Große Hohlräume füllen sich deutlich schneller mit Wasser als kleine Hohlräume.

Dämmung nimmt unterschiedlich viel Wasser auf

Materialien mit dichter Struktur wie Beton oder geschlossenen Zellhohlräumen wie extrudiertes Polystyrol (XPS), Polyurethan (PU) und Schaumglas (CG)) nehmen in der Regel kein oder nur sehr wenig Wasser auf. Perimeterdämmungen für Dämmung im Erdreich oder Sockel sind ohnehin so getestet, dass sie nur wenig Wasser aufnehmen. Expandiertes Polystyrol (EPS) nimmt ebenalls nur wenig Wasser auf. Offenzellige anorganische Dämmstoffe wie Minerwalwolle sind wasserabweisend behandelt und können dennoch aufgenommenes Wasser aufgrund ihrer offenen Struktur relativ rasch wieder abgeben. Ob Schäden auftreten, hängt hier in der Regel nicht nur von der Durchfeuchtung ab, sondern auch davon, ob weitere Lasten durch in ein Gebäude eindringendes Wasser wirken.

Bei losen Dämmungen, die zum Beispiel im zweischaligen Mauerwerk und bei Holzständerbauweise, eingesetzt werden kann es dazu kommen dass sich das Material nach dem Trocknen setzt und sich Hohlräume bilden. Nachweisen lassen sich diese Lücken per Thermographie, aber erst dann, wenn die Heizperiode beginnt und die Temperaturunterschiede zwischen drinnen und draußen hoch sind. Bei organischen Dämmstoffe raten Experten zu einem Ausbau der Dämmschichten, um Fäulnis zu vermeiden.

Auf jeden Fall macht es Sinn, nach und während der Sanierung die Luftfeuchte zu messen um sicher zu sein, dass alle Feuchtequellen entdeckt und beseitigt wurden. von Pia Grund-Ludwig

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