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Änderung der Einspeisevergütung lockt neue Akteure

Novelle des Eigenverbrauchs birgt noch Tücken

Eigenverbrauch von Solarstrom bringt seit Juli 2010 mehr Geld. Bild: Aleo Solar

Seit Juli 2010 gibt es mehr Geld für selbst verbrauchten Solarstrom. Noch sind die Regelungen aber an manchen Stellen unausgegoren.

Der Eigenverbrauch von Solarstrom soll mit der im Sommer 2010 erfolgten Novelle der Einspeisevergütung für Fotovoltaik gestärkt werden. Solarunternehmen und Stromerzeuger reagieren darauf mit neuen Offerten. Die Regelungen seien ziemlich kompliziert, so eine Umfrage des Bundesverbands Solarwirtschaft. Auf neue Tricks der Netzbetreiber, die Kunden trotz Eigenverbrauchs für Netzstrom zur Kasse zu bitten verweist Susanne Jung vom Solarförderverein im Gespräch mit EnBauSa.de.

Seit Juli 2010 erhält ein Hausbesitzer, der seinen Strom selbst verbraucht, pro Kilowattstunde rund 3,6 Cent mehr als ein regulärer Solarstrom-Einspeiser. Übersteigt der Eigenverbrauchsanteil 30 Prozent des Gesamtverbrauchs, bekommt er für den darüber liegenden Anteil sogar 8 Cent mehr als für die reguläre Einspeisung.

Diese Regelung stößt bei Experten nicht nur auf Begeisterung. Sie mache die Abrechnung komplizierter, monierten 42 der befragten Experten bei einer Umfrage des Bundesverbands Solarwirtschaft. Ein Fachgespräch der Clearingstelle EEG hatte weitere offene Fragen beim Eigenverbrauch von Solarstrom zum Thema.

Einer der Kritikpunkte: Die Novelle spricht beim Eigenverbrauch vom "Verbrauch durch Dritte", der in "unmittelbarer räumlicher Nähe" ebenfalls als Eigenverbrauch anrechenbar ist. Sowohl der Begriff des Dritten als auch der Begriff der räumlichen Nähe sei aber nicht rechtssicher, kritisiert Susanne Jung. Da müsse der Gesetzgeber dringend für mehr Klarheit sorgen, wenn der Eigenverbrauch wirklich gestärkt werden soll. "Der Solarstromverkauf an Dritte findet bislang kaum statt, die Abrechnung ist viel zu kompliziert", meint auch der Bundesverband Solarwirtschaft. Musterurteile zur Begriffsklärung gibt es bislang nicht.

Jung hat im Gespräch mit EnBauSa.de auf ein weiteres Problem hingewiesen. Netzbetreiber machten wohl zunehmend Probleme beim Phasenausgleich bei der Einspeisung von Solarstrom. Zum Hintergrund: Bei Privathaushalten wird der Strom, der von einer Solaranlage kommt, über drei Phasen verteilt, an denen dann unterschiedliche Geräte hängen können. Verbraucht nun ein Gerät auf Phase 1 mehr Strom als auf seiner Phase verfügbar ist, wird dieser aus dem öffentlichen Netz gezogen. Gleichzeitig wird aber im gleichen Haushalt auf den Phasen zwei und drei Strom eingespeist. Der Eigenverbrauch ist also eigentlich höher als der auf Phase 1 gemessene. Das können Zähler ausgleichen und gegeneinander verrechnen, und laut EEG ist das auch zulässig.

"Allein in dieser Woche sind bei uns drei Meldungen von unterschiedlichen Netzbetreibern eingegangen, die diesen Phasenausgleich einfach abschalten", erklärt Jung. Wenn ein Zähler neu installiert wird, müssen die Anlagenbetreiber darauf achten, dass der Phasenausgleich erfolgt. Auch bei bereits installierten Anlagen sollten sie dies überprüfen. In der Regel liegt der Eigenverbrauch bei 20 Prozent des Stromverbrauchs. Bei deutlich geringeren Werten lohnt sich die Nachfrage beim Netzbetreiber.

Gleichzeitig forcieren Akteure der Solarbranche, aber sogar mittlerweile auch Stromanbieter Lösungen, die den Eigenverbrauch messbar machen und Optimierungsmöglichkeiten erschließen. So wirbt Yello seit Anfang November ein Monitoring-Werkzeug, das den Eigenverbrauch ausweist. Der Vertrieb hat in den Pilotgebieten in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Niedersachsen begonnen. Die einmaligen Kosten sind abhängig von der Größe der jeweiligen Anlage. Neben der Installationsgebühr ist eine monatliche Grundgebühr von 7,90 Euro fällig.

Ähnliches offeriert auch Conergy mit der Vision Box. Allerdings wird die Box verkauft, monatliche Gebühren fallen nicht an. Das Hamburger Unternehmen hatte im Frühjahr 2010 ein Pilotprojekt gestartet, seit Oktober 2010 sind die entsprechenden Produkte im Handel. Der Einkaufspreis der Box für Installateure liegt bei zirka 700 Euro, Endverbraucher zahlen zum Teil deutlich mehr.

Schücos Datenlogger Sunalyzer Web PR zielt ebenfalls auf private Endkunden. Aleo Solar hat den Solarlog 1000 im Programm. Er kann Verbrauchsgeräte über programmierbare Steckdosen ansteuern. IBC kombiniert in seinem Produkt Solguard die Überwachung der Solarstromanlage mit der Optimierung des Eigenverbrauchs.

Conergy arbeitet außerdem an Lithium-Ionen-Batterien zur Zwischenspeicherung von Solarstrom, und will diese nach einer Testphase bis in zwei Jahren marktreif haben. Auch Solarworld will eine Lösung mit Batterien anbieten. Während Solarworld für seine Fotovoltaik-Module 25 Jahre Leistungsgarantie gibt, werde die Batterie wohl schon nach spätestens 10 Jahren ausgetauscht werden müssen, sagte Solarworld-Sprecher Milan Nitschke gegenüber EnBauSa.de. Eine Batterie mit 20 Jahren Lebensdauer lasse sich "nicht zu vertretbaren Preisen anbieten."

Genau das verspricht aber Dispatch Energy. Das Unternehmen hat in Kooperation mit zwei Fraunhofer-Instituten ein Batteriekomplettsystem entwickelt, das über die gesamte Lebensdauer einer Fotovoltaik-Anlage genutzt werden kann. Einen konkreten Preis könne er im Moment noch nicht nennen, sagt Gerold Neumann, Technologiechef bei Dispatch Energy. Man sei noch nicht in der Serienfertigung. Der Preis werde aber auf jeden Fall marktfähig sein.

Die Zahl der Voranfragen sei enorm, und zwar nicht nur von Betreiber von Solarstromanlagen, sondern auch aus dem Bereich der Kraft-Wärme-Kopplung. Im nächsten Jahr könne er 100 Geräte liefern, in Großserie in zwei Jahren 1.000 Stück pro Jahr.

Von unserer Redakteurin Pia Grund-Ludwig

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