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Fukushima und gute Konjunktur sorgen für PV-Umsatz in Deutschland

Interesse an Fotovoltaik wächst wieder

Interesse an Fotovoltaik nimmt wieder zu. © Solarworld

Die Reaktorkatastrophe in Fukushima führt bei vielen dazu, dass sie darüber nachdenken, in Fotovoltaik zu investieren. Auch die generelle Konkunktur belebt das Geschäft mit PV.

Die Reaktorkatastrophe in Fukushima hat die Debatte um den schnelleren Umstieg auf erneuerbare Energien auf politischer Ebene forciert. Gleichzeitig gibt es ein Umdenken der Konsumenten: Solarhändler bemerken ein deutliches Nachfrageplus für Fotovoltaik in den vergangenen Wochen. Auch die bessere Konjunktur sorgt für stärkere Nachfrage.

"Seit den Ereignissen in Japan ist eine steigende Nachfrage nach Fotovoltaikanlagen spürbar. Viele nehmen die Reaktorkatastrophe zum Anlass, umweltfreundlichen Strom zu produzieren", berichtet etwa Günter Haug, Geschäftsführer des Tübinger Solargroßhändlers MHH Solartechnik. Es sei noch zu früh, um dazu eine verbindliche Aussage zu treffen, meint Milan Nitzschke vom deutschen Modulhersteller Solarworld. Er sieht zumindest mehr Interesse potentieller Kunden: "Es gehen seit der Japan-Katastrophe vermehrt Anrufe von Endverbrauchern bei uns ein, die sich über Fotovoltaik informieren wollen." Im Vergleich zum Vorjahr vermeldet Hendrik Lemmer von Quotatis, einer Plattform zur Auftragsvermittlung, ein deutliches Plus an Anfragen aus dem Bereich der Stromerzeugung mit PV: "Die Zahl der Anfragen über unsere Seite ist in diesem Bereich um 50 Prozent gestiegen, die komplette Steigerung gab es nach dem Reaktorunfall in Japan." Auch Partner, die Quotatis-Anfragen vermitteln hätten ein deutliches Plus zu verzeichnen, sagt er.

Nicht nur Fukushima, auch die Konjunktur sei verantwortlich für das Auftragsplus, sagt Daniel Pohl von EuPD Research. "Generell rechnen wir in den nächsten Wochen mit einem merklichen Anziehen der Nachfrage. Dies wird jedoch weniger von den Ereignissen in Japan oder dem Atomausstieg gesteuert, als vielmehr durch die konjunkturelle Entwicklung. Nach einem für Deutschland doch recht harten und langen Winter werden die Installationen in den Sommermonaten die Nachfrage wieder beleben."

Zu Lieferengpässen japanischer Fotovoltaik-Hersteller komme es bislang nicht. "Wir haben mehrere japanische Hersteller im Programm, die jedoch alle im Süden Japans produzieren. Sie berichten, dass es bislang keine Produktionseinschränkungen gibt und damit keine Lieferengpässe erwartet werden", berichtet Haug. Pohl bestätigt das:"Nach offiziellen Statements der japanischen Unternehmen läuft die Produktion trotz der in Teilen des Landes spürbaren Schäden durch Erdbeben und Tsunami ohne größere Störungen."

Kleinere Engpässe gebe es allerdings im Bereich der Logistik und bei der Zuführung von Rohstoffen und Materialien, aber auch durch die nach wie vor gestörte Stromversorgung im Land. Das sei aber für den Weltmarkt nicht relevant. Außerdem stellten viele japansiche Hersteller auch Teile ihrer Produktion marktnah im Ausland her. Derzeit seien ohnehin die Lager der Hersteller als auch Großhändler noch gut gefüllt, "erst wenn sich dieser Lagerstau gelöst hat, würden sich etwaige Produktionsengpässe auswirken", betont Pohl.

Derweil packen die Forschungsinstitute aus dem Umfeld Erneuerbarer Energien Studien aus, die Argumente für Versorgungs- und Netzsicherheit bei einem schnelleren Umstieg liefern. Das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung (ZSW) argumentiert, dass Strom aus Sonne, Wind, Biomasse und Wasserkraft imstande sei, in Kombination mit dezentralen hocheffizienten Gaskraftwerken in neun Jahren den Wegfall der Kernenergie auszugleichen, ohne dass eine Stromlücke entsteht. Zu den notwendigen Rahmenbedingungen gehören aus Sicht des ZSW Speichertechnologien sowie eine Modernisierung der Netzinfrastruktur. Werde der Netzausbau beschleunigt sowie Speicher und Verfahren zum Lastmanagement entwickelt, sei eine 100-prozentige Ökostromversorgung deutlich vor 2050 möglich, sagt Professor Frithjof Staiß, Geschäftsführender Vorstand des ZSW.

Staiß hält zudem eine verstärkte Einbindung dezentraler gasbetriebener Stromerzeugung in Kraft-Wärme-Kopplung für notwendig. Der Umbau müsse vorfinanziert werden. Dies ist aber nicht mit einem sprunghaften Strompreisanstieg verbunden. Durch weitere Kostensenkungen im Bereich der Ökostromerzeugung und gleichzeitig steigende Preise etwa für fossile Energieträger und Emissionszertifikate werde die Versorgung mittelfristig sogar deutlich kostengünstiger sein als im heutigen System, verspricht Staiß.

Mit der stabilen Stromversorgung aus Erneuerbaren Energien und der Netzstabilität beschäftigt sich ein nun startendes Forschungsprojekt "Kombikraftwerk 2" des Fraunhofer-Instituts für Windenergie und Energiesystemtechnik (IWES) gemeinsam mit neun Partnern aus Wirtschaft und Wissenschaft. Die Forscher testen die Verknüpfung und zentrale Steuerung von Windanlagen, Biogaskraftwerken und Solarstromanlagen. Mit dem Fokus auf die System- und Netzintegration knüpft das "Kombikraftwerk 2" an sein Vorgängerprojekt an, das bereits 2007 eine bedarfsgerechte Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien nachgewiesen hatte. "Ein vollständiger Umstieg auf regenerative Energien ist aus Gründen des Klimaschutzes und angesichts endlicher fossiler Ressourcen unumgänglich. Die Frage ist, was das für die heutige Struktur der Stromversorgung bedeutet, für Übertragungsnetze und Energiespeicher", sagt Kurt Rohrig, stellvertretender Leiter des IWES in Kassel. Der Praxistest werde zeigen, dass bei einem Umstieg auch bei Flaute die Lichter nicht ausgehen. pgl

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