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Solarthermie spielt bei den jetzt gebauten Objekten eine marginale Rolle

CEP stellt Konzepte für Plusenergiehaus vor

Thomas Stark betont Notwendigkeit guter Architektur bei Energieeffizenz. © Grund-Ludwig

Wie Plusenergiehäuser aussehen und in Quartiere integriert werden können war Thema des Forums Energie-Plus-Gebäude im Rahmen der CEP in Stuttgart.

Mit der Konzeption von Energieplushäusern beschäftigte sich das zweite Forum Energie-Plus-Gebäude im Rahmen der Stuttgarter Messe Clean Energy and Passivhouse. Vieles ist derzeit bei diesen Hauskonzepten noch im Fluss, aber eines kristallisierte sich in der Debatte erneut heraus: Solarthermie kann sich gegen strombasierte Konzepte im Moment kaum behaupten.

Eine der Fragen sei es, ob Plusenergiehäuser der Solarthermie neue Chancen bringen oder ihren Tod, brachte es Professor Thomas Stark von der Hochschule Konstanz Technik, Wirtschaft und Gestaltung auf den Punkt. "Das Thema Solarthermie ist heiß", ergänzte Hans Erhorn, Abteilungsleiter Wärmetechnik am Fraunhofer-Institut für Bauphysik (IBP). Für Professor Norbert Fisch von der TU Braunschweig ist die Antwort klar: "Die Solarthermiker haben die Hausaufgaben der Verbilligung der Systeme nicht gemacht." Deshalb sei Fotovoltaik aus seiner Sicht konkurrenzlos.

Erhorn stellte die ersten Objekte vor, die für das Monitoring des Bundesbauministeriums zum Thema Effizienzhaus Plus ausgewählt wurden. 15 Häuser sollen in den nächsten Jahren im Realbetrieb messtechnisch begleitet werden. Seine Beobachtung zu den bislang eingereichten Gebäuden: "Nur wenige der Häuser halten sich scharf an die Passivhausgrenzen beim Heizwärmebedarf, sie liegen eher bei zirka 20 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr." Zulässig im Passivhaus wären 15 kWh/m2a.

Und: Ein Schwerpunkt der bislang genehmigten Projekte liegt im Westen und Südwesten der Republik. Darunter sind auch Beispiele aus dem Fertighauspark in Köln/Frechen. Dort zeigen derzeit einige Unternehmen Konzepte für Effizienzhaus-Plus-Häuser, die viele Gemeinsamkeiten und einige Unterschiede aufweisen.

Eine Gemeinsamkeit sind strombetriebene Wärmepumpen, "wir glauben, dass noch andere Lösungen wie Gas-Wärmepumpen kommen werden", ergänzte IBP-Experte Erhorn. Eine weitere Gemeinsamkeit ist die installierte PV-Leistung. Sie liegt zwischen 9 und 15 Kilowatt Peak Spitzenleistung.

Unterschiede gibt es bei der Dämmung. Weberhaus zeige ein Gebäude, das sich beim Wärmeschutz an einem guten KfW-55-Niveau orientiere, Schwörerhaus sei "extrem energiesparsam in der Gebäudehülle" mit sehr niedrigem U-Wert beim Dach, und Vierfachverglasung, sagte Erhorn. Bien Zenker sei beim Demo-Gebäude etwas moderater bei den U-Werten, Hufhaus muss aufgrund der größeren Fenster besonders auf guten Wärmeschutz achten und hat mit 15 Kilowatt Peak bei weitem die größte PV-Anlage installiert.

Norbert Fisch stellte sein Wohnhaus vor, das seit gut einem Jahr in Warmbronn nördlich von Stuttgart steht und im Rahmen des Pilotprojekts ebenfalls im "Realbetrieb" von einer Familie bewohnt und meßtechnisch begleitet wird. Ein Thema, das ihn aber noch viel mehr beschäftige als die Sanierung einzelner Häuser, sei die zukunftsfähige Gestaltung kompletter Quartiere, sagte Fisch. Er stellte erste Pläne für eine Plusenergiehaus-Siedlung vor, die im Stuttgarter Stadtteil Heumaden entstehen soll. Geplant war dort neben Fotovoltaik auch die Installation von Hybridsystemen aus Fotovoltaik und Solarthermie, so genannten PVT-Systemen. Ob die ökonomisch einsetzbar seien müsse aber erst noch durchgerechnet werden, so Fisch.

Ein weiteres Quartier soll in der Esslinger Weststadt entstehen, vor kurzem hat der Gemeinderat zugestimmt. Entstehen soll ein CO2-neutrales Wohnviertel mit einer Kombination unterschiedlicher Energieerzeuger.

Martin Zeumer, EE Concept, formulierte als eine der offenen Fragen bei Plusenergiehäusern die Herausforderung, die Technik auf das notwendige Maß zu beschränken. Und es gehe darum integrierte Lösungen für das komplette Stromnetz zu finden. Wer in ein solches Netzsystem eingebunden sei, müsse dafür auch entsprechend honoriert werden.

Für das Potential der Solarthermie brach Axel Oliva vom Fraunhofer ISE eine Lanze und stellte das von einem Konsortium entwickelte Solaraktivhaus vor. Es arbeitet mit zwischen 30 und 50 m² Solarthermie und zwischen 6 bis 10 Kubikmetern Speicher. Die Kollektorfelder werden steil angestellt, um gute Erträge zu erzielen. Der Speicher und dessen Bewirtschaftung spielen für das Energiekonzept eine zentrale Rolle.

Im 2010 angelaufenen Projekt Heizsolar werden neun dieser Häuser meßtechnisch begleitet. Es gehe um die Messung der energetischen Leistungsfähigkeit, das Feststellen der Funktionssicherheit und das Erfassen möglicher Betriebsprobleme. Außerdem interessiert die Forscher, wie groß der Anteil solarer Wärme ist, die in der Heizperiode erzeugt wird und wie hoch der Anteil der Wärme ist, die gespeichert wird.

Bis zum Herbst 2012, so Erhorn, sollen auch noch mehr Objekte fertig sein, deren Betriebsdaten im Pilotprojekt mit Messtechnik ausgewertet werden. Doch nicht nur die Effizienz dürfe eine Rolle spielen, betonte Thomas Stark. Wichtig sei auch die Frage, wie man in Zukunft PV besser mit der gebauten Umwelt zusammenbringe und schönes Bauen und Plusenergiekonzepte vereinigen könne.

Und es sei notwendig, so die Experten, bei den Plusenergiehauskonzepten langfristig zu denken. Es sei deshalb unabdingbar, die Ertragsminderung der Fotovoltaik über die Dauer bei der Bilanzierung zu berücksichtigen.

Bisherige Plusenergiekonzepte profitierten auch von Erfahrungen in internationalen Wettbewerben wie dem Solar Decathlon. Zwei Beiträge aus Deutschland gehen beim europäischen Solar Decathlon in Spanien im Herbst 2012 an den Start. Die RWTH Aachen tritt mit einem so genannten Counter Entropy House, erzählte Julia Hüsgen.

Der Name stehe dafür, dass man Verschwendung von Ressourcen ablehne, sei es beim Energieverbrauch, aber auch bei den Baustoffen, so Hüsgen. So verwendet das Team für die Fassade alte CDs, die eingeschmolzen und zu Fassadenmaterial verarbeitet werden. Teile des Abbruchmaterials eines Fußballstadions in Aachen finden Verwendung als Bohlen für den Fußboden, Kühltechnik wird auf den Böden alter Regale aufgebracht.

Einen zweiten deutschen Beitrag Namens Ecolar präsentiere Linda Wenninger von der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Gestaltung Konstanz. Spannendes Detail: Alles wird in Schränken untergebracht, auch Bad und Toilette. Das Energiekonzept nutzt die komplette Dachfläche für PV. Die Fotovoltaikmodule dienen auch als wasserführende Schicht. Fassadenelemente speichern solare Erträge im Winter und weisen diese im Sommer ab. Die Decke besteht aus mit Phasenwechselmaterialien angereicherten Lehmplatten.

Petra Alten, Bauoberrätin im BMVBS, beschrieb vor allem die nächsten Schritte in Richtung EU-Effizienzrichtlinie, auch wenn diese in Brüssel noch gar nicht in trockenen Tüchern ist. Die Einrichtung nationaler Kontrollsysteme werde wichtiger, die Grenze für eine Aushangpflicht für Energiepässe sinke auf 250 m² auch für Private mit hohem Publikumsanteil. In Deutschland halte sie Verschärfungen der EnEV vor allem im Nichtwohnbereich für möglich, so Alten. Im Wohnungsbau seien sie aus ihrer Sicht nur punktuell machbar.

Eine gute Nachricht für Sanierungswillige und Berater: Sie haben für einige Jahre Planungssicherheit. Die Ausstattung des Gebäudesanierungsprogramms mit 1,5 Milliarden Euro jährlich sei nicht nur bis 2014, sondern bis 2015 garantiert, versprach Alten.

von unserer Redakteurin Pia Grund-Ludwig

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