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PV-Batterien gut für das Gewissen und ohne Rendite

Die Rentabilität von PV-Anlagen mit und ohne Speichersystem ist noch nicht vergleichbar. © Conergy

Batteriespeicher auf Basis von Lithium-Ionen-Batterien sollen 2013 marktreif sein. Zielgruppe sind Menschen, denen das "grüne Gewissen" wichtig ist, rentabel sind die Lösungen noch nicht.

Auf der Intersolar 2012 wurden Batteriesysteme für Solarstrom von vielen Herstellern als eine der wichtigsten Neuheiten des Jahres präsentiert. Acht Monate später hat EnBauSa.de nachgefragt: Wer ist tatsächlich am Markt mit einem System und was kosten sie?

"Die Übersicht ist schwer zu gewinnen, derzeit gibt es viele neue Angebote", meint Gerold Neumannn von Dispatch Energy. Zudem, so sagen Branchenkenner, waren auf der Messe auch viele Dummies zu sehen, die von Serienproduktion noch weit entfernt waren.

AS Solar, Fachgroßhandel für Solartechnik, vertreibt derzeit zwei Systeme: SOLiberty basiert auf einer Blei-Säure-Technologie, hat eine Speicherkapazität von 24 kWh und kann zu laufenden PV-Anlagen nachgerüstet werden. Wie bei Blei-Batterien üblich, ist die Lebensdauer auf rund 10 Jahre begrenzt. Seit August beziehungsweise November 2012 auf dem Markt sind die von der Firma E3/DC entwickelten Hauskraftwerke Storage S10 und S11. Bei diesen Speichersystemen handelt es sich um Batterien mit Lithium-Ionen-Technologie mit integriertem Wechselrichter. Zum Preis der Systeme äußert sich das Unternehmen nicht.

Akasol bietet mit neeoQube und neeoRack zwei Lithium-Ionen-Energiespeicher. neeoQube ist für kleinere PV-Anlagen konzipiert, neeoRack ist beliebig erweiterbar und damit auch für größere Anlagen geeignet. Beide Systeme haben eine Speicherkapazität von 5,5 kWh und sind mit den Wechselrichtern verschiedener Hersteller kompatibel. Laut Anbieter kostet der kleinere neeoQube rund 7.000 Euro ohne Mehrwertsteuer und hält rund 3.000 Zyklen.

Centrosolar ist dabei, Speichersysteme zu entwickeln. Man werde sie voraussichtlich noch im ersten Quartal 2013 in Deutschland in den Markt einführen, so das Unternehmen.

Conergy ist seit Dezember 2012 mit zwei Komplettsystemen auf dem Markt: Conergy Complete 200 und Conergy Complete 300. Die Systeme enthalten eine 5 kWp-Anlage kombiniert mit einem 8,8 kWh Speicher mit Lithium-Ionen-Akkus. Complete 200 ist ein Indachsystem, Complete 300 ein Aufdachsystem. Das besondere an der Komplettlösung von Conergy: Der Gleichstrom wird ohne Umwege und mit minimalen Umwandlungsverlusten im Akku gespeichert. Laut Anbieter halten die Lithium-Ionen-Batterien 7.000 Vollzyklen (entspricht einer Lebensdauer von etwa 20 Jahren). Der Preis für das Komplettsystem liegt inklusive Installation bei 27.000 und 28.000 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer.

Dispatch Energy bietet mit seiner Black Diamond Serie Batterien mit unterschiedlichen Kapazitätsklassen von 3,5 kWh und 5 kWh. Sie basieren auf einer selbst entwickelten Lithium-Ionen-Polymer-Technologie, die eine Lebensdauer von über 7.000 Vollzyklen erlaubt. Die Kosten liegen bei etwa 2.000 je kWh Speicherkapazität. Die Speichersysteme sind mit den Wechselrichtern verschiedener Anbieter kompatibel.

IBC Solar hat den SolStore Li, basierend auf Lithium-Ionen-Polymer-Technologie und den SolStore Pb mit Blei-Gel-Technologie im Programm. Der Lithium-Ionen-Speicher kostet inklusive Wechselrichter rund 12.000 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer und erreicht etwa 5.000 Ladezyklen, was einer Lebensdauer von etwa 15 Jahren entspricht. Die Speicherkapazität beträgt 6,3 kWh. Die Blei-Gel-Batterien kosten inklusive Wechselrichter rund 7.000 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer und erreichen etwa 2.700 Zyklen, das heißt etwa 10 Jahre Lebensdauer. Die Speicherkapazität beträgt 6,8 kWh oder 8,0 kWh.

RWE Effizienz schließlich steigt im Frühjahr 2013 in Zusammenarbeit mit Varta Storage in den Markt für Solarstromspeicher ein. RWE HomePower solar ist ein Batteriespeichersystem auf Basis einer Lithium-Ionen-Technologie und einer Speicherkapazität von 4,6 kWh. Es schafft rund 6.000 Ladezyklen. Integriert sind der Wechselrichter und ein Batteriemanagementsystem. Der Preis beträgt knapp 13.000 Euro plus Mehrwertsteuer.

Der Überblick zeigt: Für ein Speichersystem mit ausreichend Ladezyklen für einen durchschnittlichen Privathaushalt mit einer 5 kWp-PV-Anlage muss der Käufer derzeit mit Kosten in Höhe von mindestens etwa 12.000 Euro plus Mehrwertsteuer und Installation rechnen.

"Wann genau sich eine Anlage mit Speicher rechnet hängt von vielen Faktoren ab", sagt Antje Stephan, Sprecherin von Conergy. "Wie groß ist die Anlage, wie hoch ist der Eigenverbrauch, wie steigen die Strompreiskosten?" Klar sei aber, dass die Rentabilität derzeit noch nicht vergleichbar sei mit PV-Anlagen, die ohne Speicher betrieben werden, zumal der Eigenverbrauch auch durch ein genau auf die Familie angepasstes Lastenmanagement erhöht werden könne. "Bei der Investition in ein Speichersystem geht es aber nicht nur ums Geld", meint Stephan. "Es geht auch um die Unabhängigkeit von Gas, Öl, Kohle und Atom. Solarstromspeicher sind auch gut für das grüne Gewissen, sie ermöglichen die Energiewende zum Selbermachen."

Wer auf Solarstrombatterien setzt, handelt also für das "grüne Gewissen" und die Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen und nicht für die Rendite – ähnlich wie das zumindest anfangs bei der Solarthermie der Fall war. Zwar stellen die Hersteller gern schöne Rechenbeispiele an, die den Spareffekt beweisen sollen. So rechnet beispielsweise IBC Solar für eine im Januar 2013 installierte 10 kWp-Anlage in Nordbayern vor, dass bei einer jährlichen Steigerung der Stromkosten von 5 Prozent die Stromkostenersparnis nach 20 Jahren ohne Speicher bei 15.000 Euro und mit Speicher bei 22.600 Euro liegen würde. Damit wäre die Investition von 7.000 Euro für die Batterie nach 20 Jahren zwar in etwa wieder drin, doch die Lebensdauer der Batterie beträgt nach eigenen Angaben des Unternehmens gerade mal 10 Jahre.

Auch RWE führt in einer Imagebroschüre den Nachweis, dass eine vierköpfige Familie mit ihrer HomePower solar M im Jahr 760 Euro Stromkosten spart. Was das Unternehmen nicht vorrechnet: Bis damit die Kosten von 13.000 Euro allein für das Speichersystem (ohne Fotovoltaikanlage) wieder drin sind, dauert es 17 Jahre.

Um eine realistische Rechnung aufzustellen, hat EnBauSa.de den Solarrechner der Stiftung Warentest zu Hilfe genommen. Der Rechner der Stiftung Warentest berücksichtigt alle Kosten wie Betriebskosten, Steuern und Minderung des Stromertrags. Der Rechner erlaubt es derzeit allerdings nicht, die Rentabilität von Fotovoltaikanlage und Batteriesystem getrennt zu berechnen. Daher nehmen wir das Komplettsystem von Conergy für 27.000 Euro als Grundlage. Beim Eigenverbrauch setzen wir den vom Hersteller geschätzten Anteil von 70 Prozent an.

Ergebnis: Wenn der Strompreis jährlich um 4 Prozent steigt, beträgt die Objektrendite nach 20 Jahren minus 3 Prozent. Erst wenn der Strompreis jährlich um 8 Prozent steigt, steht am Ende ein Plus. Verringert sich das Investitionsvolumen für die Anlage dank neuer Förderung ab 1. Mai 2013 auf 21.000 Euro, lohnt sich die Batterie bereits ab einer jährlichen Strompreissteigerung von 6 Prozent.

Ob diese Förderung kommt ist allerdings nicht sicher. Cornelia Viertl, Referentin für Solarenergie und Tiefengeothermie vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit meinte dazu auf einem Forum von EuPD Research, einen verbindlichen Termin für eine solche Förderung von Solarstromspeichern gebe es nicht , sondern nur Spekulationen über das Inkrafttreten zum 1. Mai 2013. Die Pressestelle des BMU erklärte gegenüber EnBauSa.de, man bemühe sich weiter um einen Start zum 1. Mai 2013. Der Bundesverband Solarwirtschaft hatte ein entsprechendes Programm gefordert. Ein Merkblatt der KfW dazu kursiert bereits, ist aber noch nicht auf der offiziellen KfW-Homepage zu finden. von Alrun Jappe / 117pgl

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