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Überschüssiger Strom soll in die Produktion von Hauswärme gehen

Fotovoltaik gewinnt Relevanz als Wärmequelle

Heizen mit Strom aus Fotovoltaik kann den Eigenverbrauch erhöhen. © Grund-Ludwig

Strom kann auch zum Heizen verwendet werden. Das kann den Eigenverbrauch erhöhen. Lösungen wurden auf der Intersolar gezeigt.

Fotovoltaik wird billiger, in einigen Bereichen ist bereits die Grid Parity erreicht. Dort kostet Strom vom Dach den Verbraucher nicht mehr als der aus der Steckdose. Einspeisen bringt also nicht mehr Einnahmen als Eigenverbrauch. Immer stärker wird deshalb die Frage diskutiert, ob man den Fotovoltaik-Strom nicht auch dazu verwenden sollte, Wärme zu erzeugen. Eine Reihe von Ideen waren dazu auf der Fachmesse Intersolar Europe zu sehen, auch ein Expertenforum hat sich damit beschäftigt. Klare Antworten gibt es aber derzeit noch keine.

Die Lösungen zur Verwendung von Strom zur Heizung könnten insbesondere deshalb spannend werden, weil es in Zukunft Zeiten geben wird, in denen zu viel Strom zur Verfügung steht und es außerdem zunehmend PV-Anlagen gibt, die nach 20 Jahren Nutzung keine Einspeisevergütung mehr erhalten.

Die Einbindung von Wärmepumpen in Fotovoltaik-Systeme hat sich als ein neuer Trend gezeigt. Darauf setzen vor allem diejenigen Unternehmen, die aus der Heiztechnik kommen. Stiebel Eltron hat als Warmwasser-Wärmepumpe die WWK 300 PV gezeigt. "Das Gerät wurde speziell für das Zusammenspiel mit einer Fotovoltaik-Anlage entwickelt", erklärt Thorsten Reimann, Verkaufsleiter bei der Stiebel-Eltron-Tochter Heltron.

Viessmann vermarktet seine Systemlösung als Ansatz zur Eigenverbrauchsoptimierung von Solarstrom und kombiniert dabei nicht nur Wärmepumpe und Fotovoltaik, sondern packt auch noch ein System zur Wohnungslüftung dazu. Gesteuert wird es vom Regelsystem der Wärmepumpe. Es sorgt dafür, dass beim Stromverbrauch die Energie aus Fotovoltaik Vorrang hat.

Das schwäbische Unternehmen Sunbrain, das für sein Konzept 2012 den Innovationspreis der Volksbanken erhalten hat, hat ebenfalls ein Steuergerät zur Optimierung des selbst erzeugten Solarstroms entwickelt, an das sich ein Heizstab oder eine Wärmepumpe anschließen lässt. Auch das kann ein Ansatz sein, um Strom und Wärme vom eigenen Dach zu holen.

Dabei stellt sich allerdings die Frage, wie ökologisch und ökonomisch sinnvoll Lösungen sind, Strom zur Erzeugung von Wärme zu verwenden. Dabei gibt es volkswirtschaftliche Betrachtungsweisen und die Sicht des privaten Nutzers. "Aus volkswirtschaftlichen Gründen ist die Entlastung des Stromnetzes entscheidend beim Eigenverbrauch", betonte Matthias Leuthold vom Eon Research Center an der RWTH Aachen.

Für private Haushalte wird derzeit im Rahmen der EEG-Novelle darüber diskutiert, nicht mehr den kompletten erzeugten Strom zu vergüten und höhere Anreize für den Eigenverbauch zu geben. Es gibt zu einer Erhöhung des Eigenverbrauchs neben der Möglichkeit der Speicherung in Batterien die Variante des Heizens mit Wärmepumpen. "Valide Berechnungen zur Effizienz gibt es bislang nicht", betonte Professor Timo Leukefeld auf einer Diskussion im Rahmen der Intersolar. Vieles beruhe auf Versprechungen der Hersteller.

Ein Software-Werkzeug, mit dem sich unterschiedliche Anlagenkombinationen wie Solarthermie oder PV-Anlage mit Wärmepumpe unter dem Gesichtspunkt der Effizienz und der Erträge berechnen lassen, bietet das Schweizer Unternehmen Polysun an.

Volker Quaschnig, Professor an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin ist der Meinung, dass bereits in fünf Jahren das Heizen mit Strom vom Dach billiger ist als eine Ölbrennwertheizung. Die Voraussetzung: Fotovoltaik muss in dem Umfang billiger werden wie dies bislang der Fall war.

Eine weitere Option, die derzeit diskutiert wird ist, anstatt Speicherung von überschüssigem Strom aus Fotovoltaik, die Nutzung des Solarstroms zur Erzeugung von Methan. Dabei sind zwar die Verluste hoch, so Michael Sterner, Professor an der Universität Regensburg. Einen Wirkungsgrad von einem Drittel hält er aber für vertretbar, da es nur in Lücken notwendig sei, den überschüssigen Strom umzuwandeln. Ein entscheidender Vorteil ist aus seiner Sicht, dass Methan auch für andere Bereiche wie den Verkehr einsetzbar wäre.

von unserer Redakteurin Pia Grund-Ludwig

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