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Wärmeeinkoppelung aus großer Solarthermie soll einfacher werden

BSW will KWK-Förderung nur noch in der Heizperiode

Solare Nahwärme wie hier in Crailsheim soll besser mit KWK-Wärme konkurrieren können. © Solites

Wärme aus KWK soll nur noch im Winter gefördert werden, fordert der BSW Solar. Dann käme Solarthermie verstärkt zum Zuge.

Der Bundesverband Solarwirtschaft möchte erreichen, dass im Rahmen der Novelle des KWK-Gesetzes die Förderung der KWK-Anlagen, die in Wärmenetze einspeisen, auf die Sommermonate beschränkt wird. Das soll den Marktzugang für Solarwärme aus großen solarthermischen Anlagen erleichtern.

Ziel sei kein neuer Fördertatbestand. Solarthermie solle vielmehr da gesetzt werden, wo sie wirtschaftlich konkurrenzfähig ist, so Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Solarwirtschaft (BSW). Damit wendet er sich aber auch gegen die Erhöhung des Förderdeckels für KWK auf 1,5 Milliarden Euro, den Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel angekündigt hat. Er beobachte ohnehin, dass sich mit der Zuständigkeit des Wirtschaftsministeriums für die Wärmeerzeugung der Fokus von Erneuerbaren hin zu Effizienz verschoben habe, so Körnig.

"Undifferenzierte KWK-Förderung verzerrt Wettbewerb"

Fossil betriebene KWK-Anlagen erhielten derzeit auch dann eine Zulage, wenn im Sommer der Wärmebedarf niedrig ist, kein zusätzlicher Strombedarf bestehe und eigentlich kostengünstige erneuerbare Energien zur Verfügung stünden, moniert der BSW. "Diese undifferenzierte Förderung des Stroms aus KWK-Anlagen führt zu ungleichen Wettbewerbsbedingungen: Der Betrieb der KWK-Anlagen refinanzierte sich in der Vergangenheit oft bereits aufgrund der Förderung des KWK-Stroms, die Wärme kann dann günstiger angeboten werden als die Wärme aus erneuerbaren Energien", so der Verband.

Vorbild einer Einbindung von Solarthermie in Wärmenetze ist aus Sicht des BSW Dänemark. Dort sind 63 Prozent der Haushalte an Wärmenetze angeschlossen, in Deutschland 12 Prozent. Es gehe aber nicht um einen Anschlusszwang etwa für Neubaugebiete, betonte Carsten Körnig. Ziel des Vorstoßes sei es vielmehr, in die bestehenden Fern- und Nahwärmenetze mehr Wärme aus Solarthermie einzukoppeln.

Christian Stadler von der Arcon Solarwärme GmbH, die große Projekte in Dänemark realisiert hat, berichtet, dass eine Deckung des Wärmebedarfs in Fernwärmenetzen zwischen 15 und 20 Prozent durch Solarthermie möglich sei. Damit wird der sommerliche Wärmebedarf komplett durch Solarthermie gedeckt. Bei der Errichtung saisonaler Speicher sind sogar bis zu 50 Prozent möglich. In Dänemark werden dazu in der Regel Niedertemperaturspeicher eingesetzt und das Wasser dann mit Wärmepumpen auf die benötigten Temperaturen gebracht.

Unterstützung für seine Forderung erhält der BSW durch die ersten Ergebnisse des Projekts SolnetBW, das noch ein Jahr läuft. Die Autoren untersuchen die Wärmegestehungskosten für Solarthermie in bestehenden Wärmenetzen in Baden-Württemberg. Im Südwesten stehen vier von elf deutschen Pilotanlagen zur solaren Nahwärme mit saisonaler Wärmespeicherung. Deutschlands größte Anlage mit einer Kollektorfläche von 7.300 Quadratmetern wird von den Stadtwerken Crailsheim betrieben. Weitere Großanlagen gibt es in Friedrichshafen, Neckarsulm und Eggenstein-Leopoldshafen.

Nahwärme aus Solarthermie gibt es zwischen 3 und 5 Cent

SolnetBW hat in den Projekten Wärmegestehungskosten zwischen 3 und 5 Cent pro Kilowattstunde ermittelt. Diese Kosten hängen aber auch vom solaren Deckungsgrad ab. Ist der höher, steigen die Gestehungskosten aufgrund der dann notwendigen Speicher.

Das Kostengerüst von SolnetBW entspricht den Erfahrungen in Dänemark. "Beispielrechnungen zeigen sogar, dass solarthermische Großanlagen kostenneutral mit Biomasse-Heizwerken kombiniert werden können. Bedingung ist jedoch eine Größe über einem Megawatt thermische Leistung, eine einfache Anlagentechnik, solare Deckungsanteile an der Gesamt-Wärmeerzeugung bis 20 Prozent sowie niedrige Netztemperaturen", heißt es in der Solnet-Studie.

Besonders vorteilhaft sei die Integration der Solarthermie in Netze, deren sommerliche Wärmeerzeugung auf biogenen Festbrennstoffen oder Gas- oder Ölkesseln ohne Kraft-Wärme-Kopplung basiert. Wärmenetze mit einem größeren Anteil aus Müllverbrennungsanlagen haben dagegen keine guten Voraussetzungen für den Einsatz der Solarthermie, Müll als Brennstoff fällt ohnehin an. Ein Handcap aus Sicht der Solnet-Studie: Der bestehende Rechtsrahmen (EnEV, EEWärmeG, KWKG und das EWärmeG BW) unterstützt die Integration der Solarthermie in die Nah- und Fernwärme bisher nicht.

Bislang rechnen sich KWK durch die Erzeugung von Strom und Wärme, die sinkenden Strompreise gefährden aber in vielen Fällen die Geschäftsmodelle. "Die Wärmeversorger suchen deshalb neue Konzepte im Sommer", beobachtet Stadler. Er sieht also wachsendes Interesse. Das könnte aber durch eine verstärkte Förderung für KWK wieder zunichte gemacht werden.

BSW-Geschäftsführer Körnig will nicht gegen KWK antreten. Nach Ansicht des Bundesverbandes Solarwirtschaft sollte die Förderung von KWK-Strom im Rahmen der aktuellen Novelle des Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetzes aber nach einem Übergangszeitraum ab dem Jahr 2018 auf die Heizperiode konzentriert werden, um den Kommunen und Stadtwerken den Einstieg in solarthermische Wärmenetze zu ermöglichen. Es würden nach KWK-Gesetz ohnehin bis zu 30.000 Betriebsstunden gefördert, die würden dann über einen längeren Zeitraum gestreckt.

Die Forderung gelte aber nur für die Anlagen, die in Wärmenetze einspeisen, so der BSW. Wenn also Wohnungsunternehmen KWK-Anlagen betreiben oder betreiben lassen sollen diese von der Regelung ausgenommen sein. von Pia Grund-Ludwig

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