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Neue Einspeisevergütung erhöht Zuschuss für selbst genutzten Strom

Anreiz für Eigenverbrauch von Fotovoltaikstrom strittig

Eigennutzer bekommen mehr für Fotovoltaik-Strom. Bild: Wolf

Mit der zum 1. Juli 2010 in Kraft getretenen Änderung der Einspeisevergütung wird der Eigenverbrauch von Solarstrom stärker gefördert. Das ist umstritten.

Mit der Novelle des EEG, die zum 1. Juli 2010 in Kraft getreten ist, gibt es auch mehr Geld für selbst verbrauchten Strom aus Fotovoltaikanlagen. Man wolle damit die Stromnetze lokal entlasten, so die Motivation von Bundesumweltminister Norbert Röttgen, der sich selbst für einen Ausbau der Eigenverbrauchsförderung stark gemacht hat. Ob die jetzige Regelung wirklich zu diesem Effekt führt ist aber umstritten.

"Ich habe noch kein einleuchtendes Argument für die Förderung des Eigenverbrauchs gehört", meint Sven Bode vom Arrhenius Institut, der sich mit der Frage beschäftigt, wie der Strom aus Erneuerbaren Energien in die bestehenden Stromnetze integriert werden kann. Sein Einwand: Wenn Eigenverbraucher keinen Strom aus dem eigenen Netz ziehen können weil keine Sonne scheint müssen sie auf das öffentliche Netz zurückgreifen. Das erfordere doppelte Infrastrukturen und führe eben gerade nicht dazu, dass die Netze entlastet werden.

Bode warnt zudem vor Rosinenpickerei. Es könne zu einer Verschiebung von Kosten auf diejenigen Menschen kommen, die Fotovoltaik nicht nutzen können, etwa weil sie zur Miete wohnen und sie keinen Zugriff auf Dachflächen haben. Oder weil ihnen das Geld für Investitionen in Fotovoltaik fehlt. Über die Kosten für die Stromnetze, die auf alle Verbraucher umgegelegt werden, würden sie finanzielle Lasten mit tragen, würden aber nicht an den Chancen partizipieren können.

Er sieht zwei Möglichkeiten, um dem entgegenzuwirken: Entweder hohe Fixpreise für den Netzanschluss für diejenigen, die Solarstrom einspeisen wollen oder Batterien, die den Strom vor Ort speichern und so eine wirkliche Entlastung bringen. Die sind aber im Moment noch teuer: "Speicher würden die Gesamtkosten transparent machen," argumentiert Bode.

Maike Schmidt vom Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung in Stuttgart (ZSW) sieht durchaus positive Aspekte der Eigenverbrauchsregelungen, hält aber die jetzige Ausgestaltung für "nicht wirklich ausgegoren."Sie wurde auch kaum in Anspruch genommen.Ob sich die Akzeptanz mit der neuen Eigenverbrauchsregelung zum 01. Juli 2010 ändere müsse man erst einmal abwarten, meint die Expertin.

Ein positiver Aspekt aus ihrer Sicht ist, dass die Stromnetzbetreiber Erfahrungen für die Zeit sammeln können, wenn Fotovoltaikstrom das Preisniveau des Stroms für Haushaltskunden erreicht.
Durch verändertes Nachfrageverhalten verursachte Schwankungen in Kombination mit einer wesentlich höheren Anschlussdichte von Fotovoltaik-Anlagen werden sich auf das Niederspannungnetze auswirken. Dazu wisse man insgesamt noch zu wenig. "Es ist noch viel Forschung notwendig, um die Auswirkungen großer Mengen Fotovoltaikstroms auf die Niederspannungsnetze zu erfahren und Lösungen zu finden, gleichzeitig eine störungsfreie Stromversorgung und die Abnahme des erzeugten Solarstroms zu gewährleisten. Die Netzbetreiber wären gut beraten sich damit zeitnah zu beschäftigen", sagt Schmidt.

Zu den Themen, die noch intensiver vorangetrieben werden müssen, gehören aus ihrer Sicht auch so genannte Smart Grids. Die sollen die Stromerzeugung von zentralen und dezentralen Erzeugern sowie die Verteilung zu den Verbrauchern "intelligent" steuern. Teil ihrer Aufgabe wäre es, die Energieeinspeisung aus unterschiedlichen Quellen wie Wind oder Sonne und auch die Zwischenspeicherung zu regeln. Sie benötigen auch eine neue Generation von Hausgeräten und Haustechnik, die sich je nach Stromangebot an- und ausschalten lassen.

Eine der Voraussetzungen für den mit der Eigenverbrauchsregelung angestrebten direkten Verbrauch des dezentral erzeugten Solarstroms ist auch eine Weiterentwicklung von Batterien. Da tut sich im Moment einiges durch den von der Bundesregierung verabschiedeten Nationalen Entwicklungsplan Elektromobilität und die verschiedenen, darin verankerten Förderprogramme. Ob die dabei entwickelten Batterien aber auch für den Einsatz als Strompuffer für Fotovoltaik mit den entsprechenden Belastungen taugen, ist unklar. Vor allem der häufige Wechsel zwischen Be- und Entladen in der Fotovoltaik gilt als Belastung. Für Fahrzeuge dagegen dürfen die Batterien nicht zu schwer sein. "Wenn man Fotovoltaikanlagen mit E-Mobility verknüpfen will, müsste die Batterie beiden Anforderungen genügen", meint Schmidt. Sie sieht in der Eigenverbrauchsregelung auch eine Chance, dass in diesem Bereich Innovationen angestoßen werden.

Die Hersteller der Solarbranche versuchen, sich dort früh Umsatzanteile zu sichern. Solarworld hat auf der Intersolar ein Solarstromsystem inklusive Batterie vorgestellt. Das System soll bis Ende des zweiten Halbjahres 2010 verfügbar sein.

Conergy bietet seinen Kunden eine Vision Box, mit der sie ihren Strombezug optimieren können. Die Box zeigt, wann die Kunden die höchsten solare Stromerträge haben. Sie können diese Zeit nutzen, um stromfressende Geräte wie Waschmaschine oder Spülmaschine anzuwerfen. Noch bis Ende August 2010 laufen Tests mit Pilotkunden, dann soll die Box in Serie gehen und 700 Euro kosten. Im Pilotversuch bekommen Testkunden das Gerät gratis. Im nächsten Schritt wollen die Solarexperten auch Strom vor Ort mit Lithium-Ionen-Akkus speichern. "Erste Prototypen haben wir auf der Intersolar 2010 gezeigt. Diese befinden sich derzeit noch in den letzten Labortests und sollen im Spätsommer oder Herbst in ersten Feldtests zum Einsatz kommen. Dieses Produkt wollen wir 2011 auf den Markt bringen", sagt Conergy-Sprecher Alexander Leinhos.

Schücos Datenlogger Sunalyzer Web PR zielt ebenfalls auf private Endkunden. Aleo Solar hat den Solarlog 1000 im Programm. Er kann Verbrauchsgeräte über programmierbare Steckdosen ansteuern. Auch IBC kombiniert mit dem Solguard die Überwachung der Solarstromanlage mit der Optimierung des Eigenverbrauchs. Über Funk erhält das System Informationen von den Wechselrichtern, wie viel Strom gerade erzeugt wird. Das wird mit Wetterdaten abgeglichen. Die Pforzheimer Umes hat ein System entwickelt, das nicht nur den Eigenverbauch optimiert, sondern dabei auch die jeweiligen Stromtarife berücksichtigt. Man biete den Energy Manager mittlerweile in drei Leistungsklassen an, sagt Umes-Chef Martin Jaiser. pgl

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