Weiterentwicklung der Standards ist in vollem Gange

Sicherheit und Heizung interessieren bei Smart Home

Smart-Home-Trends zeigte die IFA. © IFA

Smart-Home-Netzwerke waren eines der Trendthemen der IFA, die Anfang September in Berlin stattgefunden hat.

Smart-Home-Netzwerke, die Angebote der amerikanischen Platzhirsche Google, Apple und Amazon integrieren oder sich auch mal explizit davon abgrenzen sowie die Weiterentwicklung der Standards standen im Mittelpunkt der Smart-Home-Präsentationen auf der IFA. Die IFA in Berlin, die Anfang September stattgefunden hat, ist in Deutschland die Leitveranstaltung, auf der sich Trends im Smart Home abzeichnen und in deren Umfeld die Hersteller bekanntgeben, wie ihre strategische Ausrichtung aussieht.

Smart-Home-Lösungen sind in Deutschland in vielen Segmenten gefragt. Das größte Interesse besteht laut dem Deloitte Smart Home Survey an Alarmsystemem, aber auch an Lösungen, die die Heizung regeln oder die Verschattung optimieren. Gleichzeitig können aber noch 30 Prozent keine konkreten Felder nennen.

Die Anbieter sollten, so der Rat der Marktforscher, konkrete Anwendungsbeispiele stärker in den Mittelpunkt stellen. Ein zentraler Erfolgsfaktor ist die Fernbedienbarkeit der Systeme, die für knapp 60 Prozent wichtig sind, an besten per Smartphone. Auch die Zahlungsbereitschaft ist teilweise vorhanden. Fast ein Viertel der Befragten gab an, für ein Paket aus Hardwaremiete, Services für ein Alarmsystem sowie steuerbare Jalousien mehr als 30 Euro pro Monat bezahlen zu wollen.

Weitere Kundengruppen würden aber derzeit sowohl von den zusätzlichen Kosten als auch von Bedenken hinsichtlich Datenschutz und Datensicherheit abgehalten. Fast die Hälfte der Befragten fand die angebotenen Lösungen zu teuer, 29 Prozent bemängelten den Datenschutz, für fast ein Viertel ist noch kein Mehrwert erkennbar. Nach Angaben des Statistik-Portals Statista beträgt der Umsatz des Smart-Home-Markts derzeit zirka 700 Millionen Euro und könnte schon in vier Jahren ein Volumen von 2,5 Milliarden erreichen.

Teilen von Daten ist nicht beliebt

Wer das Vertrauen der Kunden genießt ist derzeit noch völlig offen, die Präferenzen sind noch nicht verteilt. Für ein Fünftel der Befragten spiele der Anbieter keine Rolle, Spezialanbieter, Anbieter von Hauselektrik und Telekommunikationsanbieter liegen in der Gunst gleichauf. Spannend ist die Aussage, dass Internet-Unternehmen nur für 2 Prozent eine Rolle spielen. Vor allem Google versucht ja mit Nest in diesem Segment stärker Fuß zu fassen. Eine Rolle könnte dabei der Datenschutz spielen. Nur 12 Prozent sind bereit, ihre Nutzungsdaten grundsätzlich zu teilen.

Dem hohen Stellenwert, den der Datenschutz für deutsche Nutzer hat will Bosch mit seiner neuen Smart-Home-Lösung Rechnung tragen. Man wolle mit einer neuen Plattform zur treibenden Kraft beim Thema Smart Home und zu einer Alternative zu Google und Amazon werden, so der schwäbische Haustechnikexperte. Im Fokus stehe der Datenschutz, so Peter Schnaebele, der bei Bosch für diese Sparte zuständig ist. Bei der hauseigenen Plattform sollen die Nutzer dem Teilen von Daten zwischen den Geräten einzelner Hersteller explizit zustimmen. Erste Geräte wie Überwachungskameras, Rauchmelder und Steuereinheit hat Bosch in Berlin gezeigt.

Bosch will Apples Homekit nicht unterstützen

Das Unternehmen arbeitet nicht mit offenen Schnittstellen, sondern entscheidet, wer mit an Bord darf. Apples Homekit werde man nicht unterstützen, da man einen Großteil der Daten an Apple weitergeben müsse wenn man Geräte mit dem Homekit kompatibel machen wolle, sagte Schnaebele gegenüber dem Magazin Heise. Auch andere Hausgerätehersteller sind im Segment Smart Home unterwegs. So verbindet Samsung Hausgeräte im Family Hub.

Tado hat sich auf die Heizungssteuerung spezialisiert und hat nun auch ein Starter-Kit für Einfamilienhäuser mit eigener Heizung, für Wohnungen mit Raumthermostaten und für Wohnungen mit Heizkörperthermostaten im Programm. Das System gibt es als Miet- oder Kaufversion. Tado arbeitet mit Apples Homekit, die Sprachsteuerung mit Siri wurde in Berlin demonstriert. Außerdem kooperiert das Unternehmen auch mit dem Webdienst IfThisThenThat (IFTTT), der herstellerübergreifende Geräteszenarien erlaubt.

Strom- und Netzanbieter zeigen eigene Lösungen

Devolo hat zur IFA seine Smart-Home-Produktreihe, die mit dem Funkstandard Z-Wave arbeitet, um Unterputzlösungen erweitert. Die neuen Home Control-Bausteine werden in bestehende Schalter, Dimmer und Rollladen- oder Markisensteuerungen eingebaut und sind direkt per Funk mit der Home Control-Zentrale verbunden. Der große Vorteil dabei: Kunden können ihre oft teuren und optisch abgestimmten Schalter und Dimmer sowie elektrische Rollladensteuerungen weiter nutzen.

Neben den Hausgeräteanbietern sind die großen Strom- und Netzanbieter auf diesem Markt unterwegs. Die Deutsche Telekom vermarktet mit Qivicon eine eigene Plattform, die um zahlreiche lizensierte Partnergeräte erweiterbar ist. 40 Partnerunternehmen sind mit an Bord, außerdem wird die Lösung als White-Label-Paket von anderen Anbietern vermarktet. Auf der Messe in Berlin hat die Deutsche Telekom angekündigt, dass als weiterer Standard Homematic-IP unterstützt und in die neueste Softwareversion der Plattform integriert wird. Auch weitere Netzanbieter sind aktiv. So bietet Vodafone die Produkte von RWE SmartHome und Gigaset Elements, O2 die Smart-Home-Lösungen von D-Link an. Mobilcom-Debitel hat neben der Hardware unter anderem des französischen Partners SFR Services wie einen 24-Stunden Sicherheitsservice im Angebot.

Bei der Interoperabilität der Geräte, also bei der Zusammenarbeit über unterschiedliche Plattformen hinweg ist nach wie vor Handlungsbedarf. Die EEBus-Initiative hat dazu in Berlin die Kooperation mit Thread angekündigt, das unter anderem von Samsung und Googles Nest unterstützt wird. Die EEBus-Initiative hat 60 Mitglieder und entwickelt technolgieneutrale Vernetzungskonzepte. Ihr Datenmodell SPINE stellt sie Thread zur Verfügung, Anwendungsbeispiele sollen gemeinsam entwickelt werden. SPINE wird auch von eurpäischen Normierungsgremien als Referenzmodell verwendet. Einen ersten Demonstrator kündigte die EEBus-Initiative für Anfang 2017 an. von Pia Grund-Ludwig

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