Hochwertige Filter in Zu- und Abluft verhindern hygienische Probleme

Lüftungsanlagen können zu Keimschleudern werden

Zehnder arbeitet mit Fixierschiebern, um zu verhindern, dass bei der Montage Fremdkörper ins Lüftungssystem gelangen. © Zehnder

Ohne richtige Wartung und Pflege können Lüftungsanlagen von der Frischluftquelle zur Keimschleuder werden. Vor allem gute Filter, die regelmäßig gewechselt werden, sind wichtig.

Raumlufttechnische Anlagen sollen für einen verlässlichen und kontrollierten Luftaustausch sorgen. Aber diese Systeme können auch krank machen, denn Lüftungsanlagen und -kanäle können ein Nährboden für Keime, Pilze oder andere Schadstoffe sein - etwa weil sich Feuchtigkeit ansammelt oder Staub ablagert. Hauseigentümer müssen daher sowohl in die Planung und Ausführung als auch in die Wartung der Anlagen hygienische Vorgaben einbeziehen.

"Das wichtigste in diesem Zusammenhang ist der Filter", weiß Alexander Schaaf vom Beratungs- und Sachverständigenbüro TB AS. Er empfiehlt prinzipiell einen Filter der Güteklasse F7 zu verwenden. "Bei diesem Punkt sollte nicht gespart werden", so Schaaf. Um diesen Filter möglichst lange nutzen zu können, rät Schaaf dazu, einen Vorfilter zu verwenden. Dieser entnehme der Luft bereits den groben Schmutz. Somit erhöhe sich die Standzeit des Nachfilters. Beim Vorfilter sollten Hauseigentümer laut Schaaf auf die Güteklassen G3 oder G4 zurückgreifen.

Keime können von der Abluft in die Zuluft gelangen

Zudem wird häufig vergessen, dass in bestimmten Anlagen nicht nur die Zuluft für gesundheitliche Belastungen sorgen kann. Dies gilt etwa für feuchterückführende Systeme. Diese übertragen Feuchtigkeit von der Abluft auf die Zuluft, um zu verhindern, dass im Winter die Luft in der Wohnung zu trocken wird. Auf diese Weise können jedoch auch Keime von einem Luftstrom zum anderen – also von der Abluft zur Zuluft – gelangen. Daher sollten Filter auch die Abluft reinigen. Schaaf empfiehlt, dafür sogar höherwertige Filter zu verwenden. "Die meisten Hersteller übersehen diesen Punkt noch", meint Schaaf.

Die Trennung von Zu- und Abluft spielt aus hygienischen Gründen auch bei der Wärmerückgewinnung eine Rolle. Experten wie Professor Ulrich Pfeiffenberger von der gleichnamigen Ingenieursgesellschaft sehen die Vorteile von Kreisverbundsystemen (KVS) nämlich nicht nur darin, dass diese grundsätzlich die effektivsten Lösungen für die Wärmerückgewinnung seien. Da Zu- und Abluftstrom getrennt sind, würden auch keine Keime, Schadstoffe oder Gerüche übertragen.

Luftkanäle müssen für die Reinigung zugänglich sein

Neben dem Filter gibt es noch weitere Kriterien, die Hauseigentümer beachten sollten, um ihre Lüftungsanlagen sauber zu halten. Dazu zählt, dass das Kondensat abgeführt wird. Zudem müssen sich alle Kanäle reinigen lassen. Nutzer von dezentralen Systemen haben es in diesem Punkt sicherlich etwas leichter. Denn bei zentralen Anlagen können eher weit verzweigte und schwer erreichbare Kanalsysteme entstehen. Daher sollten Hauseigentümer schon bei der Planung darauf achten, entsprechende Zugangsmöglichkeiten zu schaffen.

Ein weiterer Tipp: Laut Schaaf lassen sich runde Kanäle prinzipiell besser reinigen als eckige. Hersteller Zehnder hat für seine Lüftungsanlagen ein spezielles Anschluss-System mit dem Namen ComfoFresh entwickelt. An allen Anschlussstellen werden die Lüftungsrohre in genau passende Öffnungen eingeschoben und mit Fixierschiebern verbunden. So muss laut Zehnder nicht gebohrt oder geschraubt werden. Diese Verlegetechnik soll verhindern, dass die Rohre beschädigt werden und auf diese Weise Fremdpartikel in das geschlossene System eindringen.

Lüftungsanlagen regelmäßig warten lassen

Doch das Thema Hygiene ist nach der Installation einer Lüftungsanlage nicht erledigt. Solche Systeme müssen regelmäßig gewartet werden. Am besten von Fachpersonal, das spezielle Hygieneinspektionen durchführt – wenn möglich, ein Mal pro Jahr. Ebenfalls ein Mal innerhalb von zwölf Monaten sollte auch der Filter gewechselt werden. Der Grobfilter sollte laut Schaaf jährlich sogar drei bis vier Mal ausgetauscht werden.

Solche und andere Vorgaben sind in der VDI-Richtlinie 6022 zusammengefasst. Diese regelt die hygienischen Anforderungen für raumlufttechnische Anlagen für "Räume und Aufenthaltsbereiche in Räumen, in denen sich bestimmungsgemäß Personen mehr als 30 Tage pro Jahr oder regelmäßig länger als zwei Stunden pro Tag aufhalten". Sie gelte damit auch für den Wohnungsbereich, meint Schaaf. "Auch wenn das viele Hersteller nicht wahrhaben wollen."

Einige Anbieter versuchen jedoch mit Zertifikaten nachzuweisen, dass ihre Produkte der VDI-Richtlinie entsprechen. Das Institut für Lufthygiene (ILH) bietet entsprechende Überprüfungen an. So erteilte das ILH zum Beispiel dem zentralen Lüftungsgerät EasyAir von AL-KO das Zertifikat "Hygiene-Prüfung nach VDI 6022". Auch Hersteller Airwell kann für sein Produkt Premair eine solche Auszeichnung vorweisen. Ebenso Rosenberg für seine Kastenklimageräte der Baureihe Airbox. Schaaf zweifelt jedoch an der Aussagekraft solcher Zertifizierungen: "Ein Lüftungsgerät ist nicht zertifizierbar." Seiner Meinung nach müsste jedes installierte System individuell nach seiner Hygienetauglichkeit untersucht werden. Schließlich sind viele verschiedene Kriterien dafür verantwortlich, ob eine Anlage den Anforderungen in diesem Bereich entspricht.

Raumweise Lüftungen

Bei raumweisen Lüftungen, die in der Außenwand sitzen, müssen im Schnitt alle sechs Monate die Filter gewechselt werden, sagt Claus Haendel, technischer Referent beim Fachverband Gebäude-Klima. Nach einer Einweisung durch einen Fachmann könnten das die Wohnungsinhaber selbst machen. Alle zwei Jahre sollte aber ein Fachmann hinzugezogen werden. Oft könnten Komponenten der Lüftungsgeräte auch in der Spülmaschine gereinigt werden. Beim Einsetzen sollten sie trocken sein.

Stellt man fest, dass sich in der Lüftung Schimmel gebildet hat, muss ein Fachmann die Ursache ermitteln und beheben, rät Haendel. Grund ist meist die Bildung von Kondensat. "Die Lüftung sollte man dann keinesfalls selbst mit Desinfektionsmitteln reinigen, denn dadurch können sich resistente Mikroben bilden", sagt Haendel. Außerdem könnten Desinfektionsmittel Komponenten und Materialien angreifen. von Markus Strehlitz, Aktualisierung: Susanne Ehlerding

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