Homematic, Qivicon, Google und Co. zeigen neue Konzepte

IFA setzt verstärkt auf Smart-Home-Produkte

Auf der IFA war zu sehen, was Smart-Homes schon können. © P. Grund-Ludwig

Plattformen wie Homematic, Qivicon von der Telekom oder EEBus, aber auch Lösungen auf Basis von Apple, Microsoft und Google wollen Smart-Home-Markt besetzen.

Smart Home war 2015 erneut das prägende Thema der IFA in Berlin. Die Interoperabilität, der Anschluss von Geräten unterschiedlicher Hersteller an eine Plattform, ist immer noch eine Herausforderung, doch es geht voran.

Immer noch ist die Landschaft der Standards und Konzepte für die Nutzer unübersichtlich. Die umfangreichste und etablierteste Produktpalette hat wohl eQ-3 mit der Homematic-Plattform erreicht. Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben bislang fünf Millionen Produkte ausgeliefert.

Die Nachfrage zieht bei eQ-3 deutlich an. In den letzten beiden Jahren sei der Absatz in der Stückzahl jeweils um über 75 Prozent gewachsen, ein ähnliches Wachstum erwarte man auch für 2015, so das Unternehmen. Spannend ist auch, dass die Mehrzahl der Kunden mit nur wenigen Geräten startet und im Laufe der Zeit durch Nachkauf schon nach drei Jahren mehr als 25 Geräte einsetzt. Insgesamt schätzt eQ-3 das Potential für Smart Home auf deutlich über 50 Geräte pro Haushalt.

Außerdem stünden zusätzliche Funktionen wie Benutzerverwaltung und Push-Nachrichtendienst bereit. Ferner hat das Unternehmen angekündigt, die Steuerzentrale Home Control für Dritte zu öffnen. Dritthersteller können dann Anwendungen erstellen, ohne sich dazu mit dem Funkprotokoll des Herstellers auseinanderzusetzen. Ihre Geräte sollen dann ohne Aufwand angeschlossen werden können. Orbylon hat auf der IFA eine App vorgestellt und verspricht, dass sich damit Homematic-Systeme komfortabler steuern lassen.

Auch die Telekom-Plattform Qivicon will erste Schnittstellen noch 2015 offenlegen. Zur IFA wurden außerdem mit unter anderem Assa Abloy für Alarmanlagen sowie Logitech für Kameras weitere Partner vorgestellt. Qivicon vernetzt über den Anschluss an den eigenen Home-Server Geräte von Partnerunternehmen.

Vermittlungsplattform entsteht

Die EEBus-Initiative entwickelt eine Vermittlungsplattform, an die andere Unternehmen Geräte anschließen können. Der EEBus-Standard soll die Sprachverwirrung bei Smart-Home-Lösungen beseitigen. Diehl Controls hat dazu auf der IFA eine Gateway-Lösung gezeigt, die die Kommunikation der Geräte untereinander steuert. Diehl vertreibt das Gateway nicht selbst, sondern gibt es an Hersteller von Haushaltsgeräten, die es an eigenes Design und Technik anpassen können. Gezeigt wurde es auf der IFA unter anderem mit einer Waschmaschine von Miele oder einer Spülmaschine von BSH.

Auch Systeme von SMA, die Solaranlagen steuern, lassen sich per EEBus ansprechen und so in ein gemeinsames Energiemanagement einbinden. Eine Kooperation mit dem Open Interconnect Consortium, zu dem unter anderem Acer, Cisco, Dell und Intel gehören, erleichtert den Zugang zur IT-Welt.

Digitalstrom verwendet intelligente Lüsterklemmen, um Geräte zu verbinden. Dazu muss im Schaltkasten des Hauses eine Steuereinheit installiert werden. Dann lassen sich viele Geräte, die ans Stromnetz angeschlossen sind, mit den Lüsterklemmen versehen. Die haben einen Chip, der die Steuerung übernimmt.

Das Schweizer Unternehmen Digitalstrom setzt verstärkt auf Sensorik. Spielerisch gezeigt wurde dies auf der IFA als "Smile for a coffee" mit Realsense-Sensoren von Intel, die Veränderungen der Mimik erfassen können. Kombiniert wurde es mit Anwendungen, die Digitalstrom auslöst. Wer lächelte, bekam automatisch einen Kaffee serviert. Das soll zeigen, wie sich Geräte intuitiv bedienen lassen. Auf der Computermesse CES in Las Vegas hatte Digitalstrom die Steuerung per Geste mit Microsoft Kinetic gezeigt. Ein Beispiel: Wenn in der Küche ein Topf unter den Wasserhahn gehalten wird, erkennt das System, dass er mit Wasser gefüllt werden soll und öffnet den Wasserhahn.

Wibutler hat bereits vor einiger Zeit eine Box vorgestellt, die smarte Produkte verschiedener Standards und Hersteller zusmmenführen kann. Auf der IFA waren nun erstmals konkrete Beispiele zu sehen. Als Partner nennt Wibutler unter anderem den Pumpenspezialisten Wilo, den Profi für Beschläge Winkhaus oder Spezialisten aus den Bereichen Mess- und Regelungstechnik wie Afriso.

Wibutler steuert Fenster und Heizungen

Wird zum Beispiel ein mit Winkhaus Funkkontakten ausgestattetes Fenster zum Lüften geöffnet, kann Wibutler automatisch die Heizung herunterfahren. Dabei greife Wibutler nicht allein auf einzelne Stellantriebe und Heizkörper zu, sondern kommuniziere auch direkt mit den Heizgeräten, sagt das Unternehmen. Das bringe mehr Effizienz, da diese nur die benötigte Wärme produzieren. Heizkörperthermostate gelten als die Anwendung, die Smart-Home-Kunden derzeit am meisten interessiert.

Auch klassische Player aus der Gebäudetechnik wie ABB oder Bosch mischen mit. Beide haben gemeinsam mit dem IT-Giganten Cisco das Gemeinschaftsunternehmen Mozaiq Operations gegründet. Es soll die bisherigen individuellen Lösungen für die Hausautomatisierung vereinheitlichen und geräteübergreifende Kompatibilität schaffen.

Dann haben natürlich auch noch die großen amerikanischen Player Amazon, Google, Microsoft oder Apple ihren Fuß in der Tür. Bei Apple will man beispielsweise mit dem Homekit dieses Segment besetzen, allzu viele konkrete Angebote gibt es aber noch nicht. Experten hatten erwartet, dass sich dies bei der großen Apple-Neuheiten-Konferenz Anfang September ändert, aber dort standen andere Produkte im Fokus, vom Homekit war nichts zu hören. Elgato hat als eines der wenigen Unternehmen bereits gezeigt, wie sich Sensoren für Luftqualität, Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Luftdruck, Stromverbrauch und Wasserverbrauch integrieren lassen. Zu sehen waren auch Thermostate, die Googles Sprachdame Siri verstehen. Sie sind aber noch nicht im Handel. Belkin arbeitet nach eigenen Angaben an der Homekit-Kompatibilität seines Heimautomatisierungssystems WeMo.

Philips hat seine Hue-Familie erweitert. Das sind Leuchtmittel, die sich im Smart Home einsetzen lassen. Neben Weißlicht-Lampen gibt es verbesserte LED-Streifen, die neben den RGB-Farben auch Weißtöne können. Ebenfalls neu ein Set, das das Schalten und Dimmen von Leuchtstreifen oder Lampen ohne spezielle Bridge ermöglicht. von Pia Grund-Ludwig

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