Heizung und Warmwasser
Quelle: Pia Grund-Ludwig

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Lieber Grünbuch als Klimaschutzplan

Wärmekonferenz 2016 fordert Anreize statt Verbote

Manfred Greis (links) gegen Ablehnung von Gasheizungen. © A. Morhart

Heizungsverbände fordern, Öl und Gas bei Wärme nicht zu diskriminieren. Durch Sektorkoppelung, Power-to-Gas und Power-to-Liquid blieben diese relevant

Zwei Themen vor allem zogen sich durch die diesjährige "Deutsche Wärmekonferenz": die Warnung, das Heizen mit fossilen Energieträgern wie Öl und Gas nicht zu diskriminieren, und - eher überraschend - die Diskussion um den CO2-Emissionshandel.

Doch für viele Teilnehmer interessanter waren sicher zunächst die Heizungstrends des ersten Halbjahrs 2016, und die hatten es zum Teil in sich. 13 Prozent mehr Öl-Brennwertkessel als im gleichen Zeitraum 2015 wurden verkauft, nämlich rund 27.500 Stück. Auch die Gas-Brennwertkessel legten um 10 Prozent zu - auf 201.500 Geräte. Ganz anders sieht es bei der älteren, weniger effizienten Variante mit Niedertemperatur-Technik (NT-Technik) aus: minus 35 Prozent beim Gas und sage und schreibe minus 82 Prozent beim Öl waren es hier.

Der Anstieg bei den Brennwert-Technik hat sich nach den Worten von BDH-Hauptgeschäftsführer Andreas Lücke "mittlerweile wieder verflüchtigt - der Öl-Brennwert-Markt ist sehr stark rückläufig im Moment". Er erklärt auch den Boom bei den Öl-Niedertemperatur-Kesseln vom Vorjahr nicht mit dem niedrigen Ölpreis, sondern mit einem Vorzieheffekt: "Seit dem September muss nämlich Öl-Brennwert eingebaut werden, anderes darf man nicht mehr."

Mehr KWK und Wärmepumpen

Den stärksten Zuwachs, jedenfalls relativ, gab es bei den kleinen Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen (KWK). 16 Prozent mehr als im Vorjahr wurden im Segment bis 50 kWel verkauft. Dicht gefolgt von den Wärmepumpen mit plus 15 Prozent, wobei der Zuwachs vor allem auf das Konto der Sole-Wärmepumpen geht.

Bei so vielen Gewinnern und einem fast gleichgebliebenen Gesamtmarkt (minus 1 Prozent) muss es auch Verlierer geben, und das waren die Biomassekessel und die Solaranlagen-Kollektorfläche mit minus 7 und minus 6 Prozent.

Bei der Wärmekonferenz listen die Verbände auch gern ihre Forderungen an die Politik auf. Der Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) und der Deutsche Großhandelsverband (DG) Haustechnik waren Mitveranstalter in Berlin. Der Zentralverband ließ eine Broschüre verteilen, in der es hieß, man solle "keine überambitionierte Zielverschärfung" im Klimaschutzplan (KSP) festschreiben.

In der begleitenden Pressekonferenz führte dann hauptsächlich der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) das Wort. Manfred Greis, den man eigentlich als ruhigen Typ kennt, klang streckenweise recht verärgert. "Ich wende mich dagegen, dass bei bestimmten Politikern (...) von 'fossilen Heizungen' die Rede ist. Wenn man das so vereinfacht darstellt - wir wollen keine fossile Heizung mehr -, dann lehnt man ja eigentlich (...) die Gasheizung ab."

Gasheizungen als Brücke zu Power-to-Gas

Das sei für ihn schwer erträglich. Schließlich setze man doch auf Sektorkopplung in Form von Power-to-Gas. "Die Infrastruktur ist vorhanden, wir brauchen da nicht mehr großartig zu investieren. Und wenn wir das aufgeben, weil wir die gesamte Infrastruktur unter 'fossil' abbuchen, dann werden wir sie nicht mehr haben, wenn wir eines Tages sagen, jetzt brauchen wir Power-to-Gas."

Ein Argument für das Beibehalten des Erdgasnetzes. Doch auch für Ölheizungen schlug Greis den ganz großen Bogen zu Flüssigtreibstoff aus Erneuerbaren: "Es gilt letzten Endes auch für Öl, denn wer schließt heute aus, dass wir nicht eines Tages auch sehr sinnvolle Optionen haben in Form von Power-to-Liquid?". Es gebe im ländlichen Bereich Gebäude, die keine Gasanschlüsse haben und auch nicht bekommen werden.

Überhaupt nicht gut findet Greis den bisherigen Entwurf aus dem Bundesumweltministerium für einen Klimaschutzplan 2050, und zwischen den Zeilen glaubte man fast zu hören, dass die Lobbyarbeit schon erste Erfolge zeitigt: "In den ersten Fassungen war der Klimaschutzplan ein erzieherisches Instrument, das mit Verboten und Geboten gepflastert war, das (...) die Akteure, die gefragt sind, ihr Geld zu investieren, eher abschreckte." Schließlich gehe es auch anders: "Wir sind dem Grünbuch viel näher, weil es marktwirtschaftliche Prinzipien berücksichtigt, weil es Technologieoffenheit zulässt, als dem bisherigen Klimaschutzplan."

Damit meint Greis das "Grünbuch Energieeffizienz", das nicht aus dem Umwelt-, sondern aus dem Wirtschaftsministerium kommt. Elmar Esser, der Hauptgeschäftsführer des ZVSHK, forderte gar einen "Gegenplan" zum Klimaschutzplan.

Anreize statt Verbote

Dass immer noch zwei Drittel der Heizungsanlagen energetisch veraltet sind, spricht für BDH-Präsident Manfred Greis nicht gegen das bisherige Vorgehen. "Wir hören auch aus dem Ministerium: Na ja, mit Anreizen haben wir es versucht bisher; das hat offentlichtlich nicht allzuviel gebracht. Aber auch da muss man immer die Frage stellen, ob man die Anreize richtig gesetzt hat." Er denke da zum Beispiel an das Scheitern der steuerlichen Förderung der Sanierung im selbst genutzten Gebäudeeigentum.

Im Prinzip jedenfalls wollen die drei Verbände weitermachen wie bisher, nur mit weniger Hin und Her bei der Förderung. Greis: "Wir wollen die Politik auffordern, (...) konsequente, verstetigte und an marktwirtschaftlichen Prinzipien orientierte Anreize zu setzen." Das ist auch der Tenor einer "Berliner Erklärung zur Wärmewende", die BDH, ZVSHK und DG Haustechnik anlässlich der Wärmekonferenz verteilen ließen.

In einer Podiumsdiskussion wurde dann allerdings klar, dass nur positive "Anreize" gewünscht sind: Als sich der SPD-Bundestagsabgeordnete Johann Saathoff für den europäischen Emissionshandel mit CO2-Zertifikaten starkmachte, mit dem die externen Kosten der Energieträger eingepreist werden könnten - Öl und Gas nannte er dabei nicht beim Namen -, widersprach ihm BDH-Hauptgeschäftsführer Andreas Lücke, ohne allerdings bei den anderen fünf Teilnehmern so recht Unterstützung zu finden. Einzig Julia Verlinden, für die Grünen im Bundestag, war skeptisch: "Ich weiß nicht, ob das der beste Weg ist." Johann Saathoff bemängelte, es seien zu viele CO2-Zertifikate auf dem Markt und forderte einen Mindestpreis pro Tonne. Dem schloss sich Linke-MdB Ralph Lenkert an. Sein Bundestagskollege von der CDU, Thomas Bareiß, fand dagegen der Emissionshandel funktioniere bereits, und man überlege, auch den Wärmesektor darin aufzunehmen. Von Alexander Morhart

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