Heizung und Warmwasser
Quelle: Pia Grund-Ludwig

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ASUE fürchtet das Aus für die Verbreitung von Mini-BHKW

Verlängerung der KWK-Förderung in der Diskussion

Mini-KWK-Anlagen produzieren gleichzeitig Wärme und Strom. Bild: Whispergen

Das Förderprogramm für Strom erzeugende Heizungen läuft Ende 2010 aus. Die Arbeitsgemeinschaft für sparsamen und umweltfreundlichen Energieverbrauch fordert eine Verlängerung. Doch die ist umstritten.

"(R)Evolution im Heizungskeller", hat die Arbeitsgemeinschaft für sparsamen und umweltfreundlichen Energieverbrauch (ASUE) ihren Effizienzdialog am 4. März 2010 im Haus der Bundespressekonferenz in Berlin überschrieben. Dabei ging es um die Frage, welchen Stellenwert dezentrale Versorgungsstrukturen für Strom und Wärme künftig haben werden. Eine Variante ist die Strom erzeugende Heizung. Doch deren breite Markteinführung sieht die ASUE gefährdet. Die Arbeitsgemeinschaft hat sich die Weiterentwicklung und weitere Verbreitung sparsamer und umweltschonender Technologien auf Erdgasbasis auf die Fahne geschrieben.

In der Diskussion mit den fachpolitischen Sprechern der Bundestagsfraktionen forderte sie die Weiterführung des Mini-KWK-Förderprogramms. Dieses ist gegenwärtig bis Jahresende begrenzt. "Für die breite Markteinführung hocheffizienter Mikro-KWK-Anlagen benötigen wir für einen überschaubaren Zeitraum eine stabile Anschubfinanzierung mit kalkulierbaren Förderkonditionen. Nur so können die anspruchsvollen klimapolitischen Ziele der Bundesregierung wirklich erreicht werden", betonte Andreas Prohl, Präsident der ASUE. Zudem müsse das Bewilligungsverfahren künftig praxisgerecht gestaltet werden. "Aktuell erscheint das Bewilligungsverfahren des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) verbesserungsbedürftig", so Prohl.

Aus Sicht der ASUE sind stromerzeugende Heizungen eine effiziente Modernisierungsalternative für Millionen veralteter Heizungsanlagen in Deutschland. Das Funktionsprinzip der Geräte ist einfach: Durch die Verbrennung von Erd- oder Biogas entsteht Wärme für Heizung und Warmwasserbereitung. Gleichzeitig wird ein Teil der Wärme in mechanische Energie umgewandelt, die wiederum einen Generator antreibt, der Strom erzeugt.

Die bislang bestehenden Förderangebote der Bundesregierung für Mikro- und Mini-KWK-Anlagen und die CO2-Gebäudesanierung sind im vergangenen Jahr von Bauherren sehr gut angenommen worden. Guido Bruch, Geschäftsführer der ASUE, berichtete, dass seit Herbst 2008 rund 7.000 Mini-KWK-Anlagen in Betrieb gegangen seien. Die Anzahl der am Markt angebotenen BHKW-Modelle hat sich seit Mitte 2008 mehr als verdoppelt. Neue Hersteller sind auf den Markt gedrungen. Beim Mikro-BHKW, das sich für kleinere Einheiten eignet, sind ebenfalls erste Geräte auf dem Markt, wie etwa das "Whispergen", weitere sind in Vorbereitung. Ein Verkaufsschlager in Japan mit über 80.000 installierten Geräten in gut fünf Jahren ist das Honda-Mini-BHKW des Herstellers Vaillant, das in Japan unter dem Produktnamen "Ecowill" angeboten wird.

Nun gefährdeten gekürzte Förderprogramme insbesondere im privaten Gebäudebereich energetische Sanierungsvorhaben. Ehrgeizige Klimaschutzziele wie die Verdoppelung des Stromanteils aus der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) bis 2020 auf 25 Prozent gerieten in der Debatte über Fördermittel ins Wanken, so die ASUE. Sie spricht von einem "Förder-Jo-Jo" der Koalition, das den Ausbau der innovativen Mini- und Mikro-KWK-Technologie behindert.

Gero Lücking, Vorstand der Lichtblick AG, berichtete dass der Startschuss für das Schwarmstrom-Konzept von Lichtblick im Juni 2010 fällt. Dann werden erste Anlagen in Wolfsburg, Berlin, Hamburg und Bremen installiert und in Betrieb gehen. Dabei strebt Lichtblick statt der Verwendung von Erdgas den Einsatz von Biogas an. Das ist im Gegensatz zu Erdgas nachhaltig verfügbar und zudem klimaneutral.

Wolfgang Müller vom Referat Nationales Klimaschutzprogramm, Umwelt und Energie im Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, sprach sich für den Einsatz der neuen Technik aus. "Energie muss dort erzeugt werden, wo Abwärme vorhanden ist", sagte er. Ziel sei es, 100.000 Anlagen im Jahr neu zu installieren. Seit 2008 seien bereits 10.000 Anträge gestellt worden. Diese Antragsstellung müsse deutlich vereinfacht und transparenter gestaltet werden, stimmte Müller dem ASUE-Präsidenten Prohl zu. Auch beim Thema Fördermittel sind sich die beiden einig. Diese seien noch notwendig, so Müller, da die Anlagen derzeit noch nicht wirtschaftlich seien. Als wichtigste Rahmenbedingung für das Programm nannte der Mann aus dem Bundesumweltministerium das Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz.

In der Diskussion sprach sich auch Joachim Pfeifer, wirtschaftspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, für einen verstärkten Einsatz der neuen Technik aus. Über die weitere Subventionierung müsse man jedoch im Rahmen des Koalitionsprogramms noch diskutieren. Klaus Breil, energiepolitischer Sprecher der FDP, stellte den Sinn von Fördermaßnahmen in Frage. Dem Endverbraucher sei durchaus zuzumuten, die Kosten für eine Installation einer solchen Anlage selbst zu leisten. Dagegen hielt Prohl, dass eine Förderung als Anstoß entscheidend sei, niemand erwarte dabei eine Subventionierung auf lange Dauer. Dem stimmte Klaus-Robert Kabelitz, Vice President der EON Ruhrgas AG, insofern zu, da die Amortisationsdauer der Geräte noch relativ hoch sei. Das Kapital beim Großteil der Eigentümer im Einfamilienhausbereich und vor allem auch im Bereich der Vermieter von kleineren Mehrfamilienhäusern sei nicht vorhanden. Dirk Becker, Mitglied im Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit der SPD-Fraktion stellte klar, dass ohne eine Förderung das Ziel der Bundesregierung zum Klimaschutz und zur CO2-Emissionseinsparung nicht erreicht werden kann.

Lichtblick-Vorstand AG Gero Lücking schließlich fügte hinzu, dass eine Förderung von 30 Millionen Euro für die Kraft-Wärme-Kopplung doch wohl "Peanuts" im Hinblick auf die enorme Förderung der Atomenergie sei. Oliver Krischer, Sprecher für Energie und Ressourceneffizienz der Grünen, sprach sich ebenfalls für eine Fortführung des Impulsprogrammes aus. Er sehe die Gefahr, dass dies im Koalitionsprogramm unzureichend diskutiert werde und so der Atomenergie erneut das Feld geräumt werde, auf Kosten der Kraft-Wärme-Kopplung. Nicole Allé

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