Heizung und Warmwasser
Quelle: Pia Grund-Ludwig

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Preis für die geforderte Wärmemenge bleibt wichtiges Kriterium

Studie vergleicht Kosten für Holzheizungen

Die Rentabilität von Holzheizungen hängt von Faktoren wie Heizlast und Dämmstandard ab. © Pixelio/ Martin Schemm

Sauber kalkulierte Vergleiche zu Kosten unterschiedlicher Heizsysteme sind rar. Im Rahmen der Bewertung des Marktanreizprogramms legt eine Studie Berechnungen zur Rentabilität unterschiedlicher Energieträger vor.

Wer ein Haus baut oder überlegt, die altersschwache Ölheizung auszutauschen, hat bei der Entscheidung für ein neues Heizsystem die Wahl zwischen vielen Möglichkeiten. Das wichtigste Kriterium ist für die meisten der voraussichtliche Preis für die geforderte Wärmemenge.

Auch wenn kein Gebäude dem anderen gleicht und am Ende individuell gerechnet werden muss - eine Vorauswahl ist oft schon deshalb nötig, weil der Installateur des Vertrauens gar nicht alle Anlagetypen anbietet. Eine Vergleichsstudie muss also her. Zwar finden sich auf den Internetseiten von Lobbyverbänden und Heizungsfirmen viele hübsch gestaltete Darstellungen - sauber kalkulierte Vergleiche mit plausiblen Grundannahmen und aktuellen Eingangsdaten muss man aber mit der Lupe suchen.

Das gilt umso mehr für die Einschätzung der Biomasseanlagen, die erst seit einigen Jahren einen nennenswerten Marktanteil erreicht haben. Da hapert es schon mit der Datenbasis. Interessant und im Internet frei verfügbar ist eine Ausarbeitung im Zusammenhang mit dem Marktanreizprogramm (MAP) für erneuerbare Energien im Wärmemarkt.

Das Bundesumweltministerium lässt derzeit von einem Konsortium aus sechs Institutionen unter der Federführung des Stuttgarter Ingenieurbüros Fichtner das MAP bewerten. Sozusagen als nützliches Abfallprodukt fällt dabei eine Wirtschaftlichkeitsrechnung für diverse Energieträger - auch Biomasse - in typischen Gebäudearten an. Unterauftragnehmer für Biomassethemen ist das Technologie- und Förderzentrum (TFZ) in Straubing, namentlich die ausgewiesenen Experten Hans Hartmann und Klaus Reisinger.

Der zuletzt veröffentlichte Bericht fußt auf einer repräsentativen Stichprobe aus 250 beim BAFA eingereichten Rechnungsunterlagen für im Jahr 2009 errichtete Installationen. Ein weiterer Berichtsteil ist fertig und dürfte vom Ministerium Anfang 2012 freigegeben werden. Außer der aktuellen und relativ zuverlässigen Datenbasis spricht für die Fichtner-Studie, dass dahinter im Gegensatz zu vielen anderen Ausarbeitungen nicht eine Branche oder deren Verband steht - sind diese doch immer in Versuchung, an dem einen oder anderen Schräubchen zu drehen, um das eigene Produkt günstiger erscheinen zu lassen.

Die Autoren der Studie haben die Wärmegestehungskosten für acht erneuerbare Energieträger und, als Referenzsystem, Erdgas-Brennwertkessel in acht verbreiteten Gebäudetypen errechnet, und zwar weitgehend nach der Richtlinie VDI 2067. Genau diese VDI 2067 hat allerdings einen Haken. Die Brennstoffpreise bleiben danach über die gesamten 18 Jahre des Abschreibungszeitraums gleich - eine wenig plausible Annahme. Schließlich lassen sowohl die historischen Daten als auch die Eigenart der Brennstoffe erwarten, dass Erdgas mittelfristig erheblich teurer werden wird, Biomasse dagegen nur leicht. Die scheinbar neutrale Richtlinie benachteiligt also Biomasseanlagen strukturell.

Immerhin gibt die Fichtner-Studie zuverlässig Auskunft, wieviel eine Kilowattstunde für Heizung oder Warmwasser in den ersten Betriebsjahren einer Heizungsanlage kalkulatorisch kostet. Und da die Herleitung im Anhang recht ausführlich dokumentiert ist, kann ein rechenfreudiger Hausbesitzer auch abweichende, plausiblere Brennstoffkosten für eigene Kalkulationsvarianten einsetzen.

In dem Referenzfall Erdgas berechnet die Studie für ein typisches saniertes Einfamilienhaus aus den 60er-Jahren (Wärmenachfrage 29.220 kWh/Jahr) für eine Kilowattstunde Erdgaswärme 12,9 Eurocent. Am billigsten, gerechnet auf die Kilowattstunde, ist es bei Erdgas im Typ "unsaniertes Mehrfamilienhaus" (ebenfalls 60er-Jahre, 582.152 kWh/Jahr): Dort sind es 9,1 ct/kWh. Stolze 27,0 ct/kWh sind es dagegen in einem EnEV-2009-Einfamilienhaus mit 6.201 kWh/Jahr. Die unterschiedlichen Kosten je nach Heizlast dürften zwei Gründe haben: Bei geringerem Verbrauch schlagen die Grundkosten für den Anschluss stärker zu Buche. Und bei geringerem Verbrauch sind möglicherweise die Gaspreise der Versorger höher.

Im Typ "saniertes Einfamilienhaus" kommt die Fichtner-Studie auf im Vergleich zu Erdgas deutlich höhere spezifische Preise für eine Scheitholzanlage (17,7 ct/kWh) und ein Pelletsystem (17,8 ct/kWh), wobei die mageren MAP-Förderbeträge von 0,4 beziehungsweise 0,8 ct/kWh schon abgezogen sind. Bei Holzhackschnitzeln waren 2009 nur eine Hand voll Förderanträge bei diesem Haustyp gestellt worden. Das ist zu wenig für einen repräsentativen Datensatz, aber die vorhandenen Angaben lassen für Hackschnitzel einen Wärmepreis jenseits von 20 ct/kWh vermuten.

Für den Typ des unsanierten Mehrfamilienhauses dagegen liegen bei Hackschnitzelanlagen genügend Daten aus Förderanträgen vor. Bei ihrem klassischen Einsatzgebiet unterbietet diese Biomasseform mit 8,3 ct/kWh das Erdgassystem. Sie würde das sogar schaffen, wenn die 0,2 ct/kWh Fördermittel nicht abgezogen wären. Bei den beiden anderen Biomassearten gibt es kaum Daten. Die vorhandenen deuten darauf hin, dass Scheitholz dicht bei Erdgas liegt, Pellets dagegen über 11 ct/kWh.

Im Einfamilienhaus nach EnEV 2009 schlagen Pellets mit 25,7 ct/kWh das Erdgas. Bei den beiden anderen Holzbrennstoffen herrscht wieder Datenmangel, aber Hackschnitzelwärme dürfte gut 37 ct/kWh kosten und solche aus Scheitholz ähnlich viel wie Erdgas.

Der Gebäudetyp spielt in der kurzfristigen Betrachtung eine wichtige Rolle. Wer sein Haus über einen längeren Zeitraum hinweg bewirtschaften will, sollte sich eine Meinung über die voraussichtliche Entwicklung der Brennstoffpreise bilden und dann selbst rechnen. Und, auch wenn das nicht in der Studie steht: Wer diese Denkarbeit durch Muskelarbeit ersetzen will und die Gelegenheit hat, gegen kleines Geld selbst in den Wald zu gehen, dürfte mit Scheitholz immer noch am billigsten fahren. Einen Überblick über gängige Holzheizungen gibt es in den Produktübersichten der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe zu den Themen Pellet-Heizung und Scheitholz-Heizung.

von Alexander Morhart

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