Heizung und Warmwasser
Quelle: Pia Grund-Ludwig

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Enev 2009 könnte Schub für Solarthermie bringen

"Solarthermie lohnt sich nur bei großen Flächen"

Rentabilität von Solarthermie ist umstritten. Bild: BSW Solar.

Solarthermie rechne sich nur bei großen Kollektorflächen und optimierter Heizung, argumentiert Timo Leukefeld von Solifer. Von den Verbraucherzentralen kommt beim Thema Rentabilität aber generell Widerspruch. Deren Berechnung sei schwierig.

Die Einbeziehung erneuerbarer Energien in Heizkonzepte ist für Neubauten Pflicht, bei der Sanierung von Altbauten unter bestimmten Bedingungen in Baden-Württemberg auch. Hausbesitzer müssen sich also auch mit der Wirtschaftlichkeit unterschiedlicher Lösungen beschäftigen.

Die Versprechungen von Installateuren und Herstellern sind groß. Mit dem Titel "Sonnenheizung als Kapitalanlage" etwa wirbt Timo Leukefeld, Geschäftsführer der Freiberger Solifer Solardach GmbH für seine Solarthermie-Konzepte und rechnet "Einsparrenditen von bis zu 14 Prozent als geldwertem Vorteil" vor. Das gelte freilich nur bei solarthermischen Anlagen der Maximum-Nutzklasse. Das sind die großen dachintegrierten Anlagen, auf die sich sein Unternehmen spezialisiert hat.

Der Bundesverband der Verbraucherzentralen ist bislang bei Rentabilitätsberechnungen von Solarthermie-Anlagen eher skeptisch. In der Regel werde Solarthermie auf eine erneuerte Anlage draufgesattelt bei einer Modernisierung der Heizung, dann sei es mit der Rentabilität schwierig, meint Energieberater Peter Kafke, Energiereferent des Bundesverbands der Verbraucherzentralen. "Aus meiner Erfahrung werden mindestens 80 Prozent aller Solaranlagen im Neubau oder im Zusammenhang mit einem Kesseltausch realisiert. Dabei erreichen fast alle Hersteller Verbesserungen und die dürfen nicht einfach den Solaranlagen zugeschlagen werden." Interessant ist aus seiner Sicht aber mittlerweile, dass  sich je nach Ansatz für die Höhe der Energiepreissteigerungen Anlagen mit Heizungsunterstützung schneller rechnen können als kleine Anlagen.

Zu einer skeptischen Einschätzung in Bezug auf die Rentabilität kommt die Stiftung Warentest: In dem von ihr 2009 durchgerechneten Modellhaus mit Öl- oder Gasbrennwertkessel lassen sich bei einer heizungsunterstützenden Anlage im Lauf von 25 Jahren 8500 Euro an Brennstoffkosten sparen. Bei 10.000 Euro plus Montage und jährlichen Wartungskosten sei auch mit Fördermitteln die Rentabilität kaum gegeben.

Das beziehe sich auf kleine Anlagen, so Leukefelds Gegenargument. Er teilt die Anlagen in die Nutzklassen Warmwasser, Standard und Maximum ein. Diese Kategorsierung hat mittlerweile auch die sächsische Energiegantur Saena in einer Broschüre übernommen. Die Klasse "Warmwasser" produziert nur Warmwasser, die Klasse "Standard" hat zur Heizungsunterstützung 12 Quadratmeter Kollektoren und einen 750-Liter-Speicher. Rentabel seien große Anlagen der Klasse "Maximum", bei denen 24 Quadratmeter Kollektoren und ein 1000-Liter-Speicher installiert und zudem noch die Energieausbeute der bestehenden Heizung beispielsweise durch eine Optimierung der Steuerung verbessert werde. Dazu gehört aus Leukefelds Sicht auch eine frei programmierbare Regelung. Die Kosten dafür seien mit zwischen 700 und 800 Euro und 200 Euro für die Programmierung mittlerweile überschaubar.

Als Gesamtkosten für solche Anlagen gibt Leukefeld 18.000 Euro an. 2.520 Euro gibt es als Zuschuss für die Kollektoren derzeit vom Bund bei der zu grunde gelegten Fläche von 24 Quadratmetern. Unter diesen Bedingungen hat Leukefeld eine Berechnung für ein 130-Quadratmeter-Haus aufgemacht, das bislang von einem 15 Jahre alten Niedertemperatur-Gasbrenner beheizt wird. Dann seien Einsparungen von 35 Prozent möglich. Dabei geht er bei seinen Anlagen von einer Lebensdauer von 40 Jahren aus, Anlagen mit schlechteren Komponenten hätten nur eine deutlich kürzere Lebenserwartung. Verbraucherschützer Kafke kann das nicht wirklich nachvollziehen: "Für mich ist es nicht wirklich seriös, bei einem Produkt von einer Lebensdauer von 40 Jahren auszugehen, nur weil dort die Gummis nach 25 Jahren gewechselt werden können. Auch die Anlagen anderer Hersteller gehen nicht unbedingt nach 20 Jahren kaputt."

Leukefeld macht sich zudem die aktuelle Debatte um die Reduzierung der Einspeisevergütung für Solarstrom sowie die Debatte um Stromtarife für Wärmepumpen zunutze. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz könne geändert werden, sagt er, bei der Erzeugung solarer Wärme spiele das keine Rolle. Die Berechnung der Rentabilität von Investitionen in solare Energien zur Wärmeerzeugung hat aber einen sehr viel größeren Unsicherheitsfaktor: Die Vorhersage der Energiepreise, die ja ein wesentlicher Faktor für die Berechnung der Einsparungen sind, gleicht einem Lotteriespiel. Leukefeld legt bei seinen Berechnungen Energiepreissteigerungen von zirka 7 Prozent jährlich zugrunde. Das wäre aber eine deutlich höhere Zunahme als im Durchschnitt der vergangenen Jahre. Nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums lagen die Energiekosten für Raumwärme und Warmwasser in einem durchschnittlichen Haushalt im Jahr 1990 bei 43 Euro, 2008 bei 81 Euro.

Argumente pro Solarthermie könnte nach Meinung von Peter Kafke aber die neue Fassung der Energieeinsparverordnung liefern. "Nach bisherigen Berechnungen nach EnEV 2009 bekommt man den EnEV-Nachweis allein mit einem verbesserten Brennwertkessel nicht mehr gut hin. Die erforderlichen erhöhten Dämmwerte kosten viel mehr als die Solaroption. Wärmepumpentarife wurden mancherorts um fast 25 Prozent erhöht. Dadurch würden viele Bauherren gesetzgeberisch zu Solar überredet." Ein Unsicherheitsfaktor sind aber die Zuschüsse für solarthermische Anlagen. Die werden über das Marktanreizprogramm finanziert. Im Haushaltsauschuss wurde bereits eine Kappung beschlossen, weitere Mittel sind unter Haushaltsvorbehalt. pgl

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