Heizung und Warmwasser
Quelle: Pia Grund-Ludwig

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Energieversorger erweitern Geschäftsmodelle für Privatkunden

Mieten der Heizung kann Betrieb optimieren

Mieten einer neuen Heizung streckt die Investitionen. © DBU

Auch für Ein-und Zweifamilienhäuser gibt es Mietmodelle für Heizungen. Sie setzen sich aber nicht richtig durch.

Das Motto "Leasen statt Kaufen" bei der eigenen Heizungsanlage fristet in den privaten Wohnhäusern im wahrsten Sinne des Wortes ein Keller-Dasein. "Im Ein- und Zweifamilienhaus ist dieses Modell immer noch die Ausnahme von der Regel, das kann man ganz klar sagen", bilanziert Christian Tögel, Contracting-Experte bei der EnergieAgentur.NRW. "Es kann zwar ein attraktives Angebot sein, aber es ist nicht so günstig, dass es auf jeden Fall ein Selbstläufer ist."

Seit einigen Jahren bieten einige Energieversorger und Stadtwerke nicht nur Großkunden wie Wohnungsbaugesellschaften, sondern auch privaten Hausbesitzern die Möglichkeit an, die alte Heizung gegen eine neue Anlage auszutauschen, die dann gegen eine monatliche Gebühr gemietet oder geleast wird, und den Brennstoff zu liefern. Das Rundum-Sorglos-Paket beinhaltet zudem die regelmäßige Wartung, einen Entstörungsdienst und die erforderlichen Investitionen.

Dafür zahlt der Kunde eine monatliche Leasing-Gebühr - meistens für eine feste Vertragslaufzeit von zehn oder 15 Jahren. Das hat sich bei den Kunden aber noch nicht durchgesetzt. "Wir bieten diese Möglichkeit seit über 20 Jahren an", berichtet Manfred Petry, Leiter des Operativen Geschäfts bei dem Versorger Pfalzgas, "aber es nicht so ein Massenprodukt, das täglich nachgefragt würde." Unter den 60.000 Kunden seien es schätzungsweise nur "um die 100", die dieses Service-Angebot nutzen. "Da sehen wir noch große Kapazitäten", so Petry.

Zumal er überzeugt ist, dass dieser Anteil zwangsläufig steigen wird: "So etwas wird immer interessanter, je komplexer die Technik wird. Denn viele Kunden sind ein Stück weit überfordert, da den Überblick zu bekommen - und da bietet Contracting eine Möglichkeit, die Technik gut zu platzieren und die Anlage optimal laufen zu lassen, ohne sich selbst darum kümmern zu müssen."

Den Service-Aspekt sieht man auch bei der Entega AG in Darmstadt, mit 660.000 Kunden einer der größten Regionalenergieversorger Deutschlands, als einen der Hauptgründe, warum bislang 1000 Privatleute und Gewebetreibende das "Wärme komplett"-Paket abgeschlossen haben: "Die Abstimmung mit Handwerkern ist sonst lästig und zeitaufwändig", sagt Klaus Ackermann von der Pressestelle. "Zudem schätzen die Kunden die Sicherheit, sich weder um Reparaturen, Schornsteinfeger etc. kümmern zu müssen." Die Erwartungen bei der Entega seit der Einführung des Programms Anfang letzten Jahres seien auf jeden Fall erfüllt. "Wir sehen aber noch deutliches Wachstumspotential", so Ackermann. "Der Contracting-Markt für Privat fängt gerade erst an zu laufen."

So errechnen sich die Kosten

Experten raten dazu, beim Leasen der Anlage genau auf die Kosten zu schauen, die dem Verbraucher in Rechnung gestellt werden. Bei Entega etwa wird der monatliche Grundpreis aus den Investitionskosten der Heizungsanlage ermittelt - pro 1000 Euro Investitionssumme werden 16,50 Euro monatlicher Grundpreis fällig. Der Arbeitspreis beträgt aktuell 6,15 Cent brutto pro Kilowattstunde und passt sich der allgemeinen Energiepreisentwicklung an.

Ein Rechenbeispiel: Kostet die neue Heizung 8000 Euro in der Anschaffung, zahlt der Kunde einen monatlichen Grundpreis von 132 Euro brutto. Damit sind alle Kosten für Anschaffung, Installation, Wartung, Reparatur und Schornsteinfeger abgedeckt. Für die Wärme zahlt der Kunde beispielsweise bei einem jährlichen Verbrauch von 20.000 Kilowattstunden monatlich weitere 100 Euro. Nach Ablauf der zehn Jahre kann der Vertrag verlängert werden - oder der Kunde erwirbt die Heizung zum Sachzeitwert. Wenn er die Anlage nicht übernehmen möchte, baut Entega diese auf eigene Kosen wieder aus.

Bei der Pfalzgas GmbH endet die Laufzeit zehn Jahre nach der Inbetriebnahme. Dann geht die Anlage allerdings automatisch in das Eigentum des Kunden über. Die Kosten sind dem Modell in Darmstadt vergleichbar: So wird für eine Erdgas-Brennwertheizung bis 24 kW Leistung eine monatliche Nutzungspauschale von 178,50 Euro (inkl. MwSt.) erhoben - wobei der Kunde aussuchen kann, von welchem Installateur er die Heizung haben möchte und dann auf dieser Grundlage individuell ein Angebot ausgerechnet wird.

Voraussetzung für das "Rundum-Sorglos-Paket" ist ein Erdgasanschluss - nicht aber, auch das Erdgas von Pfalzgas zu beziehen. "Wir bieten einen Wärmlieferungsvertrag auf die Investition der Heizungsanlage und einen separaten Erdgasliefervertrag, der davon losgelöst ist. Das ist eine praktikable und gute Lösung für den Endkunden", meint Manfred Petry. "Die Kunden können individuell den günstigsten Tarif auswählen. Sie hätten auch die Möglichkeit, den Erdgaslieferanten zu wechseln."

Alternativen überprüfen

Verbraucherschützer empfehlen den Kunden grundsätzlich, vor der Unterschrift Alternativen zu prüfen. Falls das Kapital für die Investition vorhanden sei, sollten bei der Vergleichsrechnung neben Rücklagen für Reparaturen und Ersatzteile auch die Kosten für einen Wartungsvertrag sowie die entgangenen Zinserträge berücksichtigt werden, die das investierte Geld während der Vertragsdauer gebracht hätte. Außerdem sollten Vergleichsangebote von Heizungsinstallateuren eingeholt werden. Nur wenn man wisse, wie hoch der Kaufpreis inklusive Einbau und Wartung ist, können Hausherren überprüfen, ob der Kauf aus Eigenmitteln oder eine Kreditfinanzierung der neuen Anlage günstiger ist als ein Contracting-Vertrag mit monatlichen Raten.

Weiterer Rat: Der Contractor sollte neben der Leistungsbeschreibung eine Aufstellung liefern, welche notwendigen Materialien und Leistungen nicht im Preis enthalten sind und eine Berechnung vorlegen, wie der Wärmegrundpreis im Zuge der Vertragsdauer steigen kann.

"Drei Seiten profitieren"

Christian Tögel von der EnergieAgentur.NRW appelliert jedoch, trotz allem nicht nur den Kosten-Aspekt beim Heizungs-Leasing im Blick zu haben. "Natürlich scheint es so, wenn man die Leasing-Kosten gegen die reinen Investitionskosten rechnet, dass das Contracting teurer ist. Aber man vergisst oft dabei, was solch ein Vertrag mitleistet: Neben der Investition nämlich auch den Service über eine Laufzeit über zehn oder 15 Jahre."

Und die beinhalte nicht zuletzt auch, Zeit und Nerven zu sparen: "Man muss sich wirklich um nichts kümmern: weder um die Demontage der Altanlage, noch muss man sich Gedanken über die Technik und den Betrieb der neuen Anlage machen. Man muss keinerlei Knowhow aufbauen und keine Zeit aufwenden, um zu einer notwendigen neuen und zukunftsweisenden Technik zu kommen - das macht alles der Contractor."

Und auch ein optimaler Betrieb der Anlage sei gewährleistet und von großer Bedeutung: "Wenn der Anbieter Winter für Winter für einen guten Betriebszustand sorgt, ist dem Kunden sehr geholfen, auch monetär. Er weiß oftmals doch gar nicht, mit welchem Nutzungsgrad seine Heizung gerade läuft - Hauptsache, es wird warm! Der Contractor jedoch guckt auf die aktuellen Betriebsparameter via Fernüberwachung und versucht natürlich auch aus eigenen wirtschaftlichen Gründen, die Anlage so effizient wie möglich zu fahren. Und von dieser Energieeinsparung profitiert wiederum der Kunde." Und nicht zuletzt profitiere auch die Umwelt davon: durch weniger CO2-Ausstoß. "Ökologie und Ökonomie gehen hier Hand in Hand", so der Contracting-Experte. "Auch wenn der Antriebsfaktor nicht nur Klimaschutzgründe sondern auch wirtschaftliche Interessen des Anbieters sind, mit so wenig Primärenergieeinsatz wie nötig so viel Nutzenergie wie möglich herauszuholen."

Die EnergieAgentur.NRW jedenfalls sieht in diesem Bereich eine große Chance der Energieeinsparung: "Nicht bei der Installation der Anlage, sondern durch einen ordentlichen Betrieb und den besten Wirkungsgrad der Anlage während der gesamten Lebensdauer ist das meiste Potenzial an Klimaschutz zu holen", meint Tögel. "Wir würden jedenfalls schon befürworten, wenn die Professionalität im Heizungskeller voranschreiten würde und man bei diesem wichtigen Punkt des Klimaschutzes nicht so stiefmütterlich herumfuhrwerkt."

Eine Möglichkeit, dies zu erreichen, könnte auch das von der EU geforderte neue Energiedienstleistungsgesetz sein und Obergrenzen beim Wirkungsgrad der Heizungsanlagen zu fordern. "Wenn man beispielsweise vorschreibt, dass der Wirkungsgrad nicht schlechter als 90 Prozent im Jahr ist, könnte das auch einen Anreiz schaffen, sich einer professionellen Dienstleistung zu bedienen." Katja Sponholz

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