Heizung und Warmwasser
Quelle: Pia Grund-Ludwig

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Bundesverband Wärmepumpe legt Umsatzprognose vor

"Marktanteil von 36 Prozent am Wärmemarkt bis 2030"

Thema beim Forum Wärmepumpe in Erfurt war unter anderem die Erhöhung der Effizienz. © Groß

Der Bundesverband Wärmepumpe hat zum ersten Mal Prognosen für die Marktentwicklung in seinem Segment für die nächsten 20 Jahre vorgelegt.

Der Bundesverband Wärmepumpe hat zum ersten Mal Prognosen für die Marktentwicklung in seinem Segment für die nächsten 20 Jahre vorgelegt. Auf dem 7. Forum Wärmepumpe in Berlin wurden zudem Forderungen an die Politik angemeldet. Im Pressegespräch ging es dann darum, an welchen Stellschrauben noch gedreht werden kann, um die Effizienz der Wärmepumpen zu erhöhen. 

Klare Worte fand zu Beginn des Wärmepumpenforums Hildegard Müller, Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft. Sie sprach sich für eine Bündelung der Verantwortung für die Energiepolitik im Wirtschaftsministerium aus. Bislang ist diese noch aufgeteilt zwischen Umwelt- und Wirtschaftsministerium. Müller forderte zudem eine Politik aus einem Guss und "widerspruchsfreie Signale für die Infrastruktur". Auch eine längere Laufzeit der Atomkraftwerke findet ihre ausdrückliche Zustimmung.

Insgesamt ist die Wärmepumpenbranche bei dieser Frage in einem Dilemma: Sie ist auf niedrige Strompreise angewiesen, damit die Technologie für die Kunden interessant wird. Damit steht sie aber im Widerspruch zu einer Finanzierung der erneuerbaren Energien über das Energieeinspeisegesetz. Die Förderung erneuerbarer Energien über andere Maßnahmen, etwa direkte Steuerersparnisse wie in Frankreich oder der Schweiz, hätte für die Branche durchaus Charme.

Um sich der Zukunft der Wärmepumpe anzunähern, haben die Experten des Bundesverbands Wärmepumpe zwei Szenarien entwickelt. Das erste geht davon aus, dass die Rahmenbedingungen im wesentlichen gleich bleiben. Auch die Austauschquote von zirka 70 Prozent der eigentlich technisch zum Austausch anstehenden Heizungen bleibt.

In diesem Szenario geht der Verband im Neubau für das Jahr 2025 für Wärmepumpen von einem äußerst ambitionierten Anteil bei den Wärmeerzeugern von 50 Prozent aus. Das zweite Szenario rechnet sogar mit 73 Prozent am Neubau und 31 Prozent in der Sanierung bis 2030 und einem Marktanteil von insgesamt 36 Prozent an der Wärmeerzeugung. Derzeit sind es nach Angaben des Verbands zirka 10 Prozent.

In diesem Jahr rechnet der Verband aufgrund der Wirtschaftskrise mit einem stagnierenden Absatz im Vergleich zum Vorjahr. 2030 sollen aber in Szenario 1 in Deutschland jährlich 120.000 Wärmepumpen verkauft werden, im optimistischen Szenario 2 gar 300.000 Stück. Welchen Anteil daran Wärmepumpen auf Basis von Gas oder Öl haben mochte Verbandschef Paul Waning nicht zu sagen. Da die entsprechenden Produkte gerade erst in Entwicklung seien lasse sich zu den Einsatzfeldern wenig sagen. Es sei aber klar, dass es dabei vor allem um Bestandsbauten gehe. Insgesamt setzen sich Wärmepumpen im Moment vor allem dort durch, wo ein größerer Wärmebedarf besteht, das heißt eher in großen Wohnanlagen oder öffentlichen Einrichtungen als in kleineren Privathäusern.

An welchen Stellschrauben noch gedreht werden kann um die Jahresarbeitszahl der Wärmepumpen zu erhöhen, erklärte Johannes Brugmann, Leiter Entwicklung bei Stiebel Eltron. Dabei dürfe man nicht die Wärmepumpe alleine betrachten, sondern deren Einbindung in das Gesamtsystem aus Wärmequelle, Wärmepumpe, Heizung und Regelung.

Ein Umstieg auf effizientere elektronisch ansteuerbare Pumpen bringe hier alleine schon ein Plus von 0,2 bis 0,3 Punkten bei der Jahresarbeitszahl. Auch bei den Verdichtern sei noch viel Potential, auch das könne bis 0,5 Punkte bei den Jahresarbeitszahlen bringen, sagte Brugmann weiter. Ein weiterer Baustein sind Expansionsventile, die nicht mehr auf Temperaturveränderungen reagieren, sondern elektronisch angesteuert werden. Damit könne der gesamte Arbeitsbereich der Anlage optimiert werden, ergänzte Brugmann.

Insgesamt geht der Bundesverband Wärmepumpe bei Luft- und Erdwärmepumpen im Neubau von einer linearen Steigerung der Jahresarbeitzahl und von einer schneller steigenden Effizienz bei Wasser-Wasser-Wärmepumpen aus. Die Fehleinstellung der Systeme und Auslegung sei nach wie vor ein sehr wichtiges Thema, ergänzte Brugmann.

Das hat sich auch bei Feldversuchen herausgestellt, die das Fraunhofer Institut ISE durchgeführt hat. Die gröbsten Fehler, die im Test gefunden wurden, waren zu komplexe Anlagen und Falscheinstellungen bei der Erstinstallation und Auslegung der Wärmepumpen durch die Handwerker.

Um zu vermeiden, dass ineffiziente Systeme installiert werden, die den Ruf der Branche insgesamt schädigen, haben die europäischen Wärmepumpenhersteller ein Qualifizierungsprogramm für Handwerker aufgelegt. Die können sich in mittlerweile fünf speziellen Schulungszentren weiterbilden. Neu kamen in Berlin die Standorte Augsburg und Karlsruhe dazu, damit ist nun auch der Süden vertreten. "In Augsburg wird die Ausbildung von den Innungen Elektro und Heizung gemeinsam durchgeführt", freut sich Waning.

Forderungen an die Politik meldete Rainer Schild, Geschäftsführer von Alpha-Innotec an. Er schlug vor, die Förderquote bei Wärmepumpen auf 15 Prozent zu erhöhen, wie es auch bei der Solarthermie in der Anfangszeit gewesen sei. Die Politik müsse zudem die Rahmenbedingungen so verändern, dass sich die Modernisierungsquote bei Heizanlagen von derzeit 3 Prozent deutlich erhöhe. Als Vorbild nannte er Frankreich. Dort gibt es im Moment einen Boom für erneuerbare Energien, seit 40 Prozent der Kosten sofort steuerlich geltend gemacht werden können. "Die KfW müsste Wärmepumpen auch als Einzelmaßnahme mit günstigen Krediten fördern", sagte Schild weiter. pgl

 

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