Heizung und Warmwasser
Quelle: Pia Grund-Ludwig

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Strom aus Erneuerbaren in der Ölheizung puffern?

Institut für Wärme und Oeltechnik testet "Hybridheizung"

Ralf Simon prüft Geschäftsmodelle von Ölheizungen in Kombination mit Strom aus Erneuerbaren. © A. Morhart

Ölheizungen sollen helfen, überschüssigen Strom aus Erneuerbaren zu nutzen und die Stromnetze zu stabilisieren.

Es ist billiger, elektrische Energie in Wärme umzuwandeln und zeitversetzt zum Heizen zu nutzen als zum Beispiel in Batterien zu speichern. Das sagen Experten schon lange. Das Institut für Wärme und Oeltechnik (IWO) lässt eine spezielle Variante dieser "Power-to-heat"-Idee theoretisch prüfen und praktisch erproben. Es hat sein Projekt bei den Berliner Energietagen vorgestellt.

Das Hamburger Institut, das im Auftrag von Mineralölwirtschaft und Heizgeräteindustrie Forschungs- und Lobbyarbeit für das Heizen mit Öl betreibt, hatte Ralf Simon, Professor an der Fachhochschule im rheinland-pfälzischen Bingen, mit einer Studie beauftragt. Simon hat vor allem die möglichen Einnahmen untersucht, die Betreiber von Ölheizungen erzielen können, wenn sie einem Stromhändler vertraglich definiert überschüssigen Wind- und Solarstrom abnehmen und so dazu beitragen, die Netzfrequenz zu stabilisieren.

Voraussetzung ist, die Heizungen in großen Pools zu bündeln. Konkret würden dafür normale Ölheizungen mit einem Elektroheizgerät zu einer "Hybridheizung" ergänzt. Der Elektroheizer wird dann statt des Ölkessels eingeschaltet, und sorgt für Heizung und warmes Wasser mit Strom aus Erneuerbaren, wenn der Stromhändler einen vorher vereinbarten Mindestpreis zahlt und das der Heizung über eine Kommunikationstechnik mitteilt. Der Stromhändler ist bereit, für die Stromabnahme zu bezahlen, weil er für jede Megawattstunde, die er mehr ins Netz einspeist als vorher angekündigt, an den Netzbetreiber einen noch höheren Preis bezahlen müsste.

Als Startmarkt für dieses Geschäftsmodell sieht Ralf Simon die "negative Minutenreserve", also das Aufnehmen von Überschuss-Strom mit einer Reaktionszeit von 15 Minuten. Zwar könne das angedachte System im Prinzip negative Regelleistung auch schneller liefern, aber bei der kurzfristigeren Kategorie "Sekundärregelleistung" müsste man sich statt nur für vier Stunden für eine ganze Woche im Voraus festlegen. Das gibt die Wettervorhersage nicht her.

Bei der Minutenreserve hat Simon für den Standort Düsseldorf und das Betriebsjahr 2013 verschiedene Varianten durchgerechnet, vom Einfamilienhaus mit 3-kW-"Tauchsieder" über das Mehrfamilienhaus bis hin zum Gewerbe. Sein bei den Berliner Energietagen vorgestelltes Rechenbeispiel bezieht sich auf ein Mehrfamilienhaus mit drei Wohneinheiten auf 350 m² Wohnfläche. Die Heizöl-Brennwerttherme und der hinter dem Ölkessel platzierte Elektroheizer leisten je maximal 25 kW.

Was bleibt nun unter dem Strich von den Jahreseinnahmen aus dem Leistungs- und aus dem Arbeitspreis der negativen Minutenreserve, wenn man die Stromnebenkosten, also die EEG-Umlage und so weiter, abgezogen hat? "Am Ende sind wir damit bei einem Wertschöpfungspotential in diesem Gebäude (...) von etwa 1.350 Euro, die ich übers Jahr hinweg als Einnahmenpotential habe", sagt Simon.

Vorher muss der Ölheizungsbetreiber jedoch erst einmal investieren, und zwar Geld und Zeit. Noch recht erschwinglich ist der elektrische Heizstab, den man laut Simon Jastrzab vom IWO für 200 bis 300 Euro kaufen kann. Der gleiche Betrag soll, so hofft Jastrzab, eines Tages auch für die nötige Kommunikationstechnik reichen, wenn sie in den Heizstab gleich mit eingebaut wird. Heute kostet die aber noch rund 2.000 Euro.

Aufwendig ist zur Zeit auch noch der bürokratische Akt der "Präqualifikation". Ralf Simon: "Ich muss dem Netzbetreiber zeigen, dass dieser Elektroheizer schnell genug ist (15 Minuten), und dass die hier verbrauchte Strommenge tatsächlich über das Verteilnetz besorgt werden kann." Dieses Verfahren sei für Großanlagen ausgelegt und dauert einen bis zwei Arbeitstage. Ein vereinfachtes Verfahren ("Typ-Präqualifikation") könne so aussehen, dass bei der Inbetriebnahme der Anlage der Elektroinstallateur eine Funktionsprüfung mache und in einer Bescheinigung nachweise, dass der Elektroheizer die angegebene Leistung erbringt, schlägt Simon Jastrzab vor.

Sollte das IWO die Vereinfachung des Verfahrens durchbekommen, so wäre das ein wichtiger Erfolg. Denn genau die aufwendige Präqualifikation ist ein wichtiger Grund, warum Stromhändler wie die Next Kraftwerke GmbH Projekte mit Einzelanlagen unter 100 kW derzeit nicht im Portfolio haben.

Simon Jastrzab, der das Hybridheizungsprojekt beim IWO leitet, nennt als volkswirtschaftlichen Vorteil des Konzepts, dass keine zusätzlichen Kosten für eine Netzinfrastruktur anfielen. Die hauptsächlich im ländlichen Raum installierten Windenergie- und Fotovoltaikanlagen seien über das lokale Verteilnetz bereits direkt mit einer großen Zahl von Gebäuden mit Ölheizung verbunden und könnten so dieses schwach dimensionionierte Netz stabilisieren.

Mindestens zwei Schwächen hat das IWO-Konzept allerdings. Zum einen funktioniert es nur so lange, wie für Regelenergie genügend Geld bezahlt wird. Falls in Zukunft den Anlagenbetreibern für das Kappen von Wind- und Photovoltaikstromspitzen durch Abschalten keine Entschädigung mehr bezahlt wird, könnte dies das Geschäftsmodell in Frage stellen.

Zum anderen wirkt das Modell "Hybridheizung" in die Richtung, dass Ölheizungen länger im Wärmemarkt bleiben - eine fragwürdige Tendenz. Auf die vom IWO angekündigte Quantifizierung des volkswirtschaftlichen Nutzens darf man deshalb gespannt sein. Interessant dürfte auch die Auswertung des Praxistests mit einer 9-kWel-Anlage in Berlin-Spandau sein, die das IWO für 2015 angekündigt hat. von Alexander Morhart

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