Heizung und Warmwasser
Quelle: Pia Grund-Ludwig

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Holzheizungen können damit vor Ort geprüft werden

Forscher entwickeln mobiles Feinstaub-Messgerät

Mit dem mobilen Messgerät können Heizungen vor Ort geprüft werden. Bild: Vereta

Holzheizungen stoßen Feinstaub aus. Bislang gibt es dafür keine mobilen Messgeräte. Forscher aus Clausthal und Hannover haben gemeinsam mit Vereta ein solches Gerät entwickelt.

Die Staubemissionen von Holzheizungen sind immer wieder Thema von Diskussionen. Bislang gab es aber kein mobiles Messgerät, das diese im Heizkeller zuverlässig messen konnte. Nun haben Forscher der TU Clausthal, des Fraunhofer-Instituts  für Toxikologie und Experimentelle Medizin in Hannover und der Firma Vereta ein solches Messgerät entwickelt. Die TÜV-Prüfung läuft. Zur Fachmesse ISH im März 2011 soll das Produkt marktreif sein, sagt Bodo Rengshausen-Fischbach, Geschäftsführer von Vereta im Gespräch mit dem Online-Magazin EnBauSa.de.

Feinstaub ist gefährlich. Die Weltgesundheitsorganisation warnt eindringlich vor den Folgen hoher Feinstaubbelastung. Wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen einen Anstieg der Todesraten, der auf Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen durch Feinstaub zurückgeht, so das Umweltbundesamt. Selbst ein kurzfristiger Anstieg der Feinstaubkonzentration erhöhe das Risiko einer Akuteinweisung in ein Krankenhaus aufgrund von Herz-Kreislauf- oder Atemwegsbeschwerden.

Beim Verbrennen von Pellets, Holzscheiten und Holzbriketts wird Feinstaub freigesetzt. Um der  Schadstoffbelastung entgegenzuwirken, hat die Bundesregierung die erste Bundesimmissionsschutzverordnung novelliert. Seit Ende März 2010 gelten neue Grenzwerte für Kaminöfen und Holzheizkessel. Sie gelten auch für Heizungsanlagen mit einer Nennwärmeleistung ab vier Kilowatt.

Eine Verschärfung der Grenzwerte reicht aber nicht aus, wenn keine zuverlässige Messung möglich ist. Deshalb haben Experten des Fraunhofer-Instituts für Toxikologie und Experimentelle Medizin ITEM in Hannover und des Instituts für Mechanische Verfahrenstechnik der TU Clausthal gemeinsam mit der Firma Vereta ein solches Meßgerät entwickelt. Das war notwendig, da die für Ölheizungen verwendeten Geräte auf Ruß, aber nur bedingt auf Feinstaub ansprechen.

"Wir stecken eine von uns entwickelte Probenahmesonde in das Ofenrohr", beschreibt Professor Wolfgang Koch, Abteilungsleiter am ITEM das Verfahren. Die Sonde saugt das Abgas ab, das an der Probenahmespitze mit aufbereiteter Luft verdünnt und in einer Konditioniereinheit abgekühlt wird. Das konditionierte Abgas wird durch zwei auf unterschiedlichen Messverfahren basierende optoelektronische Sensoren geleitet: der vom ITEM entwickelten Aerosolstreulichtphotometrie und der Aerosolphotoemission der TU Clausthal. Ein Algorithmus kombiniert die elektrischen Signale beider Sensoren. "Einen Prototyp des Messgeräts haben wir erfolgreich getestet", so Koch.

"Mit der neuen Technik erhält der Heizungsfachmann ein kostengünstiges Werkzeug, mit dem er exakt feststellen kann, wie hoch die Feinstaubkonzentration ist", betont Professor Alfred Weber von der TU Clausthal. Das neue Messverfahren ist zum Patent angemeldet. Die Firma Vereta, die die sensorgestützte elektronische Regelungstechnik liefert, lässt das Messsystem vom TÜV prüfen.

Entwickelt wurden von den Projektpartnern zwei Geräte. Eines kann die Partikelgröße des Feinstaubs bestimmen. Es ist für die Entwickler und Ofenbauer gedacht. Sie können Änderungen an ihren Konzepten damit schnell überprüfen. Dieses Gerät ist seit gut einem Monat verfügbar und kostet 24.000 Euro.

Ein zweites Gerät zur Staubmessung, das nach den Bestimmungen der Bundesimmissionsschutzverordnung (BImSch) arbeitet, soll demnächst fertig sein. "Einen Preis können wir dafür noch nicht nennen, der hängt wesentlich von der Stückzahl ab", sagt Rengshausen. Geprüft wird auch, ob die Geräte nicht verkauft, sondern zum Leasing angeboten werden. Die entsprechende Software wird derzeit gemeinsam mit Schornsteinfegern erarbeitet.

Derzeit ist die Staubmessung durch den Schornsteinfeger nach der gültigen Bundesimmissionsschutzverordnung ausgesetzt. "Das zeigt, dass die Probleme gegenwärtig eher bei der Messtechnik liegen, als bei der Heiztechnik", erklärte DEPV-Geschäftsführer Martin Bentele.

Die jetzt gültige BImSch legt ab 2015 einen Grenzwert von 20 Milligramm Feinstaub pro Kubikmeter Abgas fest. Holzheizungen, die derzeit im Handel sind, halten diese Grenzwerte im Labor ein.  Viessmann hat gemeinsam mit der Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe einen emissionsärmeren Pellet-Kessel entwickelt. Auch andere Hersteller arbeiten an einer weiteren Reduzierung der Emissionen.

Von unserer Redakteurin Pia Grund-Ludwig

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