Heizung und Warmwasser
Quelle: Pia Grund-Ludwig

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Zubau im Moment vor allem bei kleineren Anlagen

Experten rechnen mit starkem Wachstum für BHKW

Vor allem kleinere BHKWs haben derzeit Zuspruch. © Vaillant

Einen Zubau von 800 Megawatt elektrischer Leistung bei BHKW gab es 2010 laut Trend:Research. Das ist ein Rekordwert. 2011 soll es ein Plus von 15 Prozent geben.

Trend:Research hat Zahlen zum Ausbau der Leistung der in Deutschland neu errichteten Blockheizkraftwerke vorgelegt und verzeichnet für 2010 einen neuen Rekordwert von 800 Megawatt neu installierter elektrischer Leistung. Für dieses Jahr rechnen die Experten mit einem weiteren Wachstum des Marktes um mehr als 15 Prozent. Als wesentliche Faktoren nennen sie den Zubau von Biogasanlagen sowie die Ziele zur Steigerung der Energieeffizienz und zum Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung.

Gleichzeitig hat die Umfrage ergeben, dass viele Betreiber noch Luft nach oben bei der Energieeffizienz ihrer Anlagen sehen. 44 Prozent schätzen die Bedeutung und Umsetzung des Themas Energieeffizienz als sehr hoch, 40 Prozent als hoch ein. Die Umsetzung des Themas wird jedoch nur von 25 Prozent der Befragten als sehr hoch eingeschätzt. Die Anzahl der Anlagen werde sich vor allem in Privathaushalten stark erhöhen, da etablierte Heizungshersteller mit neuen Anlagenkonzepten in diesen Markt einsteigen, sagt Trend:Research. Erst vor kurzem hat Lichtblick den Start der ersten Anlagen in Berlin bekannt gegeben. 120 virtuelle Kleinkraftwerke habe man mittlerweile im Verbund, so das Unternehmen. Die Steuerung erfolgt für alle Anlagen von der Zentrale in Hamburg aus.

In den kommenden Jahren werde der Anstieg noch verhalten sein, nach 2015 seien deutlich größere Steigerungen zu erwarten, so Trend:Research. Das wird aber den Anteil der Mikro-KWK-Anlagen am Strommarkt nur bedingt erhöhen, da die kleinen Anlagen im Durchschnitt eine sehr geringe elektrische Leistung haben. Zahlreiche Geräte wurden auf der ISH 2011 vorgestellt. Sie zielen mit einer elektrischen Leistung von einem Kilowatt und einer thermischen Leistung zwischen 2,5 und 6 Kilowatt auf den Einsatzbereich Ein- und Zweifamilienhäuser. Remehas Evita ist bereits seit Herbst 2010 auf dem Markt, Viessmanns Vitotwin 300-W soll ab September 2011 verfügbar sein, Vaillants Ecopower 1.0 im Sommer 2011. Brötje hat gerade erst einen Feldversuch für seinen wandhängenden EcoGen WGS gestartet, die Markteinführung ist für 2012 geplant. Das Marktvolumen in diesem Teilmarkt wächst nach Angaben der Marktforscher in den kommenden Jahren von zirka zwei Millionen Euro auf über 90 Millionen Euro 2020.

Die Bundesregierung hat als Ziel formuliert bis zum Jahr 2020 einen Anteil von 20 Prozent am Strom und von 14 Prozent am Wärmebedarf aus der Kraft-Wärme-Kopplung abzudecken. An diesem Ziel halte man fest, erklärte Wolfgang Müller, Regierungsdirektor im Bundesumweltministerium auf den Berliner Energietagen. Die Erhöhung des Anteils fluktuierender erneuerbarer Energien erfordere aber einen variablen Abruf der Leistung. "Must run"-Anlagen müssen zu flexiblen Anlagen fortentwickelt werden. Bei KWK sei eine stromgeführte Betriebsweise erforderlich und ausreichend dimensionierte Wärmespeicher, um die nicht zeitgleich benötigte Wärme möglichst verlustfrei zu puffern.

Dazu müssten aber auch die Anlagen weiterentwickelt werden. "Anlagen mit 60 Prozent elektrischer Leistung sind an der Schwelle zur Marktreife", so Müller. Er forderte, dass die Fernansteuerbarkeit auch für kleinere Anlagen gegeben sein müsse. Lichtblick arbeitet mit diesem Konzept. Außerdem müsse man sich im Betrieb darauf einstellen, dass die Vollbenutzungsstunden pro Jahr abnähmen, da diese nicht von einer einzelnen Anlage alleine, sondern vom Bedarf im Stromnetz abhängen, erklärte Müller.

Mit der Wirtschaftlichkeit der KWK-Anlagen hat sich Hans-Joachim Ziesing beschäftigt. Er sprach von einer "entscheidenden Aufgabe der Kraft-Wärme-Kopplung im Übergang zu einer nuklearfreien Zeit." Allerdings gingen derzeit Förderanträge beim BAFA für neue Anlagen eher spärlich ein und nur für kleinere Anlagen. Vor allem im Neubau gebe es wenig Interesse, beobachtet Ziesing. Ein Grund sei die immer noch fehlende Wirtschaftlichkeit, "fast keine Anlage rechne sich derzeit ohne Förderprogramme", so Ziesing. Das ändere sich wenn man CO2-Zertifikate einpreise. Mit dem geltenden Fördersystem dürfte das Ziel eines Stromerzeugungsbeitrages von 20 Prozent im Jahr 2020 nicht erreicht werden, warnte er.

Ziesing sprach sich dafür aus, bei der Förderung das Limit von 30.000 Stunden auf vier bis sechs Jahre aufzuheben. Außerdem solle man über eine maßvolle Erhöhung des Zuschlags auf KWK-Strom um 0,5 ct/kWh auf 2 ct/kWh bei Anlagen über 2 Megawatt nachdenken, schlug Ziesing vor. Alternativ könne man im Rahmen des europäischen Emissionshandels erzielte Auktionierungserlöse zur Förderung von hocheffizienten, emissionsarmen KWK-Anlagen nutzen. Entscheidende Weichenstellungen sind von der Novelle des KWK-Gesetzes zu erwarten.

Martin Pehnt vom Heidelberger Institut für Energie- und Umweltforschung fordert bei einer Novelle eine bessere Verzahnung von KWK-Gesetz und Marktanreizprogramm sowie eine Erweiterung der förderfähigen Netze. Notwendig sei zudem eine Minderung der Verlustrate durch effiziente Dämmung als Förderkriterium für kleine Netze sowie eine Verbesserung der Planungsanforderungen. Notwendig ist aus seiner Sicht auch ein Flexibilisierungs-Bonus für kleine KWK-Anlagen, wenn diese intelligent wärmegeführt betrieben wird.

von unserer Redakteurin Pia Grund-Ludwig

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