Heizung und Warmwasser
Quelle: Pia Grund-Ludwig

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Sektorkoppelung ist entscheidend für das Gelingen der Energiewende

"Effizienz ist im Gebäudebereich Priorität Nummer 1"

Rainer Baake sieht die Zukunfts des Wärmemarkts stromgetrieben. © P. Grund-Ludwig

Die Sektorkoppelung zwischen Wärme, Strom und Verkehr ist entscheidend für die Energiewende.

Mit einem deutlichen Bekenntnis zum Heizen mit Strom trat Staatssekretär Rainer Baake aus dem Bundeswirtschaftsministerium auf dem Forum Wärmepumpe in Berlin auf. Priorität im Gebäudesektor habe aus seiner Sicht der Fokus auf die Energieeffizienz.

Bei der Effizienzstrategie Gebäude, die unlängst von der Bundesregierung verabschiedet wurde, gebe es aber keine Entweder-oder-Entscheidung zwischen Effizienz und Erneuerbaren. Ein ausschließlicher Fokus auf Effizienz würde den Strombedarf absenken, aber die Kosten vor allem im privaten Wohnbereich erhöhen, so Baake. Ein ausschließlicher Fokus auf Erneuerbare dagegen würde zwar den Strombedarf erhöhen, aber die Kosten nicht so stark erhöhen. Da müsse es ein Abwägen geben. Die Restwärme im Gebäudesektor werde mittelfristig zum großen Teil über Strom gedeckt, ist Baake sicher. Die Biomassepotentiale seien begrenzt. Der Anstieg des Umsatzes für Ölheizungen, der derzeit zu beachten sei, sei "ein Ärgernis", dem man entgegentreten müsse, fand Baake klare Worte zu fossilen Energien.

Als entscheidenden Baustein für das Gelingen der Energiewende nannte er die Sektorkoppelung zwischen Strom, Wärme und Verkehr. Auf die Frage, ob man angesichts der niedrigen Preise für Öl und Gas dann nicht über eine CO2-Abgabe nachdenken müsse, blieb Baake zurückhaltend. Das Steuer- und Abgabensystem werde so ausgestaltet, dass die notwendige Sektorkoppelung gefördert werde, blieb er auf Nachfrage vage.

"Effizienzstrategie Gebäude macht keine geeigneten Vorschläge"

Grundsätzlich habe die Bundesregierung zwar die Notwendigkeit zum Handeln erkannt, so Karl-Heinz Stawiarski, Geschäftsführer des Bundesverbands Wärmepumpe in Bezug auf die Energieeffizienzstrategie Gebäude. Dort würden Pfade zum klimaneutralen Gebäudebestand 2050 analysiert, geeignete Vorschläge mache das Papier aber nicht: "Wie kann man zum Beispiel feststellen, dass der Heizölverbrauch um bis zu 97 Prozent sinken muss - aber gleichzeitig die Förderung von Öl-Kesseln beibehalten? Es ist äußerst schade, dass aus einer sehr klugen Analyse keine mutigen Schritte abgeleitet werden."

Dass die Koppelung der Energieströme auch auf der Ebene der einzelnen Häuser ankommen müsse, forderte Burkhard Schulze Darup. Wenn man ein gut gedämmtes Haus mit einer Reihe von Teelichtern heizen könne, dann müsse man auch bei der Auslegung Wärmeerzeuger wie Monitore, Beleuchtung und ähnliches berücksichtigen und wärmetechnisch unter einer Regelung laufenlassen. In der Gebäudetechnik spiele künftig bei Effizienzgewinnen die Musik, Maßnahmen an der Hülle "können wir", so Schulze Darup. Vor allem bei Lüftungsanlagen sei aber noch zu vieles Handarbeit. Und, so seine klare Ansage an die Wärmepumpenbranche: "Die Anlagen müssen deutlich billiger werden." Die Politik müsse etwas gegen die hohen staatlichen Anteile am Strompreis tun, fordert er.

Allzu smart muss Energiemanagement nicht sein

Mit dem optimalen Zusammenspiel von PV, Wärmepumpen und Batteriespeichern beschäftigte sich Tjarko Tjaden von der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin. Er stellte Ansätze aus einem Forschungsprojekt vor, um PV-Überschüsse in höherem Umfang als bislang im Wärmebereich nutzen zu können und das Zusammenspiel von PV-Anlagen und Batteriespeichern zu optimieren. "Nicht zu schnell an smarte Lösungen denken", so sein Credo. Systeme, die an der Hochschule entwickelt wurden, hätten sich auch ohne Integration von Wetterprognosen als ausreichend robust erwiesen, seien aber ohne dieses Feature deutlich billiger.

Eine weitere Option zur Optimierung der Lastverschiebung sei es, die Warmwassertemperaturen im System dann anzuheben, wenn viel Strom zur Verfügung stehe. Auch ein Anheben der Heiztemperaturen um bis zu zwei Grad seien möglich. Damit lasse sich die Speicherwirkung der Gebäude nutzen, ohne dass es zu Komforteinbußen komme. Auch habe sich gezeigt, dass Wärmepumpen im modulierenden Betrieb besser geeignet seien als Anlagen ohne Modulation, um PV-Strom von Dach zu nutzen. Außerdem sei der Einfluss der Nachtabsenkung bei der Nutzung von PV-Strom hoch. Man habe dann zwar eine schlechtere Effizienz durch das notwendige Aufheizen, aber die Laufzeit der Wärmepumpe werde in die Zeiten verschoben, in denen viel Strom vom Dach zur Verfügung stehe. Die Einspeiseleistung konnte in einem Forschungsprojekt durch die Verlagerung von Last mit relativ einfachen Maßnahmen auf bis zu 50 Prozent reduziert werden. von Pia Grund-Ludwig

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