Heizung und Warmwasser
Quelle: Pia Grund-Ludwig

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Agenda-21-Gruppe stößt mit Bericht erneute Debatte an

Bundesverband verteidigt Luft-Wärmepumpen

Bohrung für eine der von der Agenda-Gruppe untersuchte Wärmepumpe. © Agenda-21-Gruppe Lahr

Debatte zur Einschätzung zu Luft-Wärmepumpen zwischen dem Bundesverband Wärmepumpe und der Umweltgruppe Agenda-21-Gruppe.

Der Bundesverband Wärmepumpe (BWP) stellt den Bericht der Agenda-21-Gruppe um den Ingenieur Falk Auer in Zweifel. Der kam zum Ergebnis, dass vor allem Luft-Wärmepumpen nicht ausreichend effizient sind.

Der BWP führt als wichtiges Argument den geänderten Strommix an, der zu einer positiveren Öko-Bilanz von Wärmepumpen führt. Auer beruft sich bei seiner Beurteilung auf eine Studie der Deutschen Energie-Agentur. Darin werden Anlagen mit einer Jahresarbeitszahl von weniger als 3,0 – also fast alle Luftwärmepumpen im Agenda-21-Feldtest – als "nicht energieeffizient" eingestuft.

Für den Zeitpunkt der Dena-Veröffentlichung (2008) lässt BWP-Geschäftsführer Karl-Heinz Stawiarski das gelten. Seither hätten sich die Grundlagen "signifikant verändert". Dafür nennt er zwei Kriterien: den Primärenergiefaktor, den es mit der Jahresarbeitszahl zu übertreffen gelte, und die CO2-Bilanz im Vergleich mit einer Erdgasheizung.

Den Primärenergiefaktor, also das Verhältnis zwischen eingesetzter Primärenergie und dem im lokalen Netz ankommenden Strom, gibt BWP-Referent Tony Krönert für das Jahr 2008 mit 2,55 an. Die aktuellste verfügbare Angabe gibt es für 2012. Hier kann der BWP auf eine <link fileadmin user_upload bauen_und_sanieren heizung waermepumpe iinas_2013_kev-strom-2012_hea.pdf _blank>detaillierte Berechnung verweisen, die Uwe Fritsche im Auftrag der HEA gemacht hat. Er gibt den Primärenergiefaktor für den deutschen Strommix 2012 mit 2,19 an. Das sind 14 Prozent weniger als die 2,55 aus dem Jahr 2008. Dabei beruft er sich auf Daten des vom Umweltbundesamt anerkannten Stoffstromanalyse-Modells GEMIS.

Falk Auer nennt einen Primärenergiefaktor von 2,6 und bezieht sich dabei auf die Energieeinsparverordnung (EnEV) 2009. Bei diesem seit 2009 gültigen Wert handelt es sich allerdings nicht um eine empirische Angabe, sondern um eine normative Setzung. Die ab Mai gültige EnEV 2014 gibt einen Wert von 2,4 für den Primärenergiefaktor vor, ab Januar 2016 sind es 1,8.

Auch bei der CO2-Bilanz setzt Stawiarski auf das GEMIS-Modell als Datengrundlage und beruft sich dann auf Marek Miara vom Fraunhofer ISE. Miara hatte bereits gegenüber EnBauSa.de eine Wärmepumpen-Jahresarbeitszahl von 2,15 genannt, oberhalb derer der CO2-Ausstoß geringer sei als bei einer Erdgasheizung. Der BWP hat EnBauSa.de Miaras Rechentabelle zur Verfügung gestellt. Die darin enthaltenen Daten sind zwar konsistent, als CO2-Äquivalenz-Emissionsfaktor für Strom wurde jedoch der inzwischen überholte Wert von 583 g/kWh aus der GEMIS-Version 4.8 eingesetzt. Mit dem Wert 634 g/kWh aus der aktuellen Fritsche-Studie, die sich auf GEMIS 4.81 stützt, würde sich die von einer Wärmepumpe zu überschreitende Jahresarbeitszahl erhöhen. Nur wenn eine solche Anlage mehr nutzbare Wärme aus dem Treibhausgas-trächtigen Strom herausholt, kann sie mit der CO2-Bilanz der Erdgasheizung mithalten.

Da Miara andererseits aber – wie Auer – mit dem EnEV-Primärenergiefaktor 2,6 gerechnet hat, verschiebt sich die Bilanz wieder zugunsten der Wärmepumpe. Am Ende läge die Mindest-Jahresarbeitszahl umgerechnet auf den realen Faktor 2,19 sogar nur bei 1,97.

Falk Auer sagt zu Berechnungen auf der Grundlage von GEMIS: "Wir stellen die Werte in diesen Datenbanken nicht in Frage und nehmen dazu auch nicht Stellung, sondern wir beziehen uns auf andere Festlegungen." Die Forderung nach einer Jahresarbeitszahl von mindestens 3,0 habe seinerzeit auch RWE erhoben und diese 2010 wiederholt. Auch argumentiert Auer mit der in Baden-Württemberg vorgeschriebenen Jahresarbeitszahl von mindestens 3,5.

Reduziert man die – im Ton streckenweise recht polemisch geführte – Auseinandersetzung auf die Fakten, dann lässt sich als Zwischenbilanz festhalten: Der BWP bezweifelt, inwieweit sich aus den Ergebnissen der Gruppe um Falk Auer Aussagen über die Effizienz von heute am Markt befindlichen Anlagen ableiten lassen. Mehr als die Hälfte der Anlagen stamme aus der Frühphase der Entwicklung von Luft-Wärmepumpen und sei zwischen acht und zwölf Jahren alt, so der Verband. Auf die sachliche, wenn auch im Detail korrekturbedürftige Argumentation des BWP, durch Verschiebungen im Kraftwerkspark steche die Arbeitszahl-Problematik inzwischen nicht mehr, geht die Agenda-21-Gruppe nicht ein. Stattdessen verweist sie immer wieder auf Wertungen Dritter, die zudem längere Zeit zurückliegen.

Zu denken gibt allerdings ein weiterer Einwand der Umweltgruppe. Der BWP hat immer so argumentiert, als seien die Veränderungen im Strommix eine Einbahnstraße: Die mit diesem Strom betriebenen Wärmepumpen würden automatisch immer klimafreundlicher. Auch heute noch gibt sich Stawiarski optimistisch: "Durch einen zunehmenden Anteil von Strom aus erneuerbaren Quellen wird der Primärenergiefaktor weiter sinken. Langfristig gilt dies auch für den CO2-Koeffizienten." Sein Mitarbeiter Tony Krönert erwartet bis 2020 einen Primärenergiefaktor von 1,43, bis 2030 gar von 0,77. Der CO2-Ausstoß solle nach einer Studie der TU München 2030 nur noch bei 255 g/kWh liegen.

Auer und seine Agenda-21-Mitstreiter sehen das jedoch völlig anders. Zu billige CO2-Zertifikate und eine Regierungspolitik, die die Erneuerbaren ausbremse, führten zu mehr CO2-Ausstoß – allein im vergangenen Jahr um 2 Prozent. "Die Folge: Die ökologische Bilanz von Elektro-Wärmepumpen wird sich verschlechtern und nicht wie behauptet verbessern." von Alexander Morhart

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