Heizung und Warmwasser
Quelle: Pia Grund-Ludwig

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Sektorkoppelung ist zentrales Thema beim Forum Wärmepumpe

"Wärmepumpen machen Ausstieg aus Fossilen einfach"

Holger Wiechmann, Volker Quaschning und Kai Schiefelbein diskutieren über Sektorkoppelung. © P. Grund-Ludwig

Die Sektorkoppelung war das zentrale Thema beim 14. Forum Wärmepumpe in Berlin.

Sektorkoppelung ist eine Strategie, mit der die Energiewende in Deutschland vorankommen soll. Das legt auch der dieser Tage verabschiedete Klimaschutzplan der Bundesregierung fest. Die Erzeugung von Wärme und Strom wird dabei nicht mehr getrennt, sondern sektorübergreifend betrachtet. Durch gemeinsame Strategien für Wärme und Strom für die Bereiche Verkehr, Gebäude und industrielle Nutzung sollen Synergien gehoben werden.

Schaut man sich bestehende Konzepte an, geht es in der Regel darum, stromgeführte Wärmekonzepte zu unterstützen. Wolle man die Energiewende beschleunigen, sei die Nutzung von Strom die kostengünstigste Lösung, betonte etwa Volker Quaschning auf dem 14. Forum Wärmepumpe in Berlin.

Bei der Nutzung von Biomasse sei nicht mehr zu holen, die Nutzung von Power-to-Gas zum Betrieb von bestehenden Gasheizungen führe zu einem enormen Strombedarf. Bei Power-to-Gas mit Brennwerttherme wären etwa 46.000 kWh notwendig für 30.000 kWh Wärme, so Quaschning. Mit Wärmepumpen sei ein Ausstieg aus fossilen Energien deutlich einfacher, auch im Vergleich zu KWK, die in der Regel fossil betrieben würden.

Quaschning: "Öl- und Gaskessel verbieten"

Quaschning formulierte auch klare Forderungen an die Regulierung: Öl- und Gaskessel im Neubau verbieten, Pflicht zur Solarenergienutzung im Neubau, Auslauf der Förderung des Austauschs von Öl- und Gaskessseln. Wärmepumpen müssten besser an die solaren Erträge aus PV angepasst werden und klimafreundliche Kältemittel nutzen. Dann sei ein Anteil von 100 Prozent regenerativer Energien bis 2040 möglich. Die Regierung hat im jüngst veröffentlichten Klimaschutzplan dagegen eine weitere Förderung fossiler Heizungen bis 2020 beschlossen.

Simon Kösler, Referent im Bundeswirtschaftsministerium, räumte in der Podiumsdiskussion ein, dass Strom aus Erneuerbaren im Moment durch Steuern und Abgaben zu stark belastet sei. Im neuen Grünbuch Energieffizienz werde die Sektorkoppelung als Dekarbonisierungsoption gesehen, da "müssen wir noch einiges tun bis wir die Sektorkoppelung hinkommen."

Der Wärmesektor ist sehr träge

Matthias Deutsch, Projektleiter Optimierung des Gesamtsystems bei der Agora Energiewende unterstrich, dass insbesondere der Wärmesektor sehr träge sei und langfristige Perspektiven benötige, um Lock-in-Effekte zu vermeiden. Lock-in-Effekte können zum Beispiel durch die derzeitige Förderung von effizienten Heizungen auf fossiler Basis entstehen. Die werden gekauft und sind dann 20 Jahre in Betrieb, es gibt in dieser Zeit dann keine Alternativen. Dazu müsse es auch Aussagen geben wie viele Heizungen welcher Technologie man etwa 2030 haben müsse, um die Ziele der Energiewende zu erreichen. Die bisher geplanten Zahlen für Wärmepumpen seien zu niedrig angesetzt, so Deutsch.

Kai Schiefelbein, stellvertretender Vorsitzender des Bundesverbands Wärmepumpe, verwies auf ein Absatzrekordjahr 2016, aber mit einem gravierenden Wermutstropfen: "Das Problem ist, dass der Sanierungsmarkt für Wärmepumpen nicht stattfindet." Man habe eine CO2-relevante Bepreisung, aber in der falschen Richtung.

Viele Wärmepumpen sind nicht fernsteuerbar

Holger Wiechmann, der sich beim Energieversorger EnBW mit dem Marktdesign im Rahmen der Energiewende beschäftigt, betonte dagegen, dass es alleine der Umstieg auf Wärmepumpen nicht richten werde. Viele der Wärmepumpen seien derzeit noch nicht fernsteuerbar, also nicht auf netzoptimierten Betrieb ausgelegt, "effizienter Betrieb zum falschen Zeitpunkt ist schwierig", so Wiechmann.

Die Wärmepumpe müsse flexibler werden, die Mindestlaufzeiten runter. Seine Flexibilisierungsoption sind mehr PV auch an Nordwänden und eine Flexibilisierung der Verbrauchszeiten über Batteriespeicher. Diese Flexibilisierung sei aber auch nur ein Teil der Aufgabe. Wärmepumpen ohne Pufferspeicher seien sehr wohl zur Dekarbonisierung geeignet, auch wenn sie nicht fernsteuerbar sind, erwiderte Schiefelbein. Die Hersteller müssten die Flexibilisierung aber stärker auf dem Schirm haben, forderte Quaschning, um die Anlagen systemkompatibel zu machen.

Energiesteuer verzerrt Wettbewerb

Aufgekommen ist dann auch kurz die Frage der Angleichung der Energiesteuer. Strom habe Preisbestandteile, die alle einen bestimmten Zweck erfüllen, "uns ist bewusst, dass wir da Wettbewerbsverzerrungen haben", so Kösler. Die Debatte über Steuerfragen dürfte aber im Vorwahljahr kaum zu führen sein.

"Die Frage der Heizstoffsteuer ist wichtig, auch wenn das ein schwieriges Thema ist", mahnte Martin Pehnt, Vorstand des Instituts für Energie- und Umweltforschung Ifeu. Sein Institut habe den Vorschlag einer C02-relevanten Komponente der Heizstoffsteuer gemacht. "Man muss sich Gedanken darüber machen, wie man es schafft, das Geld für andere Zwecke zu verwenden", betonte er, eine solche Steuer dürfe keine soziale Schieflage hervorrufen.

Er könne sich auch eine Weiterentwicklung des Strommarkts mit eigeninitiierten Sektorkoppelungen vorstellen, zum Beispiel von Windparks zur Versorgung von Wärmepumpen für Quartiere, abseits von einer Finanzierung über die EEG-Umlage.

Schweiz erhebt CO2-Abgabe

Erste Ergebnisse der CO2-Abgabe in der Schweiz stellte Roger Ramer vor, der sich mit den volkswirtschaftlichen Auswirkungen der Klimapolitik der Schweiz beschäftigt. Die CO2-Abgabe war bei den Eidgnossen zunächst nur als subsidiäre Maßnahme geplant wenn andere Maßnahmen nicht greifen. Das war 2008 der Fall, mittlerweile sind mehrere Erhöhungsschritte erfolgt bis zur aktuellen Höhe von 84 Franken pro Tonne CO2. 2018 wäre die nächste Erhöhung auf bis zu 120 Franken möglich.

Sie wird nur auf Brennstoffe, nicht auf Treibstoffe erhoben und zwar bei Haushalten und der Wirtschaft. Die Einnahmen fließen zum Bund und liegen bei einer Milliarde Franken. Aus den Einnahmen gehen 300 Millionen Schweizer Franken in ein Gebäudeprogramm, 25 Millionen in einen Technologiefonds, der Rest wird rückverteilt an Haushalte und Wirtschaft. In Haushalten erfolgt die Rückverteilung pro Kopf, an die Wirtschaft per Franken bezahltem Lohn. Für Haushalte war es im Durchschnitt so, dass sich Zahlungen und Ausschüttung die Waage halten. von Pia Grund-Ludwig

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