Heizung und Warmwasser
Quelle: Pia Grund-Ludwig

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Effizienzszenario setzt auf Biobrennstoffe und Modernisierung

Experte entwirft Konzept gegen fossile Wärmeträger

In Heizräumen soll bald mehr Biobrennstoff verwendet werden. © Rainer Sturm/Pixelio

Trotz gewisser Erfolge sei die aktuelle Situation im deutschen Wärmemarkt besorgniserregend, meint Professor Manfred Kleemann vom Beratungsbüro für Energieeffizienz und Umweltschutz.

Trotz gewisser Erfolge sei die aktuelle Situation im deutschen Wärmemarkt aus wirtschaftlicher und klimapolitischer Sicht besorgniserregend, meint Professor Manfred Kleemann vom Beratungsbüro für Energieeffizienz und Umweltschutz.

Im Auftrag der Arbeitsgruppe NaWaRo (Nachwachsende Rohstoffe) des BDH (Bundesverband Deutschland Haus-, Energie und Umwelttechnik) hat er daher ein Bio-Effizienzszenario entworfen, mit dessen Hilfe die Entwicklung in eine andere und somit bessere Richtung laufen soll. Denn laut Kleemann ist im Wohngebäudebereich derzeit der Anteil an fossilen Energieträgern mit 76 Prozent zu hoch.

Das verursache CO2-Emmissionen, die insgesamt bei etwa 120 Millionen Tonnen pro Jahr liegen. Der Anteil der erneuerbaren Energien liege immer noch deutlich unter zehn Prozent und sei damit viel zu niedrig.

Folgt man der Strategie, die Kleemann im Bio-Effizienzszenario beschreibt, wird sich bis 2030 der Beitrag der Erneuerbaren verdreifachen – so lautet zumindest die Rechnung des Energieexperten. Der Anteil von Erdgas und Heizöl soll immerhin auf 55 Prozent sinken.

Um diese Ziele zu erreichen, will Kleemann hauptsächlich an drei Schrauben drehen: Zum einen müssten die alten ineffizienten Heizungsanlagen in noch größerem Maße durch moderne Systeme ersetzt werden. Die Modernisierungszyklen, die momentan bei 25 bis 30 Jahren liegen, sollten auf 15 bis 18 Jahre verkürzt werden.

Tempo soll auch bei der Wärmedämmung der Häuser zugelegt werden. Laut Kleemann werden Bauteile wie Außenwände im Schnitt alle 90 Jahre erneuert. Dies müsse künftig alle 45 bis 50 Jahre geschehen. Außerdem unterstellt das Bio- Effizienzszenario nicht nur mehr, sondern auch qualitativ bessere Dämm-Maßnahmen. "Ingesamt werden derzeit nur etwa 32 Prozent des Potenzials genutzt, das in diesem Bereich vorhanden ist", erklärt Kleemann. Als drittes setzt der Energiefachmann auf eine verstärkte Nutzung von Biogas und Bioöl. Bis 2030 soll der Anteil dieser Brennstoffe an der Erdgas- beziehungsweise Heizölmenge bei 20 Prozent liegen.

Der Einsatz von Bioöl und Biogas soll aber nicht zu Lasten der anderen erneuerbaren Energien gehen, sondern zusätzlich erfolgen. Solarthermie, Umweltwärme und feste Biomasse würden auch in Zukunft eine entscheidende Rolle spielen, so Kleemann. Er geht jedoch davon aus, dass erhebliche Anstrengungen notwendig sind, um das Bio-Effizienzszenario Wirklichkeit werden zu lassen. Zu den erforderlichen Maßnahmen zählt Kleemann unter anderem eine Verbesserung der gesetzlichen Rahmenbedingungen.

Neben den Branchenverbänden BDH und IWO kritisiert auch er, dass in der Energieeinsparverordnung und im Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz die Energieträger Biogas und Bioöl benachteiligt werden. Zudem fordert er mehr öffentliche Diskussionen und bessere Informationen der Verbraucher zu dem Thema.

Letztlich wird es aber "nicht ohne Geld gehen", weiß Kleemann. Will heißen: Um eine flächendeckende Zumischung beziehungsweise Bereitstellung von Biogas und Bioöl bis 2030 zu erreichen, ist die finanzielle Förderung durch den Staat notwendig. Nur so könnte die Differenz zwischen den hohen Produktionskosten für die Biobrennstoffe einerseits und die Preise der fossilen Energieträger andererseits ausgeglichen werden. Außerdem fordert Kleemann, Anreize für Investitionen in Energieeffizienz zu schaffen – etwa durch einen Zuschuss pro Kilowattstunde oder Steuerabsenkungen. mst

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