Heizung und Warmwasser
Quelle: Pia Grund-Ludwig

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Fraunhofer-Studie untersucht Ethanol-Feuerstellen und Raumluftqualität

Ethanol-Kaminofen nur bei guter Lüftung unbedenklich

Ethanol-Kamine können die Atemluft verunreinigen. © WKI / Lingnau

Ethanol-Feuerstellen verursachen eine hohe CO2-Konzentration. Fraunhofer-Forscher raten dazu, sie nur in sehr großen und gut gelüfteten Räumen zu verwenden.

Ethanol-Feuerstellen verunreinigen die Atemluft. Sie erhöhen die CO2-Konzentration deutlich über den Wert hinaus, den das Umweltbundesamt für unbedenklich hält. Zu diesem Ergebnis kommt das Fraunhofer-Institut für Holzforschung. Das ist beunruhigend, zum Beispiel für Passivhaus-Bewohner, die den Rest-Heizwärmebedarf an kalten Tagen mit solchen ethanolbefeuerten Deko-Feuerstellen decken wollen. Passivhaus-Experten raten ohnehin komplett davon ab, diese Ethanol-Feuerstellen überhaupt zum Heizen zu benutzen. Die Belastung sei hoch, der Brennstoff teuer.

Eine vierköpfige Forschergruppe am Wilhelm-Klauditz-Institut (WKI) in Braunschweig hat vier Feuerstellen im Baumarkt gekauft und unter Normbedingungen mit verschiedenen flüssigen und gelförmigen Ethanolbrennstoffen gefüllt. Obwohl die Prüfkammer, in der die Luftqualität gemessen wurde, entsprechend den Herstellerangaben belüftet war, verursachte eine der Deko-Feuerstellen schon nach weniger als zwei Stunden eine CO2-Konzentration von fast 6.000 ppm.

Der Grenzwert ist je nach Land unterschiedlich, aber "in Deutschland gibt es die Empfehlung des Umweltbundesamtes, dass der höchste Wert 2.000 ppm nicht überschritten werden soll", sagt Tobias Schripp, einer der Fraunhofer-Forscher. Schon ab 1.000 ppm können Müdigkeit und Unwohlsein auftreten.

Dabei hat Schripp in einer menschenleeren 48-m³-Prüfkammer aus rostfreiem Stahl gemessen. In einem tatsächlichen Wohnraum halten sich Personen auf, von denen eine im Durchschnitt etwa 24 Liter CO2 pro Stunde ausatmet. Die CO2- Konzentration läge also dann noch höher als die 6.000 ppm. Ausnahmslos alle geprüften Ethanol-Feuerstellen hielten den Innenluftrichtwert von 0,35 mg/m³ für das Reizgas Stickstoffdioxid (NO2) nicht ein. In einem Fall waren es 2,7 mg/m³. Auch beim krebserregenden Formaldehyd wurde der Richtwert von 0,1 ppm überschritten. Hier war der höchste Wert 0,45 ppm.

Anders als in den bisher bekannten Veröffentlichungen konnten die Forscher am Fraunhofer WKI auch die Konzentration von Fein- und Feinststaub prüfen. Sie haben je nach Feuerstättenfabrikat und Ethanolart sehr unterschiedliche Konzentrationen festgestellt. Die Bewertung bei solchen sehr kleinen Verbrennungspartikeln ist allerdings – ebenso wie bei Benzol und weiteren gemessenen Stoffen – mangels eindeutiger Grenzwerte schwierig. Selbst wenn es solche Grenzwerte gibt, dürfen Ethanol-Feuerstellen, die sie nicht einhalten, in Deutschland dennoch verkauft und betrieben werden, solange sie die DIN-Norm 4734-1 vom Januar 2011 erfüllen. Darin sind unter anderem der Brennstoffumsatz pro Stunde und die maximale Betriebsdauer begrenzt - was aber nicht ausreicht, um die Schadstoffkonzentrationen unter den einschlägigen Grenzwerten zu halten. Das haben die WKI-Messungen gezeigt.

Hersteller die EnBauSa.de angeschrieben hat wollten sich dazu nicht äußern. Ob ihre Produkte zu den untersuchten gehören ist offen, denn die Fraunhofer-Forscher nennen die Namen nicht. Der Branchenverband HKI hat angesichts der bevorstehenden EnBauSa.de-Berichterstattung eine Pressemitteilung herausgegeben, in der der Brennstoff für die Raumluftbeeinträchtigung verantwortlich gemacht wird: "Vielfach werden für den Betrieb der Ethanol-Kamine allerdings minderwertige Brennstoffe verwendet. Diese können Zusatzstoffe, wie Geliermittel, Vergällung oder auch Farb- oder Duftstoffe enthalten." Und: "Reines Ethanol verbrennt bei vollständiger Verbrennung rückstandsfrei zu CO2 und Wasser."

Sogar wenn letzteres stimmte, bliebe damit die Frage der überhöhten CO2-Konzentration offen. Und zwar haben die Fraunhofer-Forscher tatsächlich erhebliche Unterschiede je nach eingesetztem Ethanol festgestellt. Die "vollständige Verbrennung" ist aber allenfalls im Labor zu erzielen. Michael Wensing vom WKI: "Wie die Verbrennung im Einzelfall abläuft, hängt von der Qualität des Brennstoffs und anderen Faktoren ab – etwa (...) von der Verbrennungstemperatur. Das Ethanol verbrennt in der Regel nicht vollständig."

Das offizielle Fazit formuliert Michael Wensing für das WKI so: "Deko-Öfen mit Ethanolfeuerung sind eine Quelle für gesundheitsgefährdende Verunreinigungen der Innenraumluft. Um eine gesundheitlich unbedenkliche Luftqualität zu gewährleisten, raten wir dazu, auf den Einsatz dieser Geräte im Innenraum von Wohnungen zu verzichten. Sie sollten nur in großen und sehr gut gelüfteten Räumen betrieben werden." Was genau mit "groß und sehr gut gelüftet" gemeint ist, sei angesichts sehr vieler Parameter – sogar die Form der Flamme spiele eine Rolle – "zumindest sehr schwierig", sagt sein Kollege Tobias Schripp. In der Praxis dürften als Einsatzort für die dekorativen Flammen fast nur Hotels, Gaststätten und Ähnliches übrigbleiben. Für Wohnungen hat Tobias Schripp trotzdem einen Tipp: "Die sicherste Lösung ist, dass man das einfach da betreibt, wo es auch sehr dekorativ aussieht, nämlich auf der Terrasse." von Alexander Morhart

Die Fraunhofer-Studie liegt auf Englisch vor und kostet 35 Dollar. Einen Teil der Informationen gibt es allerdings in der kostenlos herunterzuladenden "Supporting Info" samt Fotos der vier getesteten Feuerstellen.

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