Cohereno soll noch bis Oktober Erfahrungen bringen

Sanierung aus einer Hand im EU-Projekt

In Gruppenarbeit entstehen Grundzüge des Hamburger Bauteams. © Dena

Das EU-Projekt Cohereno soll zeigen, wie Sanierung in Kooperation von Planern, Architekten und Finanzierern gelingt.

Sanierung aus einer Hand ist ein Thema, mit dem sich das EU-Projekt Cohereno seit zwei Jahren beschäftigt. In Deutschland ist die Dena Projektpartner und untersucht Ansätze, wie Planer, Architekten und Finanzierer gut zusammenarbeiten. Im Oktober ist das Projekt zu Ende, erste Erfahrungen liegen vor.

Im Projekt sollen Unternehmensstrukturen analysiert und bereits existierende erfolgreiche Unternehmen und Kooperationen identifiziert werden. Es werden hocheffizient sanierte Gebäude gesucht und deren Baubeteiligte befragt. Anschließend folgt die Kontaktaufnahme zu den interessierten Unternehmen in Form von zwei größeren Veranstaltungen für alle Baubeteiligten in der Anbieterkette, in denen die Vorteile und Möglichkeiten der "Sanierung aus einer Hand" dargestellt werden. Anbietergruppen finden zusammen und Unternehmen bilden Kooperationsvereinbarungen für weiterführende Sanierungsvorhaben. Ein mögliches Vorbild für eine solche Kooperation ist das Baumteam in Freiburg, in dem nach einem Impuls des Architekten Klaus Wehrle seit Jahren Handwerker unterschiedlicher Gewerke zusammenarbeiten.

Erste Netzwerkansätze gibt es schon

Im Rahmen von Cohereno hat ein Team in Hamburg in einem Workshop Wege zu einer Zusammenarbeit ermittelt. Initiator ist dort Ingo Kempa vom Planungsbüro keenco³. Erste Ansätze des Netzwerks stehen mittlerweile. Acht Gewerke sind mit an Bord, darunter die Bereiche Gartenbau, Zimmerei, Maler, Heizung/Lüftung/Sanitär und Elektro. Gesucht werden noch Maurer und Putzer, aber gute Maurer seien im Norden so ausgelastet, dass es schwierig sei sie vom Nutzen einer Kooperation zu überzeugen, berichtet Kempa.

Seine Motivation ist es, auch im Ein- und Zweifamilienhaus in Sanierung und Neubau Planungsleistungen anzubieten, die Qualität haben und sich trotzdem rechnen. "Im Ein- und Zweifamilienbereich ist es schwer, auf ein auskömmliches Honorar zu kommen, wenn man die Aufgabe ernst nimmt", sagt Kempa. Häufig werde deshalb die Detailplanung an die ausführenden Gewerke abgedrückt. "Die Menge an Details, die wir zeichnen müssen, lässt sich bei diesen Objekten durch die Honorarordnung für Architekten und Ingenieure nicht abbilden", moniert Kempa. Sein Lösungsansatz: "Wir wollen Projektanlaufbesprechungen machen, die zu Synergien zwischen den Gewerken führen."

Die Sichtweise der Gewerke auf den kompletten Bauablauf, die dadurch entsteht, soll Probleme an den Schnittstellen zwischen unterschiedlichen Ausführenden minimieren. Kritische Punkte, die Kooperation erfordern, sind zum Beispiel die Herstellung der Luftdichtigkeit der Gebäudehülle, aber auch bauphysikalische Fragen, die sich durch die eingesetzten Baustoffe und deren Zusammenwirken ergeben. Die Hamburger haben sich entschieden, in der Kooperation rechtlich selbständig zu bleiben und keine neue gemeinsame Gesellschaft zu gründen. Der Generalunternehmer-Aufschlag, der bei der Ausführung durch eine separate Gesellschaft notwendig wäre, entfällt.

Der Vorteil der Zusammenarbeit liegt für die Teilnehmer in der Möglichkeit, durch die frühzeitige Projekteinbindung zuverlässiger zu kalkulieren. Für die Bauherren heißt das, dass sie die Leistungen zu einem Fixpreis bekommen. Derzeit sind die Hamburger noch in der Gründungsphase, im nächsten Jahr sollen erste Projekte realisiert werden.

Der Start über einen Workshop habe sich bewährt, betont Kempa, der Austausch sei einer der größten Stärken. Trotz guter Auftragslage hätten sich die Geschäftsführer der teilnehmenden Betriebe Zeit genommen, das sei die Voraussetzung dafür, dass es auch im Alltag gelebt werde.

 

Auch in mehreren Workshops mit dem Fokus Netzwerk- und Teamarbeit der Dena wurde von den Teilnehmern die Kommunikation als zentraler Erfolgsfaktor von Bauteams identifiziert. "Eine kontinuierliche Kommunikation zwischen den Baubeteiligten gekoppelt mit einer zentralen Koordination sorgt für funktionierende Schnittstellen und gewerkeübergreifende Zusammenarbeit. In der Folge wird ein qualitativ hochwertiges Ergebnis sichergestellt. Voraussetzung für funktionierende Koordination ist eine qualitativ hochwertige Planung der Details und der Bauabläufe. Dafür ist auch ein zentraler Ansprechpartner notwendig", berichtet Katharina Bensmann, Projektleiterin Energieeffiziente Gebäude bei der Dena. Als weiteren Erfolgsfaktor nennt sie Verantwortung: Jeder Baubeteiligte müsse für seine Arbeit einstehen und sie gewissenhaft umsetzen. "Gleichzeitig muss auch jeder Partner die Arbeit des anderen respektieren und das Haus als System mitdenken, damit das abgelieferte Ergebnis den Wünschen des Bauherren entspricht und die gesteckten Effizienzziele erreicht." Koordination und Kommunikation gekoppelt mit Verantwortung sorgen laut Bensmann für Verlässlichkeit auf der Baustelle.

Im Rahmen von Cohereno wird noch ein zweites Kooperationprojekt in Kassel realisiert, Start ist dort am 24. September mit einem Workshop im Science Park. Wie die Zusammenarbeit dort realisiert wird ist aber noch offen.

Es gibt schon Erfahrungen mit Bauteams

Vor allem im Süden Deutschlands gibt es bereits vor Cohereno Erfahrungen mit der Arbeit in Bauteams. Am weitesten ist wohl Freiburg mit dem Architekten Klaus Wehrle. Dort entstanden in den letzten Jahren über 200 Gebäudeeinheiten, vom Einfamilienhaus über Reihenhäuser bis hin zu kompletten Wohnanlagen und Gewerbebauten in Bauteams. Dort wird das Bauteam in die vier Gewerkegruppen Rohbau, Technik, Außenhülle und Innenhülle aufgeteilt.

Im Rohbau, so die Erfahrung der Freiburger, gebe es die größten Optimierungs- und Kostenpotenziale. Insgesamt können sich durch die Optimierungsmaßnahmen die Bauskosten um zwischen 10 und 15 Prozent senken lassen, haben sie herausgefunden. Die positiven Erfahrungen färben in der Region ab. So hat sich das Team der AltBAUPartner in Riedlingen an der Donau um den Hochbautechniker Norbert Koch am Konzept der Freiburger orientiert.

Ausgangspunkt für das Bauteam war das Treffen des örtlichen Gewerbevereins, dort haben regionale Handwerksunternehmer eine Fachgruppe gebildet, die sich auf die Sanierung von Altbauten spezialisiert hat. Als Erfolgsrezept für den Aufbau von Bauteams bezeichnet Koch, dass die Beteiligten über den eigenen Schatten springen und den Wettbewerb zugunsten der Generierung von Aufträgen im Team erst einmal hintenanstellen. Das rechne sich mittelfristig, 2015 geht Koch von Umsätzen seines Bauteams von mehr als einer Million Euro aus.

Zentrales Plus ist die Kooperation, von der Planungsphase, in der Ideen ausgetauscht werden, bis zum Bauablauf, für dessen Optimierung sich die Beteiligten verantwortlich fühlen. Die Koordination erfolgt innerhalb einer Whatsapp-Gruppe. Auch Lösungen wie die Dropbox, eine Internetplattform zum gemeinsamen Zugriff auf Dokumente, verwenden die Riedlinger bei der Zusammenarbeit.

Energieberater übernehmen Akquise für das Bauteam

Den Kern des Teams bilden drei Energieberater, über die in der Regel die Aufträge hereinkommen. Daneben gibt es einen Verein, der das Rückgrat bildet und mittlerweile 40 Mitglieder zählt. Das sind neben Handwerkern unter anderem auch Caterer, die bei Veranstaltungen zum Zuge kommen, oder örtliche Einzelhändler.

Angebote für die gemeinsamen Aufträge gibt jeder Handwerker selbst ab. Jedes Unternehmen haftet aufgrund der separaten Leistungsvergabe für seine eigenen Arbeiten. Der Bauherr kann aber bei einem von mehreren Beteiligten verursachten Schaden diese als Gesamtschuldner verantwortlich machen. Mit einem Fixpreis arbeiten die Riedliunger aber nicht, da sie vor allem in der Sanierung aktiv sind. "Fixpreise sind da nicht machbar, da bei der Ausführung immer wieder unerwartete Probleme auftreten können", sagt Koch. von Pia Grund-Ludwig

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