Bericht in "Die Welt" wird als reißerisch zurückgewiesen

Experten verweisen auf Rentabilität von Sanierung

Gebäudesanierung lohne sich nicht, so ein Bericht in der Tageszeitung Die Welt. Experten verwerfen die Darstellung als reißerisch.

Über Ostern griffen zahlreiche Medien einen Bericht aus der Tageszeitung Die Welt auf. Die Deutsche Unternehmensinitiative Energieeffizienz e.V. (Deneff) kritisiert die fehlerhafte Interpretation der Studienergebnisse durch den Autor des Welt-Artikels sowie die unkritische Übernahme durch eine Vielzahl von Medien. Auch andere Experten widersprechen.

Die Aussage, "energetische Sanierungen verschlingen mehr Geld, als durch sie eingespart wird", lasse sich aus der Vielzahl der Studien der letzten Zeit alles andere als bestätigen. In der Studie selbst lässt sich diese Aussage als Ergebnis nicht finden. Die eigentliche Kernaussage der Studie sei, dass sich "deutlich spürbare, positive gesamtwirtschaftliche Wirkungen" ergeben.

Im Beitrag der "Welt" werde nicht unterschieden zwischen den Kosten, die ohnehin für Neubau oder Sanierung anfallen, und den Mehrkosten, die energiesparende Maßnahmen verursachen, argumentiert auch die Deutsche Energie-Agentur. In der Bilanz dürften nur die für Energieeffizienz relevanten Mehrkosten den Energieeinsparungen gegenübergestellt werden.

"Gebäudeeigentümer sollten sich nicht durch irreführende Zahlenvergleiche beunruhigen lassen", sagt Dena-Chef Stephan Kohler. "Wenn ein neues Fenster eingebaut oder eine Fassade erneuert wird, fallen immer Kosten an, egal ob nun besonders energieeffizient oder nicht. Deswegen muss bei einer Sanierung genau untersucht werden, welche Maßnahmen sowieso für Instandhaltung oder Modernisierung nötig sind und welche explizit die Energieeffizienz verbessern. Vergleicht man die Kosten für Energieeffizienzmaßnahmen mit den Energieeinsparungen, wird klar: Die energetische Gebäudesanierung lohnt sich.

An der Studie selbst kritisiert die Deneff die aus ihrer Sicht zu zurückhaltende Einschätzung zu künftigen Energiepreissteigerungen von 1,1 Prozent im Jahr. In der laufenden Dekade stiegen allein die Heizölpreise um durchschnittlich 15 Prozent im Jahr, die Energiepreise für Haushalte im Schnitt jährlich um über 8 Prozent.

Christoph von Speßhard, stellvertretender Vorsitzender der Deneff, bezeichnet die Darstellungen zu vermeintlichem Energiesparwahn und Wärmedämmlügen als "ebenso reißerisch wie unsachlich."  Klaus-Dieter Clausnitzer, Gebäudeexperte beim Bremer Energie Institut ergänzt: "Die Mehrzahl der Studien der letzten Jahre zeigt, dass sich der Mehraufwand für anspruchsvolle, energetische Sanierungen bezahlt macht. Das Hinauszögern von energetischen Modernisierungen bringt nichts. Vielmehr gilt: Wenn modernisiert wird, sollte man über gesetzliche Standards hinausgehen, um zukunftssicher zu bauen."
Quellen: Dena / Deneff / 117pgl

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