Gebäudesanierung soll 2 Millionen Jobs in Europa bringen

EU startet Projektaufruf für Smart Cities noch 2013

Žydruné Juodkiené, Vizeministerin für Energie der Republik Litauen, sprach zur Eröffnung. © Grund-Ludwig

Konferenz in Brüssel zur energiesparsamen Umgestaltung von Gebäuden und Quartieren und zur künftigen EU-Förderung von Smart Cities.

Die Projekte innerhalb der Concerto-Initiative sind eines der größten konzertierten Vorhaben zur Gebäudesanierung, dem energieeffizienten Neubau und der Umgestaltung von Stadtquartieren innerhalb der EU. 22 Projekte in 58 Städten und Gemeinden in der gesamten EU wurden im Rahmen der CONCERTO-Initiative seit 2005 realisiert, 175 Millionen Euro Fördergelder flossen in die Projekte.

Auf einer Konferenz in Brüssel stand die Frage im Mittelpunkt, wie der Weg von diesen Projekten zu "smarten" im Sinne von energiesparsamen und lebenswerten Städten und Kommunen führen kann. Einen Aufruf für konkrete Projekte dazu will die EU noch 2013 starten.

Die Keynote zur Eröffnung hielt Žydruné Juodkiené, Vizeministerin für Energie der Republik Litauen. Litauen hat derzeit die Ratspräsidentschaft. Zwei Ziele formulierte sie für die Zeit der Ratspräsidentschaft im Umfeld der Gebäudesanierung: Weiterer Ausbau des Energiemarkts in der EU sowie die Betonung der Relevanz dieses Themas für die Stärkung der EU nach außen. Zum Energiemarkt solle bis Ende 2013 ein Statusbericht vorliegen.

Smart Cities in den Bereichen Energie und Transport machten die EU weniger abhängig von Importen, die Nutzung Erneuerbarer Energien stärke die regionale Wirtschaft, betonte Juodkiené. Das gelte auch in hohem Maß für die Gebäudesanierung, die 2 Millionen neue Arbeitsplätze schaffen soll.

Marie Donnelly, Generaldirektion Energie der Europäischen Kommission, sprach sich in der Plenarsitzung unter dem Titel "Von Concerto zu Smart Cities" dafür aus, die Frage der Energieversorgung auch makroökonomisch zu betrachten. Derzeit geben die Staaten der EU 400 Milliarden Euro jährlich für den Import von Treibstoff aus, das müsse sich reduzieren und in lokale Wertschöpfung wandeln.

Zudem müsse man sich auf veränderte Rahmenbedingungen einstellen. Die Atomkatastrophe in Fukushima, die verstärkte Förderung von Schieferöl in den USA und die dramatischen Preisreduktionen für Energieeffizienz-Technologien hätten enorme Auswirkungen, die man bei der Definition der eigenen Ziele berücksichtigen müsse. Dabei müssten die Interessen der Region im Mittelpunkt stehen: "Wir müssen eine Agenda für Europa schreiben, nicht für die ganze Welt", sagte Donnelly.

Auf den bisherigen Ergebnissen der Concerto-Projekte aufbauend beschäftigte sich Thomas Lützkendorf vom Karlsruhe Institute of Technology mit der Frage, wie die Gebäudesanierung kostengünstiger werden kann. Um dazu überhaupt Aussagen zu treffen, müsse das Monitoring der Projekte weiter verbessert werden. Nach wie vor liegen häufig keine gemessenen Verbrauchsdaten vor.

Deren Erhebung stößt immer wieder auf Probleme, unter anderem den Datenschutz. In den Niederlanden behilft man sich teilweise damit, dass Daten nicht auf einzelne Gebäude bezogen ausgewertet werden, sondern Gebäude zusammengefasst werden. Insgesamt müsse man aber das Monitoring weiter finanziell fördern, um voranzukommen, so Lützkendorf.

Und es könne derzeit nicht mehr darum gehen, Leuchttürme zu fördern, man müsse alltagstaugliche Lösungen voranbringen. "Wir müssen die einfachen Dinge gut machen", forderte Lützkendorf. Unterstützung erhielt er bei dieser Auffassung von Declan Meally von der Sustainable Energy Authority Irlands. Er ist verantwortlich für das Projekt Holistic, das im November 2013 zu Ende geht. "Wir wollen keine Leuchttürme, sondern replizierbare Demonstratoren für unser Land", betonte er.

Auch ganz praktische Probleme bei der Förderung durch die EU wurden diskutiert. So seien die Zeiträume zwischen dem Aufruf, Projekte einzureichen und der Abgabefrist für größere Städte und Kommunen mit komplexen Entscheidungsstrukturen nicht zu schaffen, kritisierte Ursula Eicker, Leiterin des Instituts für angewandte Forschung der Hochschule für Technik Stuttgart. Mehr verbindliche Informationen zu den genauen Förderkonditionen würden helfen.

Insgesamt stießen die Fragen der Finanzierung auf besonderes Interesse. Dort soll es in den nächsten Jahren einen stärkeren Fokus auf Smart Cities und integrierte Projekte zu energiesparsamen Quartieren in Bezug auf Gebäude, Verkehr und Informations- und Kommunikationsstrukturen geben. 200 Millionen Euro Projektmittel sind dafür in den nächsten zwei Jahren voraussichtlich vorgesehen.

Dazu kommen Mittel aus den Stukturfonds wie dem ERDF. Die können vor allem dort Projekte voranbringen, wo eine Kofinanzierung durch lokale Partner schwierig ist. Bislang durfte nur ein bestimmter Teil der Mittel zur Erhöhung der Energieeffizienz verwendet werden, diese Deckelung wird künftig aufgehoben, so Alexandros Kotronaros von der Generaldirektion Energie der EU. von Pia Grund-Ludwig

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