Branchenmonitor 2014 von Deneff/PwC: Marktvolumen plus 11 Prozent

Energieeffizienz – Fragezeichen, aber rosige Aussichten

Motive für Kunden, Dienstleistungen und Produkte für Energieeffizienz zu kaufen, aus der Perspektive der Anbieter. © Deneff

Deneff und PwC stellten im Vorfeld der Berliner Energietage den Branchenmonitor Energieeffizienz 2014 vor.

Der Umsatz mit Dienstleistungen und Produkten im deutschen Energieeffizienz-Markt lag – nach einer Steigerung von 16 Prozent 2012 – im Jahr 2013 um 11 Prozent höher als im Vorjahr. Die Unternehmen erreichten den Zuwachs 2013 mit nur 5 Prozent mehr Beschäftigten. Für 2014 ist ein Umsatzplus von 14 Prozent zu erwarten. Während Contracting und Baugewerbe 2013 nur um rund 3 Prozent zulegen konnten, steigerten sich andere gebäudebezogene Umsätze sowie das Marktvolumen in Maschinenbau und Messtechnik etwa im gleichen Umfang wie der Gesamtmarkt. Ausreißer nach oben war der kleine Bereich "Beratungsleistungen" und "Energiemanagement" (also zum Beispiel Datenanalyse, Maßnahmenplanung und Mitarbeiterschulung in einem Betrieb), dessen Marktvolumen sich zusammengenommen glatt verdoppelte.

Diese Eckdaten lassen sich dem zweiten "Branchenmonitor Energieeffizienz" entnehmen, den im Vorfeld der Berliner Energietage die Deutsche Unternehmensinitiative Energieeffizienz (Deneff e.V. – 109 Unternehmen diverser Branchen) und die Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers (PwC) vorgestellt haben. Und das sind gleichzeitig diejenigen Angaben aus der 40-seitigen Broschüre, die angesichts der (wenngleich nicht im Detail veröffentlichten) Erhebungsmethoden und im Abgleich mit einer Studie der Roland Berger GmbH von 2012 relativ zuverlässig und plausibel erscheinen.

Die Deneff hat Fragebögen an rund 900 Unternehmen verschickt beziehungsweise durch den Verband Kommunaler Unternehmen (VKU) und den Verband für Wärmelieferung (VfW) verschicken lassen. 90 der angeschriebenen Firmen haben an der Befragung teilgenommen – etwa 810 folglich nicht, wobei bereits die Grundgesamtheit aller relevanten Unternehmen in Deutschland sicherlich ein Vielfaches davon zählt.

Unter den 90 Rücksendern dieser ungeschichteten Stichprobe sind allein 22 im Bereich "Beratungsleistungen" und "Energiemanagement" tätig, der aber nur für 4 Prozent des Gesamtumsatzes steht. Auch waren die Angaben der Befragungsteilnehmer unvollständig: Nur 60 Unternehmen gaben zum Beispiel ihre Beschäftigtenzahl an. Die Antworten der 90 teilnehmenden Firmen dienten als Primärdaten, die von PwC vor allem mit Angaben aus öffentlich zugänglichen Statistiken hochgerechnet wurden.

Angesichts dieser Randbedingungen – die die Deneff erst auf Nachfrage von EnBauSa.de vollständig offenlegte – wird klar, dass die prozentualen Bewegungen bei Umsatz und Mitarbeiterentwicklung einigermaßen valide beschrieben sein dürften, daraus hochgerechnete absolute Zahlen jedoch "grob" sind, wie in der Deneff-Broschüre auf Seite 39 zugegeben wird.

Unter diesem Vorbehalt sind die Jahresumsätze "im Bereich Energieeffizienz" zu sehen, welche die Deneff angibt – 2011: 126 Mrd. Euro; 2012: 146 Mrd. Euro; 2013: 162 Mrd. Euro. Schlägt man die von den Befragten fürs laufende Jahr geschätzten 14 Prozent Zuwachs auf, so wären demnach für 2014 fast 185 Milliarden Euro zu erwarten.

In der erwähnten anderen Studie "GreenTech made in Germany 3.0" aus dem Jahr 2012, die Roland Berger im Auftrag des Bundesumweltministeriums erstellt hatte, wird ein Energieeffizienz-Marktvolumen von knapp 98 Milliarden Euro 2011 und gut 116 Milliarden Euro 2015 abgeschätzt – wobei hier im Gegensatz zur Deneff-Studie der Verkehrssektor nicht enthalten ist. Letzteres verweist auf eine weitere Schwierigkeit: Wie soll man einen Markt für Energieeffizienz überhaupt definieren?

Eine amtliche Abgrenzung, etwa durch das Statistische Bundesamt, gibt es nicht. Die Deneff fasst darunter "alle Dienstleistungen und Produkte (...), welche beim Endkunden (...) mit weniger Energieeinsatz den gleichen erwünschten Output erzielen". Konkret ist dazu in der Broschüre lediglich eine beispielhaft angelegte, strukturierte Aufzählung enthalten, die von "Fenster, Türen, Rolltore" über "Car-Sharing" bis zu "Beratung/Betrieb von Kraftwerksparks" reicht.

Die Schwierigkeit, damit trennscharf und auch vergleichbar mit anderen Wirtschaftszweigen Umsätze zu beziffern – oder auch die Aussage zu belegen, Energieeffizienz habe 2013 fast 850.000 Erwerbstätigen eine Arbeit geboten – ist offensichtlich. Der Versuch der Deneff, diese Pionierarbeit in Angriff zu nehmen, verdient durchaus Anerkennung. Jedoch wünschte man sich eine detailliertere Offenlegung der Methodik.
Die Auswertung der Fragebögen durch PwC erlaubt jenseits der (mehr oder weniger) harten Zahlen auch gewisse Einblicke in die Rahmenbedingungen der befragten Unternehmensführungen – oder genauer gesagt, wie diese Bedingungen vom Management eingeschätzt werden. Manche Erkenntnisse können kaum überraschen, wie die nahezu einhellige Ansicht, dass der wichtigste sozioökonomische Treiber für Effizienz die Energiepreisentwicklung (nach oben) sei – und ebenso der wichtigste Motivator für die Kunden.

Wer jedoch erwartet hätte, dass die Unternehmen stärker als beim Vorjahres-"Branchenmonitor" über einen Fachkräftemangel klagen würden, liegt daneben: Eine "schlechte" Verfügbarkeit von Fachkräften sehen diesmal statt 59 Prozent nur noch 55 Prozent, und immerhin 15 Prozent der Firmen – dreimal mehr als im Vorjahr – schätzen die Verfügbarkeit als "gut" ein. Eine Differenzierung nach Berufsgruppen zeigt, dass bei kaufmännischen Angestellten und Handwerkern die Verfügbarkeit sogar deutlich höher eingeschätzt wird als der Bedarf, nämlich mindestens doppelt so hoch.

Eine Mangelsituation sehen die Manager dagegen bei Akademikern und Technikern (hier am stärksten bei Firmen, die Mess- und Regeltechnik herstellen). Bei den Hochschulen, so empfinden es die Befragten offenbar, liegt einiges im Argen: Mehr als 80 Prozent finden eine "Optimierung der Studienangebote" "wichtig". Auch sonst wurden bei den Antwortvorschlägen diverse Varianten einer besseren Aus- und Weiterbildung angekreuzt. Eine erleichterte Zuwanderung aus dem Ausland – die man allerdings bei "Sonstige" hätte eintragen müssen – wird bei den Firmen offenbar kaum gewünscht. Den "Branchenmonitor Energieeffizienz" kann man sich auf der Deneff-Website kostenlos herunterladen (2,3 MB). von Alexander Morhart

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