Erste Entwürfe waren auf den Berliner Energietagen zu sehen

Sanierungsfahrplan soll bis Ende 2016 fertig sein

Erste Entwürfe zum gebäudeindividuellen Sanierungsfahrplan. © P. Grund-Ludwig

Der gebäudeindividuelle Sanierungsfahrplan soll bis Ende 2016 anwendungsbereit sein. Ein Konsortium stellte erste Entwürfe vor.

Ein Konsortium aus der Deutschen Energie-Agentur (Dena), dem Institut für Energie- und Umweltforschung (IFEU) und dem Passivhaus Institut erarbeitet derzeit die Grundlagen für einen gebäudeindividuellen Sanierungsfahrplan. Derzeit läuft bereits ein Feldtest mit Energieberatern. Auf den Berliner Energietagen gab das Konsortium einen Einblick in die aktuelle Arbeit.

Ziel des Sanierungsfahrplans ist es, mit einer einheitlichem Methodik an die Entwicklung der Sanierungsschritte heranzugehen, dafür ein standardisiertes und nachvollziehbares Verfahren zu entwickeln und Qualitätsstandards zu definieren. "Wir versuchen dabei die Perspektive des Eigentümers einzunehmen: Welche Schritte will er ohnehin tun. Es geht nicht um das "Sanieren Müssen", sondern darum, das eigene Lebensumfeld gestalten zu wollen", betonte Christian Stolte, Bereichsleiter Energieeffiziente Gebäude bei der Dena. Vorgesehen sind zwei Termine des Energieberaters vor Ort, einen zur Bestandsaufnahme und einer zur Besprechung der Maßnahmen.

Eine erste Befragung zum Sanierungsfahrplan stellte Christian Noll von der Deneff vor. Der individuelle Sanierungsfahrplan komme gut an, so das Ergebnis einer Befragung, die die Deneff durchgeführt hat. Die Hauseigentümer wünschten sich einen individuellen Fahrplan für ihr Haus. Gleichzeitig sei aber die Bereitschaft, dafür auch zu bezahlen gering. Für Energieberater bestehe die Chance, nach einem Erstkontakt über den Sanierungsfahrplan mit den Bauherren in Kontakt zu bleiben und weitere Aufträge zu generieren.

Sanierungsfahrplan soll zur Beratung, nicht zur Ausführungsplanung dienen

Katharina Bensmann, Projektleiterin bei der Dena für Energieeffiziente Gebäude und dort auch für die Entwicklung des Sanierungsfahrplans zuständig betonte, dass dieses Instrument nicht zur Planung, sondern zur Beratung der Hausbesitzer dienen solle. Es werde im Rahmen der Vor-Ort-Beratung angesiedelt.

Es werde bei der Optik mehr mit Farben als mit konkreten Kennziffern wie dem Energiebedarf oder der Effizienz der Gebäudehülle gearbeitet. Dabei lehne man sich aber an bestehenden Kategorien wie etwa den Effizienzlabeln für Heizungen oder Öko-Labels an. Zur Bewertung werden neun Komponenten der Haustechnik in Kategorien wie Dach, Lüftung oder Heizsystem zusammengefasst und in einer Farbskala von grün (optimal) bis rot (sanierungsbedürftig) eingeordnet. Bei den Kosten werden sowohl die Gesamtkosten für eine Sanierungsmaßnahme dargestellt als auch die energetischen Mehrkosten im Vergleich zu den Ohnehin-Kosten.

Piktogramme geben Hinweise zur Ausführung

Außerdem gibt es eine Übersicht zu Umsetzungshilfen. Piktogramme sollen die Ausführungsplanung nicht ersetzen, aber einen Hinweis geben, wie diese laut Sanierungsfahrplan gemacht werden soll, um an bestehende Sanierungsschritte anzuknüpfen oder weitere Schritte in Zukunft zu erlauben. Für Energieberater gibt es als Unterstützung in der Beratung Textbausteine, mit denen sie arbeiten können, aber auch Materialien wie Checklisten, die die Arbeit unterstützen sollen. Der Sanierungsfahrplan soll in gängige Energieberatersoftware integriert werden, erste Vorgespräche dazu sind gelaufen.

Der Feldtest zum Sanierungsfahrplan läuft derzeit schon, die Auswertung solle bis Mitte Mai abgeschlossen sein, so Martin Pehnt vom IFEU. Er gehe davon aus, dass der gebäudeindividuelle Sanierungsfahrplan bis Ende 2016 einsatzbereit sei, so Pehnt weiter.

Sanierungsfahrplan ist einfacher als bisherige als Vor-Ort-Beratung

Die Energieberater, die das Produkt bereits ausprobieren konnten sind ganz zufrieden damit. Der bisherige Bafa-Bericht sei zu unübersichtlich, so Energieberater Carsten Herbert aus Darmstadt. Es fehle die klare Handlungsanleitung, das sei beim Entwurf des Sanierungsfahrplans besser gelöst. "Wir kümmern uns um das Gebäude, müssen uns aber viel mehr um die Menschen kümmern", betont er. Es sei notwendig, sich mit dem Bauherren zu beschäftigen, ihn zu motivieren.

Er habe da durchaus positive Erfahrungen gemacht mit dem Energiesparcheck in Baden-Württemberg, ergänzte Dieter Bindel vom Energieberaterverband GIH, der ebenfalls am Feldtest beteiligt ist. Der Energiesparcheck sei ein Dokument, das aufbewahrt werde, und davon gehe er auch beim Sanierungsfahrplan aus.

In Baden-Württemberg wird auch die Vor-Ort-Beratung als Äquivalent zu einem Sanierungsfahrplan gesehen und im Rahmen des Eneuerbare-Energien-Wärme-Gesetzes als Teilerfüllung für den Anteil Erneuerbarer Energien anerkannt. Nachdem das Gesetz im Sommer 2015 in diese Richtung novelliert wurde, hat die Zahl der Vor-Ort-Beratungen deutlich zugenommen. Im ersten Quartal 2016 lag sie doppelt so hoch wie im Vorjahr.

Eine solche Einbettung des Sanierungsfahrplans in das System des Ordnungsrechts könnte in der Tat dafür sorgen, dass mehr Bauherren und Sanierer vorab Beratung in Anspruch nehmen. Diskutiert wurde bei den Energietagen auch darüber, ob man nicht eine Bagatellgrenze einführen müsse für die Maßnahmen im Sanierungsfahrplan. Und es könnte doch eine Einbettung in die Grundsteuer geben: Wer einen Sanierungsfahrplan für seine Immobilie erstellen lässt, muss weniger Grundsteuer bezahlen. Das ist aber komplizierter als es ist, da die Kommunen den Grundsteuerhebesatz festlegen. Sie müssten dann nachhalten, wer einen Sanierungsfahrplan hat und wissen, welche Äquivalente zu berücksichtigen sind. Angesichts der Probleme, die Pflicht zu Energieausweisen durchzusetzen, eine Länderaufgabe, scheint das eine wenig realistische Forderung zu sein. von Pia Grund-Ludwig

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