Höherer Prozentsatz an Vor-Ort-Kontrollen wäre sinnvoll

Markt für Energieberatung bleibt zersplittert

Kostenreduktion ist ein wichtiges Motiv der Kunden bei der Energieberatung. © Pixelio/Dieter Schütz

Für Verbraucher ist die Szene der Energieberater unübersichtlich, die Qualität der Beratung schwer zu beurteilen.

Eine aktuelle Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln im Auftrag der Schwäbisch-Hall-Stiftung bauen-wohnen-leben befasst sich mit der Gebäudeenergieberatung. Das Fazit: Der Markt ist sehr zersplittert, die Orientierung für Endkunden schwer. Das führt dazu, dass Beratung trotz Förderung in den vergangenen Jahren immer weniger in Anspruch genommen wurde. Die Fachleute fordern mehr Standards und mehr Kontrollen.

Mit der Effizienzexpertenliste gibt es mittlerweile ein Instrument, das für ein Mindestmaß an Qualitätssicherung bei Beratern sorgt. Mittlerweile sind dort mehr als 13.000 Experten gelistet. Nur wer eingetragen ist, kommt bei staatlich geförderten Programmen zum Zuge. Notwendig sind Mindestqualifikation und kontinuierliche Weiterbildung. Die Experten des IW halten darüber hinaus eine Standardisierung der Lehrinhalte der Gebäudeenergieberater für sinnvoll. Nur Berater, die bestimmte Eigenschaften und einheitliche Anforderungen erfüllen und in einer Prüfung nachweisen, sollten geförderte Energieberatungen staatlicher Förderprogramme anbieten dürfen. "Wir haben darüber diskutiert, den Gebäudeenergieberater als geschützte Berufsbezeichnung zu fordern", sagt Ralph Henger, Projektleiter am IW und verantwortlich für die Studie. Dies hätte aber die Gefahr, dass das Interesse an einer Ausbildung noch weiter sinkt. "Und wir wollen ja gerade mehr Praktiker als Gebäude-Energieberater im Markt."

Eine weitere Maßnahme, um die Relevanz der Gebäudeenergieberatung zu stärken, ist aus Sicht des Berichts die Einführung wirksamer Qualitätssicherungsmaßnahmen sowie Stärkung des Monitorings und der Kontrolle bei Maßnahmen, die die KfW oder das BAFA fördern. Das bisherige Monitoring durch das IWU sei sinnvoll, reiche aber nicht aus. Vor allem müsse es bei einer relevanten Stichprobe der geförderten Maßnahmen Vor-Ort-Kontrollen zur Qualitätssicherung geben. 2013 hat die KfW für ihre Maßnahmen erstmals Vor-Ort-Kontrollen durchgeführt. Bundesweit wurden insgesamt 420 Kredit- und Zuschussnehmer der KfW-Programme Energieeffizient Bauen und Sanieren in einer repräsentativen Stichprobe ausgewählt und die finanzierten Maßnahmen, die 2010 und 2011 beantragt wurden, überprüft. Die Anzahl der vergebenen Kredite und Zuschüsse lag in diesem Zeitraum bei gut 440.000 im Bereich Bauen und Sanieren. Die Zahl der kontrollierten Projekte ist Henger zu wenig. "Ich halte eine Größenordnung von 0,5 bis 1 Prozent an Kontrollen für sinnvoll", so Henger. Durch die bislang fehlenden Kontrollen bestünde die Gefahr, dass die Anforderungen an eine erfolgreiche und unabhängige Beratungsleistung nicht immer erfüllt würden.

Wenn es ein solches Kontrollsystem gebe, könnte auch die Unabhängigkeits-Klausel fallen. Diese verlangt, dass nur diejenigen beraten dürfen, die kein wirtschaftliches Eigeninteresse haben. Das berge die Gefahr, dass Berater keine Sanierungen mehr durchführen und ihnen der Praxisbezug irgendwann fehle. "Wir halten nach einem besseren Monitoring eine Öffnung für alle Berufsgruppen für sinnvoll", schlägt Henger vor. Reine Beratungen seien finanziell nur wenig attraktiv und eine Öffnung könnte dazu führen, das Angebot an qualifizierten Gebäude-Energieberatern substanziell zu erhöhen. Reine Beratungen seien finanziell ohnehin auf Kante genäht und rechneten sich häufig kaum.

Weiter schlagen die Kölner Experten vor, den Leistungsumfang der Energieberatung auf Basis eines vereinheitlichten Energieausweises zu definieren. Der Umfang der Beratung solle sich an den Definitionen der BAFA für Vor-Ort-Beratung orientieren. Eine Vereinheitlichung des Energieausweises sei notwendig. Die Experten fordern außerdem eine bessere Verständlichkeit und Vereinheitlichung von Beratungsberichten. So könnten Textbausteine für klare Aussagen sorgen. Derzeit sei die Qualität der Beratungsberichte sehr unterschiedlich, moniert Henger. von Pia Grund-Ludwig

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