Quelle: DEUTSCHE ROCKWOOL

Leitfaden für nachhaltige Kleingebäude soll demnächst fertig sein

Zertifikate für Nachhaltigkeit gewinnen Zuspruch

Manfred Hegger will Nachhaltiges Bauen breit verankern. © Franziska Ludwig

Nachhaltigkeit wird vor allem im kommerziellen Bausegment wichtig. 750 Gebäude in Deutschland haben Vorzertifikate oder Zertifikate. Für private Bauherren arbeitet die DGNB an einem Leitfaden.

Zu Beginn der Fachmesse Consense zog die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) Bilanz. Gut drei Jahre nach der ersten Verleihung gibt es mittlerweile 750 Anmeldungen und Zertifikate zum Nachhaltigen Bauen und ein Partnernetzwerk in 16 Ländern. 13 Objekte kamen auf der Messe dazu, darunter unter anderem die Alte Messe Stuttgart und das Rheinwerk 3 in Bonn. In Deutschland hat die DGNB nach eigenen Angaben einen Anteil von 90 Prozent bei zertifizierten Gebäuden und Quartieren.

Hatte es vor einem Jahr teilweise noch geknirscht zwischen der DGNB und manchen Experten im Bundesbauministerium, scheinen die Drähte zwischen Verband und Ministerium nun besser zu sein. Das Bundesamt für Bau- und Raumordnung als Behörde im Bundesbauministerium nimmt an den Sitzungen der DGNB teil. Auch das internationale Auftreten zwischen Ministerium und DGNB solle harmonisiert werden, so Professor Manfred Hegger, Vorsitzender der DGNB.

Die Vergabe von Zertifikaten sei nur ein Bereich, den man adressiere, so Hegger weiter. Vor allem komme es darauf an, dafür zu sorgen, dass sich die Konzepte zum Nachhaltigen Bauen in der Breite durchsetzen. So könne es auch sinnvoll sein, mit Vorzertifikaten dafür zu sorgen, dass in der Konzeptions-, Planungs- und Bauphase nachhaltig gebaut werde, auch wenn der Eigentümer dann kein Zertifikat beantrage. Man wolle deshalb auch die Erfahrungen weitergeben und sei im Gespräch mit 40 Hochschulen, um einen Wissenstransfer aus der Praxis in die Hochschulen zu gewährleisten.

DGNB-Geschäftsführerin Christine Lemaitre stellte zudem Ideen für einen Leitfaden für nachhaltige Kleingebäude vor, der auf der Fachmesse Bau 2013 breit vorgestellt werden soll. Man wolle damit die ausführenden Handwerker und Architekten, aber auch die Bauherren erreichen, erklärte sie. Es soll kein teures Zertifikat sein, sondern die Möglichkeit, von der Vorgehensweise in der Konzeption nachhaltiger größerer Gebäude auch bei kleineren Häusern und im privaten Wohnungsbau zu profitieren.

Neu aufgesetzt wurde auch das Zertifikat zu Bestandsbauten. Es sei ein einfacherer Einstieg über einen Selbsttest möglich, erklärte Lemaitre. Nach diesem Selbsttest können die Besitzer eines Gebäudes einfach abschätzen, ob eine Zertifizierung für sie in Frage kommt und ökonomisch Sinn macht.

Den Einstieg in das Nachhaltige Bauen soll auch ein Verzeichnis nachhaltiger Bauprodukte erleichtern, das die DGNB online gestellt hat. Mit der Aufnahme in das Verzeichnis garantiert die DGNB, dass die Produkte zumindest über eine Europäische Produktdeklaration (EPD) verfügen.

Eine EPD macht für einen Baustoff oder ein Produkt Aussagen zum Energie- und Ressourceneinsatz. Sie beleuchtet auch, in welchem Ausmaß ein Produkt zu Treibhauseffekt, Versauerung, Überdüngung, Zerstörung der Ozonschicht und Smogbildung beiträgt. Sie macht zudem Angaben zu technischen Eigenschaften wie Lebensdauer, Wärme- und Schallisolierung oder den Einfluss auf die Qualität der Innenraumluft. Auf der Consense zeigt das Institut Bauen und Umwelt ein webbasiertes EPD-Datenbanksystem, mit dem der Erstellungsprozess für Hersteller einfacher ist.

Die Bauprodukte-Datenbank des DGNB enthält bislang 60 Produkte. Sie soll zügig ausgebaut werden und demnächst auch in englischer Sprache zur Verfügung stehen. Um für mehr Einträge zu sorgen, können DGNB-Mitglieder drei Produkte kostenlos einstellen. Auch Nichtmitglieder können ihre Produkte eintragen.

Für eine schnellere Verbreitung des Wissens soll auch eine Datenbank sorgen, die relevante Daten über nachhaltige Gebäude in Europa bereitstellt. Dort stehen Informationen zu Energiebilanzen, zur Raumluftqualität und zu verwendeten Produkten und Systemen.

Die Verbreiterung der Ideen der DGNB umfasst auch eine Internationalisierung. So soll im Sino-German Ecoparc im chinesischen Qingdao für die Planung und Umsetzung der Bauprojekte der Standard der DGNB verwendet werden. Der Ecoparc gilt als Pilotprojekt für den Einsatz erneuerbarer Energien, energie- und wassereffizienter Gebäudetechnik und der Elektromobilität. Auch in Thailand wird das System verwendet. In Dänemark ist das System in Kraft, 7 Gebäude haben bereits Zertifikate erhalten. pgl

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