Quelle: DEUTSCHE ROCKWOOL

Eisspeicher im Garten rundet das Energiekonzept ab

Sanierungshelden machen Altbau zum Plusenergiehaus

Das sanierte Haus ins Stuttgart-Rohr würde auch als Neubau durchgehen. © S. Thole

Aus einem 1948 gebauten Haus in Stuttgart Rohr haben Tobias und Kathrin Nusser ein Plusenergiehaus gemacht. Beim Sanierungshelden-Wettbewerb der Dena belegten sie einen 3. Platz.

Altes bewahren und doch in einem zukunftsfähigen, modernen Gebäude leben. Mit diesem Ziel vor Augen begannen Kathrin und Tobias Nusser 2013 mit der Sanierung ihres Hauses. Sie hatten gezielt nach einem alten Haus gesucht. Gefunden haben sie ein 1948 gebautes Haus, das in Sachen Komfort und Energieeffizienz einiges zu wünschen ließ. Doch das ist Geschichte: Heute produziert das Gebäude über das Jahr gesehen mehr Energie als für Heizung, Warmwasser und Haushaltsstrom benötigt wird.

Das Plusenergiehaus ist das Ergebnis einer aufwändigen Sanierung, in die Nussers viel Zeit, Nerven und Arbeit investiert haben. Dieses Engagement wurde jüngst mit dem dritten Platz im Wettbewerb "Sanierungshelden" der Deutschen Energieagentur Dena in der Rubrik Gesamtsanierung belohnt. EnBauSa.de hat den Wettbewerb journalistisch begleitet und in einem zweiwöchigen Roadtrip zwölf Sanierungshelden in vier Bundesländern besucht. In lockerer Folge stellen wir vor, was die Gebäude und ihre Bewohnerinnen und Bewohner auszeichnet.

Erster Schritt: Dämmung der Gebäudehülle

Dass das Haus der Nussers über 60 Jahre alt ist, ist ihm heute kaum noch anzusehen. "So mancher hat es schon für einen Neubau gehalten", berichtet Katrin Nusser. Ein kleiner zweigeschossiger Anbau verschwand, dafür wurde an anderer Stelle ein eingeschossiger hinzugefügt, um eine zeitgemäße Wohnraumgestaltung mit größeren Räumen und Sichtachsen zu ermöglichen. Außerdem war der Familie wichtig, viel Tageslicht zu haben.

Die Zwischensparrendämmung wurde durch 16 Zentimeter Aufsparrendämmung mit einer Wärmeleitfähigkeit von 0,023 W/m²*K ersetzt, die Außenwände mit 16 Zentimetern Mineralwolle (0,035 W/mK) gedämmt und mit einem mineralischen Putz versehen.

Der neue Anbau entstand in Holzständerbauweise. Die vorhandenen Ein- und Zweischeibenfenster wurden durch Kunststofffenster mit einer energiesparenden Dreifachverglasung ersetzt. Für die Lüftung sorgt eine zentrale Lüftungsanlage mit Wärme- und Feuchterückgewinnung. Insgesamt erfüllt die Gebäudehülle den KfW-70-Standard.

Zweiter Schritt: Effiziente Heizungstechnik

Doch eine energieeffiziente Gebäudehülle allein reichte den Nussers nicht. "Uns war von Anfang an klar, dass wir weg wollen von fossilen Energieträgern", berichtet Tobias Nusser. Daher entschied sich das Paar dafür, eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach mit einer Wärmepumpe zu kombinieren.

Und nicht nur das: Auf dem Dach fanden neben den PV-Modulen auch Solarabsorber Platz, und im Vorgarten wurde ein 10 Kubikmeter fassender Betonbehälter mit einem integrierten Wärmetauscher als Eisspeicher vergraben, in dem Umweltwärme von den Solarabsorbern gespeichert werden kann. Hinzu kommt ein 750 Liter fassender Pufferspeicher und ein 350-Liter-Warmwasserspeicher. In dieser Konstellation kann die Sole-Wasser-Wärmepumpe sehr effizient arbeiten. 

Plusenergie-Rechnung ist aufgegangen

Gleich im ersten Jahr nach der Sanierung ist die Rechnung von Tobias Nusser, der in einem Stuttgarter Planungsbüro für energieeffiziente Gebäude arbeitet, aufgegangen. 4770 Kilowattstunden Stromverbrauch für Heizung, Warmwasser, Lüftung und Haushalt stehen in der Jahresbilanz 5680 Kilowattstunden Stromerzeugung durch die PV-Anlage gegenüber. Macht ein Plus von 910 Kilowattstunden.

Allerdings entsteht im Sommer ein deutlicher Überschuss an PV-Strom. Im Winter dagegen ist der Strombedarf größer als die Erzeugung, da die Solarthermieanlage weniger Umweltenergie liefert und die Wärmepumpe mehr Strom benötigt, um die erforderlichen Temperaturen bereitzustellen. Unter dem Strich, so hat Nusser ausgerechnet, betragen die monatlichen Betriebskosten Energie rund 20 Euro. Die Gesamtsanierungskosten beziffert der Bauherr auf 1.700 Euro je Quadratmeter ohne Fördergelder bei einer Bezugsfläche von 175 Quadratmetern Wohnfläche.

Kaum beziffern lässt sich der deutliche Komfortgewinn. Die Flächenheizung und die dichte Gebäudehülle sorgen für eine hohe Behaglichkeit, so Kathrin und Tobias Nusser, und die kontrollierte Wohnraumlüftung für eine durchgehend gute Luftqualität. Und schließlich brachte die Sanierung auch so manche Erfahrung und so manches Erlebnis mit sich, das die beiden nicht missen möchten. Mehr dazu lesen Sie in der Sanierungsgeschichte unter https://story.dena.de/plus-machen/. von Silke Thole

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