Quelle: DEUTSCHE ROCKWOOL

Studie zur Wirtschaftlichkeit von wärmedämmenden Maßnahmen

Rentabilität von Sanierung hängt an vielen Variablen

Viele Stellschrauben sind bei der Berechnung der Wirtschaftlichkeit denkbar. © B. Baumann

Das Forschungsinstitut für Wärmeschutz hat eine Studie mit Berechnungen zur Wirtschaftlichkeit von Dämm-Maßnahmen vorgelegt.

Im Rahmen der Berliner Energietage stellte Professor Andreas Holm vom Forschungsinstitut für Wärmeschutz e. V. München (FIW) eine aktuelle Studie im Auftrag des Gesamtverbandes Dämmstoffindustrie (GDI) zur Wirtschaftlichkeit von Wärmedämm-Maßnahmen vor. Anlass der Studie war die Beobachtung, dass unterschiedliche und nach Ansicht der Autoren unzureichende Angaben zur Amortisationszeit energetischer Maßnahmen beim Gebäudebau häufig zu kontroversen Diskussionen in der Öffentlichkeit führten und somit zu Unsicherheiten und teilweise ablehnender Haltung gegenüber der energetischen Sanierung.

Die Kosten für eine energetische Sanierung werden zum Hindernis, wenn den Eigentümern oder Investoren die finanziellen Möglichkeiten zur Umsetzung der Maßnahmen fehlen oder diese wirtschaftlich nicht sinnvoll scheint, so Holm. Neulich sei er auf den Satz gestoßen "Jeder kann sich's hinrechnen wie er will" – das sei erst mal richtig, denn es gebe ganz verschiedene Stellschrauben, je nachdem wie man sie drehe kommt man zu verschiedenen Ergebnissen.

Viele Variablen sind bei Amortisation relevant

Eine Vielzahl von Variablen beeinflusse die Amortisationszeit einer energetischen Sanierungsmaßnahme, die sollten in zukünftigen Berechnungen nun besser berücksichtigt werden. Es stelle sich grundsätzlich bei allen energiesparenden Maßnahmen die Frage, ob sich die im Moment der Bauerstellung oder Sanierung aufzubringenden Mehrkosten durch eine Reduzierung der Heizkosten im Laufe des Nutzungszeitraums des Gebäudes wieder einspielen lassen.

Die derzeitigen Aussagen über die Wirtschaftlichkeit solcher Maßnahmen unterscheiden sich aber teilweise stark voneinander, so ein Ergebnis der Studie, je nach Berechnungsansatz gelange man zu unterschiedlichen Aussagen über die Amortisation einer energieeinsparenden Maßnahme. Die bisherigen Berechnungsmethoden seien häufig nicht genau oder unvollständig. Könnten einfache Ansätze nicht umgangen werden – sei es wegen fehlender Parameter oder weil der finanzielle Aufwand in Bezug zur Maßnahme nicht angemessen wäre – so räumen die Autoren der Studie ein, müsse dann aber eine offene Darlegung der getroffenen Vereinfachungen und eine ehrliche Diskussion der sich daraus abzuleitenden Konsequenzen stattfinden.

Im Rahmen der Studie wurden die einzelnen Maßnahmen in der Berechnung jeweils für sich betrachtet, also Dämmung der Fassade, des Daches (Steil- und Flachdach), der Kellerdecke, und der obersten Geschossdecke (begehbar und nicht begehbar). Die Studie zeigt den Einfluss verschiedener Kenngrößen auf die Bewertung der Wirtschaftlichkeit und Rentabilität der jeweiligen Sanierungsmaßnahme.

Dabei schlägt Holm eine stochastische Berechnung statt einer deterministischen vor, das heißt, in die Berechnung fließen alle variablen Randbedingungen mit ein: der U-Wert im Bestand, Außen- und Innenklima, der energetische Zustand der anderen Bauteile sowie Standort und Wetter. Innerhalb Deutschlands sind die klimatischen Bedingungen beispielsweise schon recht unterschiedlich, im Fichtelgebirge etwa sei es im Durchschnitt am kältesten. Dazu kommen die finanziellen Randbedingungen, die tatsächlichen Sanierungskosten, Kreditkosten und Laufzeiten sowie die beabsichtigte Nutzungsdauer. Unstete Parameter wie Energiepreis und Energiepreissteigerung sowie Realzinsentwicklung sind dabei ebenso wichtige Parameter für die Berechnung. Genaue Aussagen zur Wirtschaftlichkeit könnten nur dann gegeben werden, wenn die Eingabedaten hinreichend bekannt sind, so die FIW-Wissenschaftler.

Bisher wurde der Aspekt der statistischen Variation von Eingabeparametern bei der Berechnung konsequent ausgespart. Hier müsse ein Paradigmenwechsel in der Wirtschaftlichkeitsberechnung erfolgen. Mit dem stochastischen Konzept könne, so Holm, die Sensitivität bestimmter Eingabedaten und die Unsicherheitsbereiche von Wirtschaftlichkeitsberechnungen energetischer Sanierungsmaßnahmen ermittelt werden. Die Amortisationszeit sollte aufgrund des starken Einflusses unsicherer Randbedingungen wie etwa der Energiepreisentwicklung in Zeiträumen angegeben werden. Mit diesem Ansatz haben die FIW-Wissenschaftler die Amortisationszeiten der Dämmmaßnahmen errechnet. In den Berechnungen werden dabei nur die rein energetisch bedingten Sanierungskosten betrachtet.

Die Wissenschaftler wenden in der Studie das Mehrkosten-Nutzen-Verhältnis an, also das Verhältnis der Mehrkosten infolge eines verbesserten Wärmeschutzes zur jährlichen Heizenergieeinsparung, das die energiebedingten Kosten pro jährlich eingesparter Kilowattstunde Heizenergie beschreibt.

Amortisation ist bei schlechter Ausgangslage einfacher

Ein Fazit der Studie: Je kleiner das Mehrkosten-Nutzen-Verhältnis, desto effektiver die Dämmmaßnahme. Für eine Außenwanddämmung mit einem Wärmedämmverbundsystem entsprechend den EnEV-Anforderungen ergibt sich laut Studie ein großer Schwankungsbereich der Amortisationszeit. Je schlechter der energetische Ursprungszustand der Wand, desto schneller amortisiert sich die Fassadendämmung. Bei Außenwänden, die vor der ersten Wärmeschutzverordnung 1977 errichtet worden sind, ergibt sich eine Amortisationszeit zwischen 4 und 10 Jahren. Am wahrscheinlichsten sind 6 Jahre. Bei Gebäuden die von 1977 bis 1995 gebaut wurden amortisiert sich nach Berechnung aus der Studie die nachträgliche Dämmung in der Regel zwischen 9 und 22 Jahren, typischerweise nach 15 Jahren.

Allgemein könne man sagen, so Holm, dass die mittlere Amortisationszeit deutlich unter der Lebensdauer eines Bauteils liege. Weiterhin sei aber immer noch der große Einfluss des Nutzers auf die Effizienz des Gebäudes zu beachten, der mit seinem Heiz- und Lüftungsverhalten den Energieverbrauch mitbestimmt. Und neben den rein ökonomischen Aspekten sind natürlich auch weiterhin Faktoren wie Erhöhung und Behaglichkeit einer Immobilie zu berücksichtigen. Nicole Allé

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