Quelle: DEUTSCHE ROCKWOOL

Wolfgang Feist: "Förderpolitik an Energieeinsparung orientieren"

Mehrkosten für Passivhaus im Neubau sinken

Das Haus Hild erhielt als Passivhaus eine Auszeichnung der Dena. Bild: Dena

Passivhäuser gelten häufig noch als edel und exklusiv. Im Neubau ist durch verschärfte Energieeinsparverordnungen der Abstand bei den Kosten geringer geworden und teilweise nicht mehr spürbar.

Der Bau eines Passivhauses gilt häufig noch als edel und exklusiv. "Es ist aber nicht teuer, wenn man etwas Übung hat", betont Wolfgang Feist, Leiter des Passivhaus Instituts.

Ob es mehr kostet, ein Passivhaus zu bauen, wie hoch diese Mehrkosten sind und wie sie sich durch geringere Heizkosten kompensieren lassen, ist ein viel diskutiertes Thema. Einen wirklichen Kostenvergleich zu erstellen ist häufig schwierig. Notwendig sei es dazu, gebaute Objekte zu vergleichen, fordert Feist: "Wir wissen aufgrund realisierter Häuser in Frankfurt oder auch Innsbruck, dass wir ökonomisch ohne weiteres mit dem Passivhausstandard eine vernünftige Alternative darstellen." In Bayern seien eine ganze Reihe von Objekten entstanden, bei denen man von Mehrkosten gar nicht rede, sie liegen unter den Referenzkosten der Bayrischen Bauverwaltung mit realisiertem Passivhausstandard.

Projektleiter Elmar Draxl von der Neuen Heimat Tirol hat in der Planungsphase für das Lodenareal die Kosten für ein Niedrigenergiehaus mit einem Heizenergiebedarf von 35 kWh/m2 und einem Passivhaus verglichen und kam bei einem Gesamtvolumen von 52 Millionen Euro auf ein Plus von zirka 11 Prozent. Die kämen zum großen Teil der heimischen Wirtschaft zugute, argumentiert er. Das Passivhaus-Kompendium spricht in der aktuellen Ausgabe bei massiv gebauten Passivhäusern von 9 Prozent Mehrkosten im Vergleich zum Standardbau. Ähnliche Zahlen gibt Zukunft Altbau an, ein Beratungsangebot des Umweltministeriums Baden-Württemberg.

Schwierig sei teilweise die Zuweisung der Kosten zur Passivhausbauweise, meint Feist. So lagen die Investitionskosten beim Bau des Sophienhof in Frankfurt, dem bislang größten Passivhauskomplex in Deutschland mit 149 Miet- und Eigentumswohnungen um 4,6 Prozent höher als bei konventioneller Bauweise. "Die nächsten Projekte waren teurer, aber beispielsweise deshalb, weil man sich für Fußbodenheizung entschieden hat", sagt Feist.

Bei der Sanierung von Altbau gibt es derzeit noch weniger Erfahrung als im Neubau, aber auch dort wurden mittlerweile einige hundert Projekte mit Passivhauskomponenten realisiert. Hier sei die generelle Zielsetzung, dass man sich das Objekt anschaut und entscheidet welche Komponenten man verwendet. In der Regel lassen sich Passivhauskomponenten einsetzen. "Das Ziel ist nicht die Erreichung von Standards, sondern das möglichst effiziente Einsparen von Energie", betont Feist.

Deshalb hat er auch nur wenig Probleme mit Ansätzen, die teilweise mit dem Passivhaus konkurrieren wie Sonnenhäusern. Entscheidend ist aus Feists Sicht aber die Effizienz. So sei Sonnenenergie in hiesigen Breiten relativ teuer. Auch beim Einsatz Erneuerbarer Energie wie Biomasse sei Effizienz entscheidend: "Wenn ich das Standard-Passivhaus umsetze, dann reichen die in Deutschland verfügbaren Biomassepotenziale um das Land zu versorgen", rechnet Feist vor.

Einer der Kostenfaktoren beim Passivhausbau sei im Moment noch die mangelnde Erfahrung der Architekten, sagt Feist: "Die meisten Architekten bauen das erste Mal und lernen während des Bauprozesses." Um die Lernkurve steiler zu machen, gibt es seit Oktober 2009 in ganz Europa Kurse zum zertifizierten Passivhaus-Planer. Die Resonanz sei enorm, im ersten halben Jahr habe man bereits 600 Zertifikate ausgestellt, berichtet Feist.

Als Faktor, der das Bauen teuer macht nennt Feist auch Mitnahmeeffekte durch die derzeit geltende Förderpolitik. "Wir schlagen vor, die Förderung nicht an den abgerechneten Kosten festzumachen, sondern an nachgewiesenen Energieeinsparungen. Das darf dann nicht mehr sein als 50 Prozent der Kosten", meint Feist. Das würde dazu führen, dass Bauherren wieder stärker danach schauen, ob die Preise für die abgerechneten Leistungen stimmen. Bauherren bezahlten Sanierung zu teuer und ließen sich das gefallen, weil sie die Förderung bekommen. Eine Debatte zu der Frage, wie man Förderpolitik so ändern kann, dass es diese Mitnahmeeffekte nicht mehr gibt will Feist auf der Passivhaustagung in Dresden anstoßen. pgl

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