Quelle: DEUTSCHE ROCKWOOL

Plusenergie ist nicht nur etwas für Architektenhäuser

Kraftwerke aus dem Fertighauskatalog

Satteldach mit PV ist bei Plusenergiehäusern die Regel. © Weberhaus

Vier von sieben Fertighausherstellern haben im Programm Effizienzhaus Plus eine positive Energiebilanz erreicht.

Sieben Fertighaushersteller haben im Programm "Effizienzhaus Plus" des Bundeswirtschaftsministeriums den Hut in den Ring geworfen. Vier davon haben es geschafft, dass ihre zweistöckigen Einfamilienhäuser nicht nur auf dem Papier, sondern auch nach den Messungen mehr Energie abgeben als aufnehmen.

Erwartungsgemäß haben alle Hersteller Photovoltaik aufs Dach und eine Wärmepumpe in den Technikraum gepackt, um das Plus an Energie zu erreichen. Eine Gemeinsamkeit der drei Anbieter, deren Häuser im Schnitt der zwei Messjahre ein nennenswertes Endenergie-Plus liefern, ist außerdem eine mechanische Lüftung mit Abluft-Wärmerückgewinnung (Schwörerhaus mit +13,9, Bien-Zenker mit +11,3 und Elbe-Haus mit +10,8 kWh/m²a beheizte Fläche). Schwörerhaus setzt zusätzlich die Wärmepumpe ein, um der Abluft weiter Wärme zu entziehen. Die meisten anderen Hersteller verwenden dafür lediglich die Umgebungsluft, während drei davon stattdessen oder zusätzlich auf Erdwärme setzen.

Schwörerhaus und Elbe-Haus haben ihren Gebäuden nicht nur Solarmodule, sondern auch -kollektoren spendiert, nutzen also die Sonne auch zur direkten Warmwasserbereitung, Elbe-Haus auch zur Raumheizung. Fingerhaus und Luxhaus verwöhnen die Bewohner mit einer Kühlfunktion der Wärmepumpe. Eine Speicherbatterie setzen vier Anbieter ein - sie ist aber weder notwendig noch hinreichend, um ein Energie-Plus zu erreichen: Weberhaus mit der zweitschlechtesten Energiebilanz (-4,1 kWh/m²a) hat eine Batterie, Schwörerhaus mit der besten Bilanz nicht.

Diese beiden Hersteller überraschen auch mit einem weiteren Ausstattungsdetail: Sie sind die einzigen ohne Fußbodenheizung. Beide nutzen die Lüftungsanlage, ergänzt durch elektrische Heizelemente, um die Wärme in die Räume zu bringen.

Meist Satteldach und Holzfachwerk

Weitgehend einig waren sich die Gestalter dagegen beim Dach: Bis auf eine Ausnahme haben sich alle für ein Satteldach entschieden, wenn auch mit kleinen Abwandlungen. Konformität auch bei der Wandkonstruktion: sechsmal Holz-Fachwerk, einmal Porenbetonsteine (Elbe-Haus). Bei der Wärmedämmung der Außenwände ergibt sich, unabhängig von der Wandkonstruktion, eine Zweiteilung: Drei Häuser erreichen einen U-Wert von 0,12 W/m²K oder besser, der Rest ist bei 0,15 W/m²K oder schlechter. Den KfW-40-Standard schafft nur Bien-Zenker.

Der Photovoltaikertrag, bezogen auf den Quadratmeter beheizte Fläche, bewegt sich bei den meisten Häusern zwischen 40 und 60 Kilowattstunden pro Jahr. Spitzenreiter ist Bien-Zenker, wo in beiden Messjahren etwas über 70 Kilowattstunden pro Quadratmeter gewonnen wurden. Das Luxhaus-Gebäude dagegen erreicht die 40-Kilowattstunden-Marke beide Male nicht.

Vor kurzem hat das Fraunhofer-Institut für Bauphysik (IBP), das alle Messungen koordiniert, auch Werte für den PV-Eigennutzungsgrad bekanntgegeben. Demnach gelingt es in allen Fertighäusern zumindest in einem der beiden Messjahre, den Mittelwert aller 19 Einfamilienhausprojekte - darunter also auch viele Architektenhäuser - zu übertreffen, der bei 27 Prozent liegt. Bei Hufhaus und Weberhaus können übers Jahr sogar fast 50 Prozent des Photovoltaikstroms im Gebäude genutzt werden; beide sind mit einer Speicherbatterie ausgerüstet. Luxhaus knackt immerhin die 40-Prozent-Marke, obwohl bei diesem Haus keine Batterie eingesetzt wird. Hilfreich dürfte hier die Kühlungsfunktion der 95 Meter tiefen Erdwärmesonden sein, mit der sich der im Hochsommer reichlich vorhandene Photovoltaikstrom sinnvoll verwenden lässt.

Autarkiegrad bis 50 Prozent auch ohne Batterie

Auch einen "Autarkiegrad" haben die Fraunhofer-Forscher um Antje Bergmann ausgerechnet. Sie verstehen darunter den Deckungsanteil des Endenergiebedarfs, der mit selbst erzeugtem Photovoltaikstrom erreicht wird. Die durch Solarthermie gewonnene Energie bleibt offenbar unberücksichtigt - warum auch immer. Hier ist es ebenfalls nicht so, dass eine Speicherbatterie eine notwendige oder hinreichende Voraussetzung für eine hohe Autarkie wäre: Der Spitzenreiter ist mit einem PV-Deckungsanteil von gut 50 Prozent das Gebäude von Hufhaus, in dem eine 13,2-Kilowattstunden-Batterie ihren Dienst tut. Aber fast 50 Prozent schafft auch das Gebäude von Elbe-Haus - ganz ohne Batterie.

Die Baukosten (Kostengruppen 300 und 400) liegen bei drei Gebäuden um 2.500 Euro/m² beheizte Fläche. Bei Fingerhaus und Weberhaus kommt man mit unter 1.800 Euro/m² aus. Allerdings ist das Weberhaus-Gebäude nach den Messungen gar kein Plusenergiehaus, und bei Fingerhaus erbrachte nur das zweite Messjahr ein Plus. Schwörerhaus kalkuliert mit 3.241 Euro/m²; noch deutlich teurer ist Bien-Zenker, wo 4.645 Euro/m² verlangt werden. Und das sind keine Phantasiepreise: Weberhaus, Hufhaus und Bien-Zenker haben auf Anfrage bestätigt, dass man ihre Häuser zu den in den "erweiterten Steckbriefen" des Ministeriums genannten Preisen tatsächlich bestellen kann, falls nicht örtliche Verhältnisse die Kalkulationsgrundlage verändern.

Interessant sind die Mehrkosten für die Effizienzhaus-Plus-Ausrüstung, die einige Hersteller angegeben haben. Auch dabei zeigt sich eine erhebliche Spannweite. Bei Elbehaus sind es 51.800 Euro, bei Hufhaus 96.899 Euro, bei Luxhaus 90.000 Euro und bei Weberhaus 45.000 Euro. von Alexander Morhart

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