Quelle: DEUTSCHE ROCKWOOL

Holzfensterbauer müssen Dämmstoffe integrieren

Holzfenster haben eine Zukunft

Kneer hat seine Holzfenster HF-90-WD durch im Rahmen integrierte Luftkammern optimiert. © Kneer GmbH

Das Institut für Fenstertechnik Rosenheim hat untersucht, wie Holzfensterprofile den voraussichtlichen Anforderungen der EnEV 2012 genügen können. Die gute Nachricht: Auch in Zukunft müssen Bauherren nicht auf Holzfenster verzichten.

Auch in Zukunft müssen Bauherren nicht auf Holzfenster verzichten. Das bestätigt Benno Bliemetsrieder, der am Institut für Fenstertechnik (ift) in Rosenheim das Forschungsprojekt "Holzfenster 2012: Nachhaltige Optimierung von Holzfensterprofilen zur Erreichung der Anforderungen der EnEV 2012" geleitet hat. Ziel war es, Konzepte für eine Optimierung des Wärmeschutzes von Holzfensterprofilen sowie Umsetzungsvorschläge zu erarbeiten, die auch alle fenstertechnischen und gestalterischen Anforderungen berücksichtigen. "Nach unseren Erkenntnissen sind mit Holzfenstern künftige energetische Anforderungen erfüllbar", zieht Bliemetsrieder ein Fazit. Dem Verband der Fenster- und Fassadenhersteller VFF zufolge beträgt der Marktanteil von Holzfenstern derzeit rund 17 Prozent, knapp 58 Prozent der neu eingebauten Fenster sind Kunststofffenster.

Aktuell fordert die Energieeinsparverordnung (EnEV) im Falle der Sanierung von Bestandsgebäuden für das Bauteil Fenster einen Wärmedurchgangskoeffizient, das heißt einen Uw-Wert, von 1,3 W/(m2K). Für die nächste Stufe der Verordnung, mit der Gerüchten zufolge wohl erst 2013 statt 2012 zu rechnen ist, wird eine Verschärfung der Anforderungen auf einen Uw-Wert im Bereich zwischen 0,9 bis 1,1 W/(m2K) erwartet. Daher wurde dieser Bereich als Zielsetzung für das Forschungsprojekt Holzfenster 2012 festgelegt. 

Die KfW setzt in bestimmten Förderprogrammen bereits heute für die Erneuerung von Fenstern einen Uw-Wert voraus, der kleiner als 0,95 W/(m2K) ist. Das gilt etwa für die Programmnummer 430 "Zuschuss Selbstfinanzierer". "Auf dem Markt gibt es bereits vermehrt Holzfensterkonstruktionen zahlreicher Hersteller mit Rahmenstärken von 80 bis 90 Millimeter und 3-fach Isolierglas, die diese Anforderungen erfüllen", so Bliemetsrieder im Gespräch mit EnBauSa.de. Als neuen Standard sehen er und seine Kollegen am ift Rosenheim eine Rahmendicke von mindestens 90 Millimetern in Verbindung mit 3-fach Mehrscheibenisolierglas an.

Wichtig bei der Entwicklung solcher Systeme ist unter anderem eine laufende Abstimmung der Fensterbauer mit Beschlagherstellern. Denn schließlich müssen die Beschläge aufgrund der hohen Gewichte der hochwärmedämmenden Holzfenster enormen Belastungen standhalten. Die Entwicklungen in diesem Bereich sind laut Bliemetsrieder jedoch positiv: "Die Beschlaghersteller haben bereits auf die Entwicklungen im Holzfensterbereich reagiert und bieten Produkte für die hohen Lasten an." Bliemetsrieder stützt seine Aussagen auf Dauerfunktionsprüfungen mit Dreh- und Kippbewegungen, die im Rahmen des Forschungsprojektes an Großelementen mit besonders schwerem 3-fach Mehrscheibenisolierglas (3x6 Millimeter Floatglas) durchgeführt wurden.

Die nächste Hürde der EnEV werden reine Massivholzfenster also nehmen können. Bei weiteren Verschärfungen der Anforderungen, die ab 2015 erwartet werden, stoßen sie jedoch an ihre Grenzen. Laut ift Rosenheim sind ausgehend von einer Rahmendicke von 90 Millimetern und dem Einsatz von Hölzern wie Fichte oder Lärche bei einem angenommenen U-Wert der Verglasung von 0,7 W/(m2K) maximal U-Werte für das gesamte Fenster zwischen 0,9 und 0,95 W/(m2K) erreichbar. Wird Eiche eingesetzt, sind bei gleichen Annahmen sogar nur U-Werte von 1,00 W/(m2K) realisierbar. Erwartet wird dass 2015 für die Sanierung von Bestandsgebäuden für das Bauteil Fenster ein Wärmedurchgangskoeffizient von Uw= 0,8 W/(m2K) festgeschrieben wird.

Um diese Anforderungen zur erfüllen, sind daher neue Konzepte nötig. So kann durch die Integration von Dämmstoffen in die Blendrahmen herkömmlicher Konstruktionen bei relativ geringem Aufwand eine deutliche Verbesserung der U-Werte erreicht werden. Gleiches gilt für die Verwendung von chemisch oder thermisch modifizierten Hölzern. Die Verbesserungen fallen je nach verwendeter Holzart und dem verwendeten Dämmstoff unterschiedlich aus, berichtet das ift in seinem Abschlussbericht zum Forschungsprojekt "Holzfenster 2012", der für 39 Euro erhältlich ist. 

Letztlich werden die Fensterbauer aber wohl nicht an einem breiteren Einsatz von Dämmstoffen als komplette Vorsatzschalen an Flügel- und Blendrahmen oder in Integralkonstruktionen vorbei kommen. Denn nur dadurch lassen sich den ift-Forschern zufolge erhebliche Verbesserungen erzielen, mit denen auch die energetischen Anforderungen der Energieeinsparverordnungen nach 2012 erfüllt werden können.

von unserer Redakteurin Silke Thole

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