Quelle: DEUTSCHE ROCKWOOL

Ziel sind verlässliche Materialkennwerte und Messverfahren

Forscher untersuchen pflanzliche Dämmstoffe

Materialkennwerte sollen die Baugenehmigungen beim Einsatz nachwachsender Rohstoffe erleichtern. © Isocell

Das Projekt "NawaRo-Dämmstoffe" zielt darauf ab, Materialkennwerte zu ermitteln und Messverfahren zu entwickeln, mit deren Hilfe pflanzliche Dämmstoffe künftig Baugenehmigungsverfahren deutlich einfacher durchlaufen können. Auch das Projekt "StaR-Dämm" wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) gefördert. Projektträger ist die Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR).

Im Verbund "NawaRo-Dämmstoffe" wollen insgesamt zwölf Forschungseinrichtungen, dreizehn Industriepartner und drei Verbände unter Koordination des Fraunhofer-Instituts für Holzforschung (WKI) Materialkennwerte ermitteln und Messverfahren entwickeln. Die Partner planen außerdem die Ermittlung von Nachhaltigkeitskennwerten, um potenzielle Zusatznutzen in diesem Bereich noch besser zu belegen.

Im Arbeitsbereich Brandschutz wollen die Forscher Daten ermitteln, um die Feuerwiderstandsdauer von Konstruktionen mit biobasierten Dämmstoffen berechnen zu können. Die Möglichkeit der Berechnung würde das Genehmigungsprozedere deutlich vereinfachen, denn aktuell müssen Bauplaner und Architekten für den Feuerwiderstandsnachweis aufwändige Bauteilprüfungen durchführen. Zudem plant das Forscherteam die Entwicklung eines Konzeptes für ein biobasiertes Wärmedämmverbundsystem, das der Baustoffklasse B1 entspricht, also "schwer entflammbar" ist. Dieses könnte auch in der Gebäudeklasse 4 und 5 zum Einsatz kommen und damit breitere Anwendungsbereiche erschließen. Vorgesehen ist schließlich ein Brandschutzleitfaden für diese Gebäudeklassen, der dem besonderen Brandverhalten der pflanzlichen Materialien, etwa dem Glimmen, Rechnung trägt.

Im Arbeitsbereich Wärmeschutz steht die Untersuchung der Wärmeleitfähigkeit in Abhängigkeit unterschiedlicher Feuchtigkeitsgehalte auf der Agenda. Mit den Ergebnissen könnten die zum jetzigen Zeitpunkt pauschal gewählten Feuchtezuschläge für nachwachsende Dämmstoffe korrigiert werden. Für den Wärme- und Schallschutz ist außerdem die Neu- bzw. Weiterentwicklung von Messverfahren geplant, um die entsprechenden Materialeigenschaften einfacher nachweisen zu können. Für den Schallschutz sollen außerdem, ähnlich wie für den Brandschutz, grundlegende Daten ermittelt werden, um die Eigenschaften in diesem Bereich berechnen zu können und nicht mittels aufwändiger Bauteilprüfungen nachweisen zu müssen.

Ein weiteres Ziel des Forschungsverbundes ist es, Daten für die Nachhaltigkeitsbewertung der Dämmstoffe bereit zu stellen. Die Forscher wollen dabei auch die Fähigkeit der organischen Materialien untersuchen, Schadstoffkonzentrationen in der Raumluft zu minimieren.

Und im Projekt "StaR-Dämm" setzen die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und das Thünen-Institut für Holzforschung (TI) auf Fachdialoge und Öffentlichkeitsarbeit, um bestehende Hemmnisse zu identifizieren, Lösungsvorschläge zu erarbeiten und Informationen zu vermitteln. So sind Fachdialoge mit Experten aus Wissenschaft, Praxis, Politik und Verbänden geplant. Ziel ist es, strukturelle Hemmnisse gegenüber den nachwachsenden Produkten zu identifizieren, Lösungsvorschläge zu entwickeln und Informationsdefizite abzubauen. Zu diesem Arbeitspaket gehöre auch die Bereitstellung wissenschaftlich fundierter, umfassender und allgemein-verständlicher Ökobilanzen der verschiedenen Dämmprodukte, berichtet die FNR. Das TI bringe hierzu Erkenntnisse aus dem Forschungsverbund "NawaRo-Dämmstoffe" ein.

Zum anderen wollen die StaR-Dämm-Projektpartner im Arbeitspaket "Gesellschaftlicher Dialog" breitere Schichten mit Interesse am Thema aber einer geringeren fachlichen Qualifikation ansprechen. Bestehenden Vorurteilen und Informationslücken soll gezielt begegnet werden.

An Bauherren und alle am Thema Interessierten richtet sich auch die Marktübersicht Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen der FNR, die aktuell in der 9. überarbeiteten Auflage erschienen ist. Sie enthält neben den bewährten Produktübersichten zu 13 verschiedenen Rohstoffgruppen – von Flachs bis Zellulose – viele nützliche Informationen, beispielsweise zur Bauphysik, zum Einsatz bei Sanierungen und zur Innenwanddämmung. 

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