Quelle: DEUTSCHE ROCKWOOL

Nachhaltige Platten sollen innen und außen einsetzbar sein

Forscher entwickeln Dämmplatten aus Papierabfällen

Dämmplatten aus Papierabfällen werden seit Sommer im Rahmen eines EU-Projektes entwickelt. Auch zwei deutsche Forschungsinstitute sind beteiligt.

Im Rahmen des EU-Projekts BRIMEE entwickeln seit dem 1. Juli 2013 14 Partner aus Forschung, Industrie und Architektur aus Europa und Israel Dämmplatten aus nanokristalliner Zellulose, die in Form eines Verbundsystems an der äußeren und inneren Gebäudefassade befestigt werden. Aus Deutschland sind das Fraunhofer-Institut UMSICHT (Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik) und die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung beteiligt. Das besondere an den Dämmplatten, die sowohl innen als auch außen für die Dämmung zur Anwendung kommen sollen: Bei der Herstellung wird auf Papierabfälle zurückgegriffen.

Jedes Jahr fallen in Europa etwa 11 Millionen Tonnen Papierfaserschlamm in der Papier- und Zellstoffindustrie als Abfall an, heißt es in einer Pressemitteilung. Im Projekt BRIMEE dient dieser Papierfaserschlamm als Rohmaterial zur Herstellung isolierender Schäume. Die Methode zur chemisch-mechanischen Vorbehandlung und Weiterverarbeitung des Papierfaserschlamms wurde an der Hebrew University of Jerusalem mit der Firma Melodea Ltd. in Israel entwickelt, berichtet Dr. Stephan Kabasci, Leiter des Vorhabens bei Fraunhofer UMSICHT. "Durch die Vorbehandlung entsteht eine geleeartige Suspension aus nanokristalliner Cellulose. In diesem Prozessschritt lassen sich außerdem zielgerichtet diverse Zuschlagstoffe, sogenannte Additive hinzufügen, beispielsweise zum Flammschutz oder zur Erhöhung der Stabilität." Anschließend wird der Cellulosebrei in eine Form gefüllt, eingefroren, entwässert und in fertige Dämmelemente verarbeitet. "Auf diese Weise kann unser Projektpartner Melodea im Pilotmaßstab bereits Schaumplatten in der Größenordnung von Postkarten erzeugen", so Kabasci.

Eine wesentliche Aufgabe des Projekts BRIMEE – die Abkürzung steht für "Cost-effective and sustainable Bio-Renewable Indoor Materials with high potential for customisation and creative design in Energy Efficient buildings" – ist es, den Herstellungsprozess auf einen größeren Maßstab zu skalieren. "Wir wollen der Bauindustrie künftig Dämmplatten anbieten können, die mindestens etwa 50 x 100 Zentimeter groß sind", erklärt Kabasci.

Die Dämmplatten selbst werden von anderen Projektpartnern so entwickelt, dass sie in Form eines Verbundsystems einsetzbar sind. "Da die Dämmplatten nach dem Baukastenprinzip funktionieren, eignen sie sich besonders gut zur Sanierung von Altbauhäusern", erklärt Stephan Kabasci. "Mit den Bauteilen aus nanokristalliner Cellulose wollen wir sowohl Außen- als auch Innendämmung von Gebäuden auf einfache, flexible und stabile Weise möglich machen."

Das Ziel der letzten Projektphase soll die vollständige Produktion erster Dämmplatten im vorindustriellen Maßstab sein, die an zwei Gebäuden in Spanien und in der Tschechischen Republik in der Praxis getestet werden. BRIMEE läuft vier Jahre und wird von der Europäischen Union im Rahmen des 7. Forschungsrahmenprogramms finanziell gefördert. 

In Europa haben etwa 10 Millionen Mehrfamilienhäuser, die vor 1975 gebaut wurden, einen zu hohen Energiebedarf. Diesen Gebäudebestand will die Europäische Kommission im Rahmen einer europaweiten Gebäudesanierung bis 2050 klimafreundlich modernisieren. Das EU-Projekt BRIMEE soll dabei helfen, das Ziel der europäischen Gebäudeenergieeffizienz-Richtlinie zu erreichen. Quelle: Fraunhofer UMSICHT / sth

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