Quelle: DEUTSCHE ROCKWOOL

Verband Privater Bauherren kritisiert mangelhafte EnEV-Umsetzung

Fast 50 Prozent der EnEV-Nachweise sind falsch

Der Verband Privater Bauherren hat untersuchen lassen, wie die gesetzlichen Vorgaben der Energieeinsparverordnung 2009 auf den Baustellen technisch umgesetzt werden.

Der Verband Privater Bauherren (VPB) hat untersuchen lassen, wie die gesetzlichen Vorgaben der Energieeinsparverordnung 2009 (EnEV) auf den Baustellen technisch umgesetzt werden und ob Bauherren tatsächlich den energetischen Standard bekommen, den das Gesetz vorschreibt. Das Ergebnis sei zwar besser ausgefallen als vor zwei Jahren, aber nach wie vor ernüchternd, so VPB-Vorstandsmitglied Klaus Kellhammer. "Von den politisch gewünschten Vorgaben sind deutsche Neubauten immer noch weit entfernt", berichtet er.

"Rund 30 Prozent aller Neubauten entsprechen überhaupt nicht den Anforderungen der Energieeinsparverordnung", sagt der Bausachverständige. Fast die Hälfte aller EnEV-Nachweise seien falsch berechnet. In 53,1 Prozent der untersuchten Fälle wurden die Berechnungen sowie die darauf basierenden Planungen zur Energieeinsparung auf der Baustelle technisch nicht korrekt umgesetzt. "Zum Beispiel werden häufig schlechtere Dämmstoffe verwendet, als den Berechnungen zugrunde lagen", kritisiert Kellhammer.

Ganz besonders beliebt sei es, Maßnahmen zur Aufbesserung der energetischen Werte in die energetischen Berechnungen einfließen zu lassen, ohne diese am Bau tatsächlich auszuführen. Spitzenreiter ist hier die oftmals fehlende geprüfte Dichtigkeit (Blower-Door-Test), gefolgt von besonderen Maßnahmen zur Vermeidung von Kältebrücken, die es erlauben einen verminderten Wärmebrückenzuschlag anzusetzen. Die Folge: Das neue Haus verbraucht mehr Energie als auf dem Papier versprochen.

Insgesamt hat das Institut Privater Bauherren (IPB) 5.231 Bauvorhaben untersucht, die von EnEV-Sachverständigen in den Regionalbüros des Verbands bundesweit betreut wurden. Die leichten Verbesserungen führt der VPB auf die inzwischen in vielen Fällen vorgeschriebene Sachverständigenberatung zurück. Wer Gelder der KfW-Bank beantragt, der muss sich in der Regel vom Bausachverständigen beraten lassen. "Das schlägt sich positiv nieder", erklärt Kellhammer. Die KfW habe hier die richtigen Konsequenzen gezogen.

 

Allerdings nutzt laut VPB fast jeder zweite Bauherr sein Haus, auch wenn es durchaus einen guten energetischen Zustand aufweist, wegen fehlender Informationen nicht energetisch optimal. Nicht einmal jeder vierte Bauherr werde über die energetischen Annahmen seiner Immobilie unterrichtet, was nicht verwunderlich sei, da rund drei Viertel aller Einfamilienhäuser heute schlüsselfertig gekauft werden. Kellhammer: "Diese Häuser sind bereits fix und fertig geplant, wenn der Käufer den Vertrag unterzeichnet, die spätere Anpassung an die Wünsche und Bedürfnisse der Bewohner beschränkt sich in der Regel auf die Auswahl von Böden und Fliesen. Eine Ausrichtung der Planung an den Heizgewohnheiten und Nutzungswünschen der zukünftigen Bewohner ist nicht üblich - und wird, so stellen wir beim VPB fest - von den Käufern bislang auch nicht nachgefragt." Dabei sei es entscheidend für die Berechnungen, wie eine Immobilie genutzt werden soll.

Für das energetische Feintuning sowie um Bauschäden zu vermeiden, müssten die zukünftigen Bewohner eines Hauses wissen, wo die Dämmungen verlaufen, welche Räume sie heizen, welche Türen sie geschlossen halten müssen - und vor allem, wie sie richtig lüften müssen. Ein modernes Haus brauche eine regelrechte Gebrauchsanweisung, so der VPB. 117bba

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