Quelle: DEUTSCHE ROCKWOOL

Gebäudeautomation kommt in der EnEV 2009 zu kurz

EU-Gebäuderichtlinie rückt Gebäudeautomation ins Licht

Gebäudeautomation steigert den Komfort und spart Energie. © Schüco

In nationalen Regelwerken zur Energieeffizienz steht vor allem die Dämmung im Vordergrund. Die EU-Gebäuderichtlinie mahnt zur Verstärkung der Gebäudeautomation.

Die im November 2009 verabschiedete Novelle der EU-Gebäuderichtlinie legt den Mitgliedsländern der Europäischen Union nahe, verstärkt auf die Gebäudeautomation als Mittel zur Erhöhung der Energieeffizienz von Gebäuden zu achten. Der Hinweis ist nötig, denn bislang ist die Gebäudeautomation in den nationalen Regelungen zur Energieeffizienz unterbelichtet, findet Peter Hug, Geschäftsführer des Fachverbandes Automation + Management für Haus + Gebäude im Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer VDMA.

So geht es in der Energieeinsparverordnung EnEV 2009 vornehmlich um die vernünftige Dämmung und effiziente, ressourcenschonende Energieversorgung von Gebäuden. Die Gebäudeautomation spielt darin kaum eine Rolle, obwohl Experten ihr ein hohes Energieeinsparpotenzial bescheinigen. "Vorgeschrieben ist lediglich eine außentemperatur- und zeitgesteuerte Heizungssteuerung, sprich eine automatische Nachtabsenkung", so Hug. 

Dabei kann mit der Automation der Gebäudetechnik relativ einfach und preiswert Energie gespart werden. Systeme zur Hausautomation erlauben die Einstellung von Temperaturen individuell für jeden Raum und abgestimmt auf den persönlichen Lebensrhythmus der Bewohner. Wird nicht nur die Heizung einbezogen, sondern auch andere gebäudetechnische Anlagen wie Verschattung, Fenster, Lüftung und Warmwasserbereitung, liegt das Energieeinsparpotenzial nach Angaben verschiedener Anbieter bei bis zu 30 Prozent.

Diese Information sei jedoch offenbar noch nicht zu den Hauseigentümern durchgedrungen. Derzeit führe sein Fachverband daher Gespräche mit dem Bundesbauministerium um herauszufinden, wie dieser Zustand verändert werden kann, berichtet Hug. Denn der Großteil des Potenzials der Gebäudeautomation liegt im Bestand und dort tun sich die Eigentümer mit Investitionen besonders schwer. Fördermöglichkeiten wie die KfW-Sonderförderung für Maßnahmen zur Optimierung der Wärmeverteilung bestehender Heizanlagen sind nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Der KfW-Zuschuss beträgt 25 Prozent der Kosten für die Optimierungsmaßnahme, wenn mehr als 100 Euro Kosten anfallen.

Da die Systeme zur Haus- und Gebäudeautomation bislang vor allem im Neubau-Bereich und hier vor allem in Nichtwohngebäuden zum Einsatz kommen, sind für die Hersteller die fetten Jahre zunächst vorbei. "Zwar kann die Branche im Jahr 2009 im Vergleich zu anderen Branchen relativ gut abschneiden, aber wir werden das hohe Niveau der vergangenen Jahre nicht halten können", so Hug. Er ist trotzdem optimistisch. "Die derzeit geforderten Verbrauchswerte von Gebäuden sind mit einer Kombination aus ein wenig Automatisierung, viel Dämmung und moderner Heiztechnik zu erzielen. In Zukunft jedoch geht es in Richtung Nullenergiehaus und das geht nicht ohne die letzten Reserven der Gebäudetechnik zu mobilisieren. Dann wird Gebäudeautomation zum Muß", so der Verbandsmann im Gespräch mit EnBauSa.de.

Für den stärkeren Einsatz in Bestandsgebäuden könnten künftig Funktechnologien sorgen. Dazu müssten diese jedoch zuverlässig arbeiten. Das ist nach Meinung von Manfred Riedel, Geschäftsführer von Riedel Automatisierungstechnik, derzeit noch nicht der Fall. "Funkbasierte Systeme sind für die Wohnungswirtschaft nicht zuverlässig genug. Sie haben temporäre Störungen", nennt er den Grund dafür, dass er für sein System auf die leitungsgebundene Datenübertragung setzt.

Eine Ursache für Störungen sind Batterien in den Sensoren. Die Funktechnologie der Enocean-Allianz verzichtet daher darauf. Möglich wird dies durch Energy Harvesting: Die elektrischen Geräte erzeugen die Energie, die sie benötigen, aus der Umgebung einfach selbst. Mögliche Quellen sind die Bewegungsenergie, die beispielsweise beim Betätigen eines Hebels oder Türgriffs frei wird, oder auch solare Energie. Das trägt zusätzlich zur Energieeffizienz bei und macht die Wartung der Sensoren überflüssig. sth

Eine Verwendung dieses Textes ist kostenpflichtig. Eine Lizenzierung ist möglich.
Bitte nehmen Sie bei Fragen Kontakt auf.