Quelle: DEUTSCHE ROCKWOOL

Die Dena bereitet ein Konzept in Deutschland vor

Energiesprong europäisiert industrielle Sanierung

In den Niederlanden hat Energiesprong Verträge für 11.000 Wohnungen. © Energiesprong

Der niederländische Gebäudesanierer Energiesprong hat einen wichtigen Schritt nach vorn gemacht: Sein Konzept der industriellen Sanierung soll in anderen Ländern erprobt werden. In Deutschland ist ein Projekt der Dena dazu in Vorbereitung, in dem Energiesprong seine Erfahrungen einbringt. Die Zielgruppe sind Mehrfamilienhäuser.

Energiesprong will die Gebäudesanierung im industriellen Maßstab betreiben, um die Kosten zu senken. Dafür hat das staatliche Unternehmen Verträge mit mehreren großen Wohnungsgesellschaften in den Niederlanden über die Sanierung von insgesamt 11.000 Gebäuden geschlossen. Sie sollen auf Nullenergiestandard saniert werden.

Die beauftragten Firmen müssen eine Garantie auf die Energieeinsparungen über 30 Jahre geben wobei es ihnen überlassen ist, welche Technologie sie einsetzen. Wenn sich das Konzept als tragfähig herausstellt, sollen weitere 100.000 Wohnungen in den Niederlanden folgen.

In Deutschland sei man bereits mit vier bis fünf großen Wohnungsgesellschaften im Gespräch, die sich für das Konzept interessieren, berichtet Energiesprong-Manager Ron van Erck. "Wir wollen den Markt hier entwickeln und einen Vertrag über zunächst 5000 Einheiten abschließen." In einem Projekt der Dena soll der Markt vorbereitet werden.

Eine weitere Anerkennung für Energiesprong war der Ruf des Wahlkampfteams des französischen Präsidentschaftskandidaten Emmanuel Macron. "Sie haben uns gefragt, ob wir ihnen ein paar Anregungen geben könne", sagt van Erck. Wenn Macron die Wahl gewinnt, könnte sich Energiesprong also auch auf den französischen Markt ausdehnen. Bereits jetzt sei ein achtköpfiges Team von Energiesprong in Frankreich aktiv und habe die ersten 24 Häuser saniert.

Auch einen Sprung über den Kanal hat Energiesprong gemacht und Aufträge für die ersten neun Gebäude im britischen Nottingham bekommen. 100 weitere sollen noch dieses Jahr folgen. In Großbritannien will das Unternehmen auch neue Gebäude im Null-Energie-Standard errichten: "Wir sehen hier wegen des Wohnraummangels einen großen Markt", sagt Ron van Erck.

Jüngster Partner ist das Programm RetrofitNY im amerikanischen Bundesstaat New York. "Die öffentlichen Wohnungsunternehmen dort haben das Problem, dass sie keine Schulden aufnehmen dürfen. Sie können also immer nur Reparaturen machen oder ganz wenig Häuser komplett sanieren", sagt van Erck. Zu diesen Partnern passt das Konzept von Energiesprong, die Sanierung durch öffentliche Partner vorfinanzieren zulassen. Die gesparten Energiekosten gehen dann in die Rückzahlung.

Im Heimatmarkt ist Energiesprong allerdings weiter im Rückstand hinter den ursprünglichen Plänen. 6000 Häuser sollten 2016 saniert sein, hatte Ron van Erck 2016 angekündigt. 1300 seien es dann gewesen, sagt er heute. Hinzu kamen 500 neu gebaute Häuser im Null-Energie-Standard.

Die Internationalisierung sei aber keine Antwort auf langsame Fortschritte im Heimatmarkt gewesen, stellt van Erck klar. "Es war von Anfang an Teil der Strategie von Energiesprong. Wenn man industriell arbeiten will, braucht man einen größeren Markt als die Niederlande", sagt er.

Bei den Wohnungsesellschaften setze das Konzept von Energiesprong aber ein gewisses Umdenken und neue Arten der Entscheidungsfindung voraus. "Für die First Movers ist das nicht immer leicht" hat Ron van Erck erfahren. "Da muss man manchmal etwas Händchen halten." Außerdem hätten die Baufirmen sich oft dafür entschieden, doch erst mal weniger Einheiten zu bauen, um gute Qualität zu liefern. Doch 9000 Häuser in den Niederlanden seien bereits für einen Sanierung durch Energiesprong reserviert. "Es funktioniert, aber es ist nicht einfach", fasst Ron van Erck die Fortschritte zusammen. von Susanne Ehlerding und Pia Grund-Ludwig

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