Quelle: DEUTSCHE ROCKWOOL

Bei Energieschleudern lohnt sich auch Effizienzhaus 70 noch

Dena rechnet Rentabilität von Sanierung durch

Sanierungspotentiale im Mietwohnungsbau bleiben umstritten. Bild: Dena

Die Deutsche Energie-Agentur hat eine Studie zur Rentabilität von Sanierungen vorgelegt. Danach rechnet sich bei 15 Prozent der Energieschleudern die Sanierung zum Effizienzhaus 70.

Die energetische Sanierung zum Effizienzhaus 70 entsprechend der EnEV 2009 rechnet sich für Mieter und Vermieter. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die die Deutsche Energie-Agentur (Dena) vorgelegt hat. Die Aussage gelte allerdings nur für diejenigen 15 Prozent des Bestands, die mehr als 225 Kilowattstunden pro Quadratmeter Wohnfläche verbraten, schränken die Forscher ein.

Die Dena mischt sich damit in die schwierige Debatte ein, wann und unter welchen Umständen sich die Sanierung auch für Vermieter rechnet. In den Gebäuden des Modellvorhabens, die jetzt ausgewertet worden sind, ließe sich eine Sanierung auf Effizienzhaus-70-Standard wirtschaftlich darstellen, sagt die Dena. Die erforderlichen Mieterhöhungen aus energiesparenden Maßnahmen seien bei diesen Gebäuden häufig niedriger als die Energiekosteneinsparung auf Mieterseite und damit gut vermittelbar, so die Dena.

Die Sanierung auf den höheren Standard sei "ökonomisch und ökologisch nachhaltig", argumentieren die Forscher. Zu ähnlichen Ergebnissen zur Rentabilität kommen auch andere Untersuchungen. So sagte Andreas Enseling vom Institut für Wohnen und Umwelt aus Darmstadt bei der Vorstellung einer Studie auf den Energieeffizienztagen in Berlin, dass sich bis einschließlich des KfW-Effizienzhauses 70 die Sanierung in 20 Jahren auch ohne Förderung warmmietenneutral rechne. Nur eine KfW-55-Sanierung sei ohne Förderung nicht warmmietenneutral zu realisieren.

Eine Studie, die das Institut für Wirtschaftsforschung Halle unter Auswertung der Energiekennwerte des Energiedienstleisters ISTA durchgeführt hat, warnt aber davor, die Sanierungspotentiale im Bestand zu überschätzen. Es gebe wenige Untersuchungen, die sich wirklich am Verbrauch orientierten, so die Forscher: "Die Auswertung der Energiekennwerte zeigt zunächst, dass der tatsächliche Energiebedarf in Mehrfamilienhäusern teilweise drastisch unterhalb der in anderen Studien erhobenen, eher auf bautechnischen Beurteilungen fuße", schreiben die Forscher. Auch die von der Dena teilweise kommunizierten Werte von rund 260 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr bezweifeln die Hallenser.

Dietmar Walberg von der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen argumentiert ähnlich. Er verwies in seinem Vortrag auf den Berliner Energietagen darauf, dass der durchschnittliche Heizenergieverbrauch mittlerweile bei 150 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr liege. Deshalb seien Einsparpotentiale von 50 Prozent eher die Ausnahme als die Regel.

Das sehen die Forscher aus Halle ähnlich, je nachdem, welchen Jahrgang die untersuchten Gebäude haben. "Die geringsten Sanierungserträge sind in den Gebäuden im Gründerzeitstil zu beobachten, die höchsten in den zwischen 1958 und 1978 erbauten", schreiben sie. Aussagen, dass im Altbaubestand Einsparungen von bis zu 50 Prozent erreicht werden könnten verweisen sie ins Reich der Märchen.

In Bauten bis 1918 lägen die Einsparpotentiale zwischen 10 und 15 Prozent, so die Zahlen der Forscher aus Halle. "Die Sanierungspotentiale, insbesondere im vor 1978 errichteten Altbau, werden erheblich überschätzt", warnen sie vor zu hohen Erwartungen. Die Debatte, welche Potentiale zur Energieeinsparung im Bestand zu holen sind, wird sich also auch 2011 fortsetzen.

von unserer Redakteurin Pia Grund-Ludwig

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