Quelle: DEUTSCHE ROCKWOOL

Übersicht soll in einem Jahr vorliegen

Institute vergleichen Preise für Effizienzhäuser

Im Lodenareal steht Österreichs größte Passivhaussiedlung. © NH Tirol

Niedrigenergiehaus, Sonnenhaus, Passivhaus und Plusenergiehaus unterziehen sechs österreichische Institute einem Kostenvergleich.

Kostenvergleiche zu energiesparenden Hauskonzepten gibt es häufig nur von Lobbygruppen, die bestimmte Bauweisen und Standards favorisieren. Sechs Institute in Österreich wollen das ändern und gemeinsam die günstigste Bauweise für Öko-Häuser berechnen. Im April 2011 hat das Projekt begonnen, in einem Jahr sollen erste Ergebnisse vorliegen, sagte Harald Mayr, Institutsleiter des Bautechnischen Instituts Linz im Gespräch mit EnBauSa.de.

Die Experten nehmen dabei die vier gängigen Öko-Bautypen Niedrigenergiehaus, Sonnenhaus, Passivhaus und Plusenergiehaus jeweils in den vier Baustoffarten Beton, Holz, Holzspanbeton und Ziegel unter die Lupe und schließen so die Wissenslücken hinsichtlich des Energiebedarfs und der Energieeffizienz von Konstruktionsweisen und Baustoffen. Beteiligt sind das Bautechnische Institut Linz (BTI), die Bautechnische Versuchs- und Forschungsanstalt Salzburg (bvfs), die Forschungsgesellschaft für Wohnen, Bauen und Planen (FGW), die Holzforschung Austria (HFA), das Österreichische Forschungsinstitut für Chemie und Technik (ofi) sowie das Forschungsinstitut der Vereinigung der österreichischen Zementindustrie (VÖZFI). Sie arbeiten gemeinsaman an dem Projekt mit einem Volumen von 245.000 Euro.

In Österreich gebe es, ähnlich wie in Deutschland, Debatten über die Nachhaltigkeit der Förderung der Gebäudesanierung und bestimmter Vefahren, erläutert Mayer den Hintergrund. Es fehle jedoch nicht nur für die privaten Bauherren, sondern auch für die öffentliche Hand bislang ein Vergleich, der die Kosten, CO2-Effekte und Energiebilanzen über den kompletten Lebenszyklus der Gebäude abbilde, so Mayer zur Motivation. Passivhäuser seien in Österreich stark gefördert worden, jetzt gebe es von den Fördergebern auch die Frage, ob man damit auf dem richtigen Weg sei.

Der Sachverstand der sechs Institute, die ihre Stärken in unterschiedlichen Werkstoffen haben, soll für eine Zuverläsigkeit und Akzeptanz sorgen. Ziel ist es, für alle Bauformen, also auch für Passiv- oder Sonnenhäuser, für die eine Ausrichtung nach Süden besonders wichtig ist, weitgehend vergleichbare Grundrisse zu haben, um auch die Kosten gegenüberstellen zu können. Als Muster haben sich die Forscher für ein bereits gebautes Einfamilien-Sonnenhaus mit einer Größe von 120 Quadratmetern entschieden. Damit habe man auch reale Daten, so Mayer. Lage, Ausrichtung, Fenster bleiben dann bei allen Bautypen weitgehend gleich. Die konkrete Bauweise wird im Detail vorgegeben. "Eine große Baufirma liefert uns hier aus ihrem Fundus Kostendaten, die wir dann für einen Vergleich heranziehen können", berichtete Mayr. Bei der Heizung will man Vorgaben machen, die sich an dem orientieren, was derzeit in Österreich hauptsächlich gekauft wird, um die reale Baupraxis und die Präferenzen der Kunden abzubilden.

Spannend am Ansatz der österreichischen Forscher ist, dass in die Bilanz die kompletten Lebenszykluskosten der Gebäude einfließen sollen, inklusive Abriss und Entsorgung. Hier haben aus Sicht von Mayer Verbundwerkstoffe wie Ziegel, die für einen höheren Dämmwert mit Glaswolle gefüllt sind möglicherweise Nachteile, das sie sich schlechter recyceln lassen als sortenreine Stoffe. Beim Lebenszyklus gehen die Annahmen derzeit von 50 Jahren aus. Durch die umfangreiche Datenerhebung will das Projekt einen Beitrag zur Weiterentwicklung und Verbreitung innovativer Gebäudekonzepte leisten. Bestehende Wissens- und Datenlücken, u.a. in Hinblick auf den Primärenergiebedarf unterschiedlicher Baumaterialien, Bau- und Haustechnikkonzepte sowie Baustoffe können so geschlossen werden. Die Experten gehen davon aus, dass ihre Ergebnisse in gleicher Weise im Gebäudeneubau und -sanierung anwendbar sind.

von unserer Redakteurin Pia Grund-Ludwig

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